Olching: Schießstand in Hauptschule:Ausgeschossen

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Ein Schützenverein will Schießstände in der Hauptschule errichten - und die Stadt macht daraus ein gemeinsames Projekt: In Olching sorgte dieses Vorhaben für große Aufregung. Doch nun ist die Stadt plötzlich aus dem Vorhaben ausgestiegen.

Andreas Ostermeier

Siegt die Vernunft in Olching zuletzt doch - mit Hilfe des Geldes, besser gesagt, des fehlenden Geldes? Rund 43.000 Euro fehlen für die Errichtung eines Schützenheims, das mitsamt einer neuen Hauptschule entstehen sollte.

Heftige Debatten hatte es gegeben, als das Vorhaben im Jahr 2009 bekannt geworden war, wenige Wochen nach dem Amoklauf eines 17-Jährigen in Winnenden nahe Stuttgart, bei dem 16 Menschen getötet worden waren: Olching geriet zum Symbol für die im Freistaat nicht seltene Praxis, Schießstände in Schulen und Turnhallen unterzubringen.

Der Bayerische Lehrerverband und das Fürstenfeldbrucker Schulamt protestierten gegen die Pläne, der Bayerische Gemeindetag äußerte seinen Unmut, für die Grünen-Fraktion im Landtag war das Thema Anlass zu einer Anfrage an die Staatsregierung.

Und jetzt steigt die jüngste Stadt Bayerns, die erst vor zwei Wochen ihre Stadterhebung gefeiert hat, aus dem gemeinsamen Projekt mit der Schützengemeinschaft "Gemütlichkeit" aus. Wegen 43.000 Euro. Freilich könnten die Schützen den Bau mit mehreren Schießständen in dem Schulgebäude noch verwirklichen, die Stadt räumt ihnen diese Möglichkeit ein.

Doch die Schützengesellschaft muss das Projekt jetzt in eigener Regie stemmen. Private Bauten kosteten weniger Geld als öffentliche, sagt Olchings Bürgermeister Andreas Magg (SPD) und versucht so, den Schützen den Abschied vom gemeinsamen Vorhaben zu erleichtern.

Doch die fühlen sich nun wohl so alleingelassen und unverstanden wie in den heftigen Diskussionen nach Bekanntwerden der Pläne. Man schieße doch bloß mit Luftgewehren, sagten sie damals und konnten nicht verstehen, dass es Eltern, Lehrer und Politiker gibt, die ihren Sport nicht in Schulen ausgeübt sehen wollen.

Olchings Vereinsreferent Tomas Bauer (CSU) hatte sich besonders für die Belange der Schützen eingesetzt. Weniger gefährlich als Skilaufen oder Hallenhandball sei das Schießen mit einem Luftgewehr, hatte er gesagt und den Bau eines Schützenheims gemeinsam mit einer Mehrzweckhalle als "gerade in Zeiten erhöhter Sparsamkeit richtig" bezeichnet. Doch nun verhindert eben jene Sparsamkeit die gepriesene Lösung.

Die Mitglieder der "Gemütlichkeit" werden wohl weiter auf einen eigenen Schießstand warten und in einer Gaststätte ihrem Sport nachgehen müssen. Kommt es so, sei das zumindest für Olching kein Schaden, sagen die Kritiker des Schießstandes. Denn das Schießen gehöre nicht an eine Schule, der Umgang mit Gewehr oder Pistole sei eben kein Sport wie jeder andere. Das Scheitern des Olchinger Vorhabens kann deshalb auch zum Nachdenken anderswo anregen.

© SZ vom 04.07.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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