Baumbestand:Mehr Schutz für Bäume

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Bäume wie jene, die rund um die Kirche Sankt Peter und Paul stehen, prägen nicht nur das Stadtbild, sondern fördern die Luft- und Lebensqualität. Damit das auch so bleibt, hat ein Olchinger nun eine politische Diskussion über eine Baumschutzverordnung angestoßen. (Foto: Günther Reger)

Lukas Pollmann hat den Eindruck, dass im Stadtgebiet mehr gefällt wird. Seine Forderung nach schärferen Vorschriften wird im Rathaus mit wenig Begeisterung aufgenommen

Von Julia Bergmann, Olching

Die Zahl der Baumfällungen in Olching nimmt zu, findet Lukas Pollmann. Der Olchinger spricht von Hunderten Bäumen sowohl auf städtischen als auch auf privaten Grundstücken, die in den vergangenen zwei Jahren verschwunden seien. Nun fordert er eine Baumschutzverordnung, wie sie etwa im benachbarten Gröbenzell gilt. Dort brauchen Privatleute eine Genehmigung, wenn sie einen Baum auf ihrem Grundstück fällen möchten. Dass es eine solche Regelung in Olching noch immer nicht gibt, ist für Pollmann nur schwer nachzuvollziehen. "Die Fairtradstadt Olching tritt die Natur vor ihrer Haustüre offensichtlich täglich mit Füßen", meint er.

Beschwerden wie diese sind bei der Stadt nicht unbekannt, bestätigt Rathaussprecherin Julia Henderichs. Gerade in den vergangenen Wochen hätten sich Anrufe von Einwohnern zu diesem Thema gehäuft. Wie Bürgermeister Andreas Magg (SPD) betont, liege das allerdings nicht daran, dass die Stadt tatsächlich seit Jahren im großen Stil Bäume fällt. Die Arbeiten würden lediglich derzeit stärker auffallen, meint er. Immerhin gilt von 1. März bis 30. September eine Schonfrist, innerhalb der es gesetzlich verboten ist, Fällungen vorzunehmen. Noch anstehende Arbeiten mussten also vor Ablauf der Frist in den vergangenen Tagen abgeschlossen werden. Dazu betont der Bürgermeister allerdings: "Es wird nur Notwendiges geschnitten."

Grundsätzlich muss zwischen Fällungen auf städtischen und auf privaten Grundstücken unterschieden werden. Auf städtischen Grundstücken müssen Bäume etwa dann weichen, wenn sie von einer Krankheit oder bestimmten Schädlingen befallen sind. "Von außen ist das für den Laien nicht immer erkennbar", sagt der Bürgermeister. Mitunter könnten befallene Bäume auf den ersten Blick völlig gesund wirken. Fällungen sind aber auch dann nötig, wenn Bäume zum Sicherheitsrisiko werden. Wenn etwa ein nicht mehr fest verwurzelter Stamm plötzlich kippt, könnte er Passanten verletzen, erklärt Magg. Das kann schnell zu einer Haftungsfrage für die Stadt werden, denn sie hat die sogenannte Verkehrssicherungspflicht. Grundsätzlich beurteilt das Forstamt gemeinsam mit dafür geschulten Mitarbeitern des Bauhofs, wann und wo ein Baum weichen muss.

Werden hingegen Bäume auf Privatgrundstücken gefällt, kann die Stadt nur in Spezialfällen mitsprechen. Dann etwa, wenn die betreffenden Gehölze im Bebauungsplan festgesetzt sind. "Diese sind zu erhalten. Wenn sie trotzdem jemand fällt, muss er sie gleichwertig ersetzen", erklärt der Bürgermeister. "Das kann im Zweifelsfall extrem teuer werden." Je älter der Baum ist, der ersetzt werden muss, desto teurer. Der Stadt seien derlei Einzelfälle bekannt und diese würden auch mit Nachdruck verfolgt. "In diesem Sinne gibt es eine Baumschutzverordnung in Olching", sagt Magg.

Ein so ausgefeiltes Regelwerk wie es in Gröbenzell gilt, ist für den Bürgermeister in Olching allerdings unvorstellbar. Wer in seinem privaten Garten einen Baum entsorgen möchte, der nicht im Bebauungsplan festgesetzt ist, braucht dafür keine Genehmigung und muss auch keine Ersatzpflanzung vornehmen. Geht es nach Magg, soll das auch so bleiben. "Ich finde eine gewisse Freiheit in der Gestaltung des eigenen Grund und Bodens sollte man belassen", sagt er. "Man soll nicht alles überregulieren." Ohnehin fraglich wäre, wie die Stadtverwaltung die Einhaltung einer solchen Verordnung überprüfen könnte. Wohl gar nicht, meint Magg. Den Gedanken, dass Mitarbeiter in die privaten Gärten der Olchinger schauen, um zu checken, ob noch alle Bäume stehen, findet er abwegig.

Für Lukas Pollmann steht fest, er möchte das Thema in einer der kommenden Stadtratssitzungen in der aktuellen Viertelstunde ansprechen. Er hofft dann, mit seinen Argumenten eine politische Debatte anstoßen zu können.

© SZ vom 03.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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