Olching:Pfarrer Aicher hilft im Kongo

Josef Aicher

Bewegend: Pfarrer Josef Aicher (Mitte) berichtet Rainer Widmann, Karl Schwojer, Andreas Magg und Pfarrer Josef Steindlmüller (von links).

(Foto: Günther Reger)

Olchinger spenden ihrem Ehrenbürger mehr als 30 000 Euro. Damit will er mehrere Aktionen für die Bevölkerung in dem afrikanischen Land starten

Von Anna Landefeld-Haamann, Olching

Nachdem Pfarrer Josef Aicher gesprochen hatte, herrschte betretende Stille im Olchinger Rathaus. Eindringlich und ungeschönt berichtete er während eines Pressegesprächs über die aktuelle Situation in seiner Pfarrei Yaloya im Kongo. Ein Land, das trotz seiner zahlreichen Gold- und Diamantenvorkommen eines der ärmsten der Welt ist, seit Jahren das Schlusslicht des Uno-Entwicklungsindex bildet. "Ich habe gesehen, wie die Menschen dort leben müssen. Es herrschen Chaos und bittere Armut", erzählt der 82-Jährige, der seit 35 Jahren als Missionspfarrer im Kongo lebt. Mit seinen geplanten Hilfsprojekten hofft der Ehrenbürger Olchings und Träger des Bundesverdienstkreuzes erster Klasse, "den Menschen zur Selbsthilfe zu helfen". Doch dies sei ohne die überwältigende Spendenbereitschaft der Olchinger und die Unterstützung durch die Stadt gar nicht möglich gewesen. Aicher ist Transparenz deswegen sehr wichtig: "Jeder Cent, den wir sammeln, kommt auch direkt bei den Menschen an."

So hatte der Pater-Aicher-Kreis gemeinsam mit der Kolpingfamilie Olching und der Stadt Ende letzten Jahres eine große Spendenaktion ins Leben gerufen. Die Malaria wütete zu dieser Zeit in der Pfarrei und mehr als 800 Kinder starben innerhalb weniger Monate an der Tropenkrankheit. Auf einer Benefiz-Veranstaltung im April kamen mehr als 31 500 Euro zusammen. "Eigentlich waren 10 000 Euro unser Ziel. Nie im Leben hätten wir mit so einer hohen Summe gerechnet", sagt Karl-Josef Schwojer, der sich im Team um Pfarrer Aicher um die Finanzen kümmert.

Doch wofür das Geld verwenden? "Entwicklungshilfe ist diffizil und unberechenbar. Oft kommt alles immer ganz anders, als man zunächst gedacht hat", sagt Rainer Widmann, stellvertretender Vorsitzender des Fachausschusses Entwicklungshilfe der CSU und Aichers Berater. Ursprünglich wollte man Medikamente zur Malariabehandlung in Deutschland kaufen und verschicken. Doch da hatte man die Rechnung ohne die kongolesische Bürokratie gemacht. Diese sei etwas schwierig, umschreibt Schwojer die korrupten Zustände in der, dem Namen nach, Demokratischen Republik. Alle Medikamente, die man einführt, müssen geprüft werden. Das kostet pro Medikamentenart rund 11 000 Euro. "Ein Irrsinn! Das wär eine Verschwendung von Spendengeldern gewesen", berichtet Schwojer.

Nach langen Beratungen, unter anderem mit dem Germeringer Ärzte Camp International und der Tropenklinik Tübingen, entschieden sich Aicher und sein Team dafür, neben Medikamenten vor allem mehr Geld für Aufklärungsarbeit und Prophylaxe zu verwenden. So hat man für rund 10 000 Euro Moskitonetze gekauft. Ein Netz kostet rund sieben Euro. Dieses hängt man über ein Bett und kann so bis zu vier Personen, die darin schlafen, vor den Malariaüberträgern schützen. Darüber hinaus will man Pfützen und stehende Gewässer trockenlegen und das weitverbreitete, mehrere Meter hohe "Elefantengras" beschneiden. Denn Moskitos legen ihre Eier vorzugsweise in einer feuchten, schattigen Umgebung. "Das klingt so einfach, wie es wirkungsvoll ist", sagt Widmann. Er weiß aber auch, dass selbst dafür viel Überzeugungsarbeit bei der kongolesischen Bevölkerung geleistet werden muss.

Doch bei der Hilfsaktion will es Pfarrer Aicher nicht belassen. Eines seiner größeren Vorhaben in den nächsten beiden Jahren ist, eine Krankenstation in seiner Pfarrei aufzubauen. Dafür hat er bereits ein Projektteam aus deutschen Ingenieuren, Ärzten und Entwicklungshelfern zusammengestellt. Geplant ist ein Gebäude mit zehn Patientenbetten sowie einem Waschraum, Toiletten und einer Kochgelegenheit. Der OP-Raum, das Entbindungs- und die vier Behandlungszimmer sollen mit elementaren, medizinischen Hilfsmitteln wie EKG, Ultraschall und einem Sterilisationsgerät für medizinische Instrumente ausgestattet werden. Insgesamt 50 000 Euro werden dafür benötigt. "Auf keinen Fall darf man sich eine Krankenstation nach europäischen Maßstäben vorstellen", so Widmann. Es scheitere dabei nicht am guten Willen der Helfer, sondern oft daran, dass zu komplizierte Geräte und Ausstattungen von den kongolesischen Pflegern und Ärzten nicht angenommen werden.

Zwanzig Jahre, so schätzt Aicher, wird es noch dauern, bis die Lage in seiner Pfarrei stabil ist. Doch das schreckt ihn nicht. Anfang November geht es für ihn erst einmal zurück zu seinen Brüdern und Schwester.

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