Engagement in der Region:Lokal handeln für die Welt

Auf 20 Jahre Vereinsgeschichte blickt die Olchinger Agenda 21 zurück. In der Kulturwerkstatt am Mühlbach feiert die Gruppe nicht nur Geburtstag, sondern zeichnet auch drei Unternehmen für ihre Nachhaltigkeit aus

Von Julia Bergmann, Olching

Auf 20 Jahre Vereinsgeschichte blickt die Olchinger Agenda 21 zurück. Den Ehrenamtlichen, die sich seit zwei Jahrzehnten für Nachhaltigkeit, ob auf sozialer, ökologischer oder ökonomischer Ebene einsetzen, würdigte am Sonntag nicht nur Agenda-21-Sprecher Peter Wehrle, sondern auch Bürgermeister Andreas Magg (SPD) bei einer Feier in der Kulturwerkstatt am Olchinger Mühlbach.

Magg steht hinter dem Rednerpult im Gretl-Bauer-Saal und hält einen winzigen roten Apfel in die Höhe. Die perfekt geformte Frucht stehe als Sinnbild für die Olchinger Agenda-21-Gruppe: "Wunderschön, aber klein. Er dürfte ruhig ein bisschen größer sein", sagt er. Derzeit zählt die Gruppe etwa 30 Mitglieder, zehn davon gehören laut Wehrle zum aktiven Kern. Tatsächlich, erklärt der Sprecher bereits vorab, habe die Gruppe das gleiche Problem, wie so viele Vereine im Landkreis: "Die Manpower ist eine unserer größten Sorgen", sagt er. Es sei schwierig, junge Menschen für den Einsatz um mehr Nachhaltigkeit im Landkreis zu begeistern, zumindest wenn es dabei um Vereinsarbeit gehe. Einen Vorwurf will Wehrle den Jungen nicht machen, wisse er doch, dass viele sich zunächst um die Karriere und Familienplanung kümmern wollen.

Ohnehin steht an diesem Tag das Feiern im Vordergrund. Vor allem an die bisher erreichten Erfolge wird dabei erinnert. "Wir haben vieles nicht alleine geschafft, sondern immer in Zusammenarbeit mit anderen", betont Wehrle. Zu den Meilensteinen gehöre nicht nur der Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs, etwa durch optimierte Buslinien oder die Etablierung des Ruftaxis, sondern auch der Verbesserung des Radwegekonzepts oder aber die Schaffung einer Streuobstwiese, auf der Kinder die Möglichkeit haben, Insektenhotels und Honigbienenkästen kennen zu lernen. "Recht stolz sind wir auch darauf, dass wir uns jetzt Fair-Trade-Stadt nennen dürfen", sagt Wehrle.

Olching: Jubiläum 20 Jahre Agenda 21

Geballte Information: Im Untergeschoss der Olchinger Kulturwerkstatt am Mühlbach klärt Agenda-21-Mitglied Barbara Trinkl eine Besucherin über die Leitlinien und Zielsetzungen des Vereins auf.

(Foto: Johannes Simon)

Während der Feier würdigt der Sprecher auch den Einsatz der beiden "Geburtshelfer" der örtlichen Agenda-21-Gruppe und erinnert an die Anfänge, die laut Wehrles Auffassung bereits ins Jahr 1972 zurückreichen. Damals wurden die Ergebnisse einer Erhebung präsentiert, die der Club of Rome in Auftrag gegeben hatte. Der Titel der Studie: "Die Grenzen des Wachstums". Sie zeigte, dass das Handeln einzelner auf lokaler Ebene weltweite Auswirkungen hat. "Daher unser Motto: global denken, lokal handeln", so Wehrle". Es sollte noch 20 Jahre dauern, bis schließlich 172 Staaten auf einer Konferenz der Vereinten Nationen in Rio de Janeiro beschlossen, Leitlinien zur nachhaltigen Entwicklung für das 21. Jahrhundert festzulegen. Zur gleichen Zeit in Olching verfolgt Knut Hüneke diese Entwicklung und denkt: "Lokal handeln heißt, etwas auf die Beine zu stellen." Er sucht Kontakt zur Volkshochschule, trifft dort auf Mechthild Kaufmann und Schritt für Schritt stellen die beiden ab 1997 immer mehr Workshops zum Thema Agenda 21 und Nachhaltigkeit auf die Beine. Erst 1999 folgte schließlich der Stadtratsbeschluss, offiziell einen örtlichen Agenda-21-Verein gründen und unterstützen zu wollen.

Gefeiert wurde am Sonntag aber nicht nur das Jubiläum der Gruppe, sondern auch die Auszeichnung dreier lokaler Betriebe, die sich durch ihr verantwortungsvolles und nachhaltiges Unternehmertum auszeichnen. In diesem Jahr ging der Preis an den landwirtschaftlichen Betrieb Hartl-hof, der von Franz und Josef Hartl geleitet wird, das Hotel Schiller, betrieben von Harald Schöffler und Ute Spöttl, und die Spenglerei Sieber, die von Markus Sieber geführt wird.

Olching: JubilÅ um 20 Jahre Agenda 21

Die Preisträger, Laudatoren sowie Bürgermeister Andreas Magg (vierter von rechts) setzen sich für die soziale, ökologische und ökonomische Nachhaltigkeit auf lokaler Ebene ein.

(Foto: Johannes Simon)

Sie alle erfüllen die Kriterien der Jury. Darunter die zukunftsfähige wirtschaftliche Leistungsfähigkeit, die soziale Absicherung der Mitarbeiter und die Förderung des Gemeinwohls, sowie Maßnahmen zum Umweltschutz und zur Ressourcenschonung und die Förderung der Attraktivität des Standorts Olching. Freilich seien die Kriterien überschaubar, räumt Wehrle ein, dem komplexen Kriterienkatalog des deutschen Nachhaltigkeitskodexes etwa entspräche das nicht. Man wolle mit der Auszeichnung dennoch Unternehmen dazu anspornen, mehr in Sachen Nachhaltigkeit zu unternehmen, und habe die Kriterien zunächst bewusst niedriger gesetzt, sagt Wehrle. Was noch nicht ist, kann ja noch werden.

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