Olching:Odyssee für Eilige

Olching: Auf einer Galeere fahren die Eroberer Trojas, verkörpert durch die Theatergruppe "Timeles" des Gymnasiums Olching, in einer zehnjährigen Odyssee quer durch die griechische Antike.

Auf einer Galeere fahren die Eroberer Trojas, verkörpert durch die Theatergruppe "Timeles" des Gymnasiums Olching, in einer zehnjährigen Odyssee quer durch die griechische Antike.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Die Theatergruppe des Gymnasiums Olching inszeniert Homers Klassiker im Schnelldurchlauf. Dabei beschränken sich die Schüler auf die bekanntesten Szenen des Stückes

Von Katharina Knaut, Olching

Besucht man eine Theatervorstellung, bei der Homers Odyssee auf dem Plan steht, stellt man sich auf einen langen Abend ein. Wenn dann auch noch ein Mitglied der Theatertruppe kurz vor Beginn auf die Bühne kommt und verkündet: "Wenn Sie etwas zu trinken möchten, sollten Sie sich jetzt etwas holen. Es wird keine Pause geben", kann man ein Stöhnen kaum noch unterdrücken. Zehn Jahre Irrfahrt durch die griechische Sagenwelt an einem Abend - ohne Pause. Umso überraschter ist man, als die Schauspieler sich nach nicht einmal einer Stunde bereits wieder vor dem Publikum verbeugen und lächelnd ihren Applaus entgegennehmen.

Die Theatergruppe "Timeless" des Gymnasiums Olching hat geschafft, was auf im ersten Moment unmöglich scheint - den Stoff Homers in nicht einmal 60 Minuten zu packen. Freilich beschränken sie sich dabei auf die bekanntesten Szenen, wie den Sieg über Troja, die Gefangennahme durch den Zyklopen, die Begegnung mit der Zauberin Circe und die Vertreibung der Freier aus Odysseus' Schloss. Die Darstellung wechselt dabei zwischen Standbildern, in denen jeweils wechselnde Kommentatoren die Handlung erzählen, und klassischem Schauspiel. Eine feste Rollenverteilung gibt es dabei nicht, allein Odysseus wird von mindestens einem Dutzend verschiedenen Schauspielern verkörpert. Die Szenen wechseln in rascher Folge, und einem Zuschauer, der nur wenig mit der Materie vertraut ist, dürfte es manchmal schwer fallen, der Handlung zu folgen. Auch ist es in der kurzen Zeit kaum möglich, die Komplexität oder tiefere Bedeutungen der Odyssee zu vermitteln.

Das wird jedoch durch die Kreativität der Darstellung wieder wettgemacht, in denen teilweise zum Ausdruck kommt, dass einer der betreuenden Lehrer als Kunstlehrer tätig ist. Für die Szenen verwenden die Schauspieler nicht mehr als viele weiße Kartonwürfel, einige Holzstäbe, eine Kamera, die live übertragt, und einen Fallschirm. Das Bühnenbild besteht dabei aus einem Tuch an der Wand, auf das je nach Szene der entsprechende Hintergrund projiziert wird, wie das Meer oder antike griechische Säulen. Die Schüler beweisen jedoch, dass man im Zweifelsfall auch nicht mehr braucht, um eine Szene zum Leben zu erwecken. In Sekundenschnelle verwandeln sie die Bühne in eine Galeere, in die Höhle des Zyklopen oder das Schloss Odysseus' auf Ithaka. Hauptutensilien sind dabei die Würfel, die die Schüler beispielsweise für die Galeere hintereinander aufstellen, sich darauf setzen und mit Stöcken in einem imaginären Meer paddeln. Kommt ein Sturm auf, klettern ein paar der Schauspieler unter den Fallschirm, nehmen ihn hoch und laufen so an der Galeere vorbei, dass auch sie vollständig von dem Tuch eingehüllt ist und man nur wenig Fantasie braucht, um sich ein von Winden geschütteltes Boot auszumalen. So lange, bis der Sturm, beziehungsweise der Fallschirm, weitergezogen ist und nur noch ein paar versprengte, ermattet am Boden liegende Helden zurücklässt. Götter und andere Mythengestalten werden als riesige, schwebende Köpfe auf einer Leinwand dargestellt, projiziert von einer Kamera, die sich die Schüler vor das Gesicht halten.

Obwohl sich die Inszenierung der Schüler sehr an den klassischen Szenen orientiert und die Schüler meist Teile des Originaltextes verwenden, haben sie manche Szenen etwas moderner gestaltet. So wird am Eingang der Unterwelt der Fluss Styx mit dem schrecklichen Wächterhund Zerberus kurzerhand durch einen gewöhnlichen Schalter und einen gelangweilten Beamten ersetzt, der Odysseus ohne Umstände den Weg zum verstorbenen Seher Teiresias weist, der ihm, wieder in gestelzten und gewundenen Phrasen, Ratschläge für die weitere Reise gibt. Gewicht bekommen die gesprochenen Texte dadurch, dass die Schauspieler mehr auf die Intonation achten, als auf ihre Mimik und Gestik. So hat es eine ungleich eindruckvollere Wirkung, wenn sie mit stoischem Gesichtsausdruck im imaginären Meer auf ihrer aus Würfeln bestehenden Galeere fahren und die Worte sprechen: "Wir sind froh ob der bestandenen Gefahr, doch ohne die geliebten Gefährten."

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