Die Fahrbahn der Hermann-Böcker-Straße in Olching trennt Wohnhäuser und große Gewerbebauten. Über die Straße erfolgt der Anlieferverkehr für einen Großmarkt und das Lager eines Vertriebs für Kinderspielgeräte. Das schafft Konflikte, beispielsweise wenn sich Anwohner in ihrem Schlaf gestört fühlen, weil schon morgens ein Lastwagen ankommt und der Fahrer den Motor laufen lässt, während er darauf wartet, dass sein Truck entladen wird.
Herbert Kanz, stellvertretender Inspektionsleiter der Olchinger Polizei, bestätigt, dass es regelmäßig Beschwerden wegen der Sattelschlepper gibt, die vor dem Lager parken. Laut Kanz haben Streifenbeamte auch schon Bußgeldbescheide ausgestellt.
Jürgen Sedlmayr, Geschäftsführer der Firma Gartenpirat, der das Lager gehört, räumt ein, dass der Lastwagenverkehr in diesem Jahr zugenommen habe. Der Grund dafür ist nach seiner Aussage, dass die Firma heuer viel mehr Bestellungen erhalten hat als in den beiden vergangenen Jahren. Doch das Geschäft läuft laut Sedlmayr nur wenige Monate im Jahr, so zwischen vier Wochen vor Ostern und zwei bis drei Wochen nach Pfingsten. Nur in dieser Zeit hätten Kunden Verlangen nach Klettergeräten, Schaukeln oder Sandkästen, sagt der Geschäftsführer. Denn wer seinen Garten für den Sommer herrichtet, der tut dies eben im Frühjahr.
Von 7 Uhr morgens an dürfen die Lastwagen in der Hermann-Böcker-Straße entladen werden. Verstöße gegen diese Vorschrift sind laut Sedlmayr gar nicht möglich, weil seine Mitarbeiter vor 9 Uhr gar nicht im Lager seien, sagt der Geschäftsführer. Zu welcher Zeit Lastwagen vor dem Lager ankommen, das kann Sedlmayr jedoch nicht steuern, denn die Lieferungen der Teile für die Spielgeräte stammen vielfach aus Osteuropa. Oftmals fahren die Lkw aus Polen und Estland nach Olching, da kann es schon passieren, dass ein Truck morgens zu früh dran ist.
In der Hermann-Böcker-Straße werden aber nicht nur angelieferte Teile entladen, sondern auch Spielgeräte und Gartenmöbel verladen. Die meiste Ware verkauft die Firma Gartenpirat, die ihren Sitz in Bergkirchen hat, an Kunden innerhalb von Deutschland. Doch auch nach Italien oder Frankreich wird verkauft und transportiert.
Aus der Anwohnerschaft gibt es auch Beschwerden darüber, dass die Sattelschlepper auf der Straße be- und entladen werden. Olchings Bürgermeister Andreas Magg (SPD) sagte, dass dies erlaubt sei, auch wenn in der Straße ein Halteverbot gelte. Freilich müsse der Gabelstapler, mit dem die Paletten von den Lkw gehoben werden, dafür eine Zulassung besitzen. Darauf habe die Stadt die Firma hingewiesen.
Nach Maggs Worten hat die Verwaltung auch wiederholt deutlich gemacht, dass die Trucks nur bis 18 Uhr in die Straße einfahren dürfen, um entladen zu werden. Hält sich das Unternehmen an die Auflagen, dann sei nichts zu beanstanden, sagte Magg und verwies darauf, dass eine gewerbliche Nutzung an dieser Stelle schon lange zulässig sei. Ähnlich sieht es das Landratsamt Fürstenfeldbruck. Laut Sprecherin Pia Schmahl hat die Behörde an dem Betrieb des Lagers derzeit nichts zu beanstanden.
Um die Anwohner nicht zu sehr mit Verkehrslärm zu belasten, darauf weist Bürgermeister Magg hin, ist die Hermann-Böcker-Straße auch schon längere Zeit für den Durchgangsverkehr gesperrt. Poller verhindern, dass Autos von dort aus in die viel befahrene Dachauer Straße gelangen oder aus dieser einfahren können.
Den Konflikt zwischen dem Ruhebedürfnis der Anwohner und der Geschäftstätigkeit seiner Firma sieht Sedlmayr sich demnächst wieder entspannen. So ist das Be- und Entladen auf der Straße abhängig von der großen Auftragslage in diesem Jahr. Teilweise habe es in der Lagerhalle und im Hof keinen Platz mehr gegeben, sagte Sedlmayr. Doch der Bestand an Gartenmöbeln und Spielgeräten werde jetzt abgebaut. In wenigen Wochen sei das Geschäft für dieses Jahr ohnehin vorbei, sagte der Geschäftsführer.