Olching:Mensch, Mut, Maschine

Speedway

"Wer zurückzieht, verliert", sagt ein Fahrer: Szene vom Speedway-Rennen am vergangenen Sonntag in Olching.

(Foto: Günther Reger)

Gut 1000 Zuschauer verfolgen gebannt den Saisonauftakt auf der Olchinger Speedway-Bahn

Von Felix Schulz, Olching

Nur ein zwischen zwei Pfosten gespanntes Seil hält die Maschinen noch von ihrem wilden Ritt ab. Wie das Hufenscharren von Rennpferden dringt das kreischende Aufheulen der Motoren durch das Stadion der Speedway-Piste in Olching. Der Schiedsrichter gibt den Start frei, das Seil schnalzt nach oben und die wilde Jagd ist eröffnet. René Deddens kommt nicht optimal von seinem Startplatz weg, als Dritter geht er mit ungefähr 70 Stundenkilometer in die erste Kurve hinein, Rad an Rad kämpfen die vier Fahrer um jeden Meter.

"Wer zurückzieht, verliert", erklärt René Deddens am Sonntagmittag, eine Stunde vor Beginn des "Speedway-Cups", der inoffiziellen zweiten Bundesliga des Sports. Seit vier Jahren fährt er nun schon als Teamkapitän für den Motorsport Club (MSC) Olching, mit dem Speedway angefangen hat der 24-Jährige bereits im zarten Alter von fünf Jahren. Seine Eltern waren stets große Fans des Sports, dementsprechend war dessen Ausübung nicht weit her. Entspannt sitzt er in einem Campingstuhl im Fahrerlager, während seine beiden Mechaniker letzte Feinjustierungen am Motorrad nach dem freien Training am Morgen vornehmen. "Die Abstimmung von Mensch und Maschine ist das Allerwichtigste", betont Deddens.

Um 14.30 ist es dann endlich so weit, die ersten vier Fahrer des MSC Olching, MSC Diedenbergen, AC Landshut und MC Güstrow gehen an den Start der 359 Meter langen Kalksandstrecke unter dem Applaus der rund 1000 Zuschauer. Jedes Team tritt mit vier Fahrern zu insgesamt 24 Läufen an. Für die vier Runden eines Laufs benötigen die in Etwa 75 PS starken Motorräder bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 81 Stundenkilometern eine knappe Minute. Dabei wird gedrängelt und geschnitten, mehr oder weniger absichtlich kommt es bei den hart umkämpften Duellen zu Berührungen, denn jeder will die schnellstmögliche Linie fahren. "Die Geschwindigkeit, das Adrenalin, die Zweikämpfe", so bringt René Deddens die Faszination des Sports auf den Punkt. Das Rennenfahren sei für ihn wie eine Droge. Neben zweimaligem Training auf der Piste besucht er jede Woche dreimal das Fitnessstudio, um vor allem seinen Rumpf zu stärken. Der muss nämlich auf dem Sattel höhere Beschleunigungen als beim Formel 1 aushalten - und das ohne Bremsen am Motorrad. Unfälle sind unter solchen Bedingungen unvermeidlich. Am Ostersonntag hat sich Deddens bei einem Sturz eine schwere Gehirnerschütterung zugezogen, sein Teamkollege Valentin Grobauer hat sich vor zwei Jahren sogar zwei Brustwirbel gebrochen, wie dessen Mutter Helga auf den Zuschauerrängen erzählt. Wenn ihr Sohn um die Kurven drischt, faltet sie die Hände vor dem Mund zusammen: "Manchmal habe ich schon noch Angst, aber das ist das, was er machen will." Auf der anderen Stadionseite sitzt der siebzigjährige Peter Lachenschmid, der die Rennen seit 50 Jahren schon besucht: "Früher war hier alles voll mit Tausenden Zuschauern", berichtet er und blickt auf die spärlich besetzten Grünflächen gegenüber.

An die fulminante Leistung mit 53 von 57 möglichen Punkten am vergangenen Wochenende konnte der MSC Olching leider nicht anschließen und musste sich vor heimischen Publikum dem AC Landshutdenkbar knapp mit 33 zu 34 Punkten geschlagen geben. "Wir sind natürlich enttäuscht", bilanziert Sportdirektor Stephan Wunderer, "doch als Team gewinnt man nicht nur gemeinsam, sondern verliert auch zusammen."

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