Olching:Reflexionen über das Altern

Resistenztheater Germering neue Premiere

René Prock spielt den gescheiterten Schriftsteller Krapp, der anhand von Aufzeichnungen sein Leben kommentiert.

(Foto: Resistenztheater/oh)

Das Resistenztheater verbindet in seiner aktuellen Inszenierung Oscar Wilde und Samuel Beckett

Von Florian Haamann, Olching

Es ist schon ein interessantes Experiment, an das sich das Resistenztheater Germering mit seiner aktuellen Inszenierung heranwagt. Nicht nur, weil man sich dort mit "Das letzte Band" ein Stück von Samuel Beckett, der nicht gerade leichte Kost anbietet, ausgesucht hat. Sondern auch, weil man eben jenes Werk auch noch mit einem der Klassiker der Weltliteratur verbindet: Oscar Wildes Roman "Das Bildnis des Dorian Gray". Auch wenn die beiden Werke auf den ersten Blick nur wenig gemeinsam haben, hat die Regisseurin Anja Hellmann mit ihrem Team etwas herausgearbeitet, das die beiden Texte verbindet: Die Reflexion über die eigene Lebensgeschichte. An diesem Donnerstag feiert das Stück seine Premiere im Olchinger Kom.

Im ersten Teil des Abends werden Szenen aus "Das Bildnis des Dorian Gray" gelesen. Dabei soll laut Hellmann das Leben von Gray nachgezeichnet werden, mit Blick auf seinen Alterungsprozess. Wichtig ist dabei die Frage, wie er mit dem Älterwerden umgeht und damit, dass ihm seine Jugend und Schönheit mit jedem neuen Exzess weiter entgleiten.

Dem gegenüber steht im Anschluss Becketts Einakter "Das letzte Band". Es erzählt die Geschichte des altersschwachen Krapps. Sein Leben lang wollte er erfolgreicher Autor werden, geklappt hat das allerdings nie. Also sitzt er eines Abends zu Hause, isst Bananen und schaut melancholisch drein. Plötzlich durchfahren ihn noch einmal die Lebensgeister, und er beginnt, in seinem Archiv zu kramen. Denn auf Tonbändern hat er sein ganzes Leben festgehalten. Nun hört er Ausschnitte und kommentiert die von jugendlichem Pathos getragenen Erinnerungen mit krächzender Resignation. "Ich war überrascht davon, wie viele Ebenen das Stück hat", sagt Hellmann, für die die Inszenierung ihr Regiedebüt ist. "Am Anfang habe ich gedacht, naja, ich habe das Stück mehrmals gelesen, ich weiß schon, dass Beckett komplex ist, aber ich habe verstanden, worum es geht", erzählt die 31-Jährige, "aber dann haben wir im Team über den Text diskutiert und ihn uns neu erarbeitet und dabei so viele neue Punkte und Themen entdeckt". In der Inszenierung liegt auch hier der Fokus auf dem Umgang mit Krapps Älterwerden.

Das Bühnenbild bei "Das letzte Band" wird beckett-typisch reduziert sein. Ein Stuhl und ein Schreibtisch müssen da als Kulisse reichen. Allerdings hat sich Hellmann etwas einfallen lassen, um die Stimmung des Stückes zu transportieren: Per Videokamera wird das komplette Geschehen festgehalten und gleichzeitig auf mehreren "schwebenden" Fernsehern gezeigt. "Beckett zeigt, wie sich die Figur selbst aufnimmt und es abspielt. Wir wollten das auch auf der Bühne interessant wiedergeben für die Besucher", sagt Hellmann. Gespielt wird Krepp von René Prock, der aktuell auch im Germeringer Roßstall in "Norman, bist du es", einen Kollegen ersetzt, der krankheitsbedingt ausfällt. "Ich habe mich viel mit René ausgetauscht und dabei haben wir interessante Ideen entwickelt", erzählt Hellmann.

Nach den vielen Arbeitsstunden und zahlreichen Proben freut sich Hellmann nun auf die Premiere. Dem Resistenztheater ist sie schon länger verbunden, stand mehrmals als Schauspielerin auf der Bühne. "Bei der vorletzten Premiere durfte ich dann als Regieassistentin arbeiten. Deswegen bin ich froh, dass ich diesmal mein Debüt als Regisseurin geben darf." Erleichtert wurde ihr die Arbeit dadurch, dass das Team des Resistenztheaters über viele erfahrene Mitglieder verfügt, die ihr mit Rat und Tat zur Seite gestanden sind. Auch ihr Team, egal ob Techniker oder Bühnenbildner, habe einen großen Anteil an dem, was nun auf die Bühne kommt.

Theaterabend mit "Das Bildnis des Dorian Gray" und "Das letzte Band" des Resistenztheaters Germering, Premiere am Donnerstag, 3. November, 20 Uhr. Weitere Termine: Freitag, 4. November, und Samstag, 5. November, 20 Uhr und Sonntag, 6. November, 18 Uhr. Karten kosten 12 Euro an der Abendkasse und 11 Euro im Vorverkauf.

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