Olching:Liebäugeln mit der Gemeinschaftsschule

Bei der Olchinger CSU gibt es Sympathien für ein längeres gemeinsames Lernen - ganz im Gegensatz zur Haltung der Landespartei.

Karl-Wilhelm Götte

Landauf, landab preist die bayerische SPD ihr Modell einer Gemeinschaftsschule an. Die CSU lehnt es üblicherweise ab - diese Form einer längeren gemeinsamen Schulzeit gefällt ihr nicht. In Olching ist das anders: Dort kann sich CSU-Stadträtin Karin Stürzer vorstellen, das Konzept der SPD-Fraktion für eine Gemeinschaftsschule mitzutragen. Das würde bedeuten, dass Olchinger Kinder nicht mehr nach Puchheim oder Maisach ausweichen müssten, sondern am Ort einen Realschulabschluss machen könnten. Kürzlich haben die Stadträte die Stadtverwaltung beauftragt, eine entsprechende Vorlage zu erarbeiten.

Die SPD will mit Hilfe eines Standortgutachtens herausfinden, ob die Schülerzahl für die Errichtung einer Gemeinschaftsschule ausreicht. Die würde ein gemeinsames Schulangebot für alle Kinder bis zur neunten oder zehnten Klasse haben. Erst danach entscheiden sich die Schüler, einen Qualifizierenden Hauptschulabschluss, den Realschulabschluss oder Abitur zu machen. Der Zugang zur Gemeinschaftsschule soll für alle Kinder ohne Übertrittszeugnis möglich sein. "Damit entfällt der immense Notendruck, der in der vierten Klasse herrscht", heißt es im SPD-Antrag. Sie betrachtet die neue Schulform als "freiwilliges und zusätzliches Angebot in der Schullandschaft". Der Elternwille sei entscheidend für die Schulwahl.

Die CSU auf Landesebene hat bislang keine Sympathie für das SPD-Modell gezeigt und es abwertend als "Einheitsschule" etikettiert. "Die CSU in Olching ist in der Sache noch gespalten - etwa halbe, halbe", räumt Stürzer ein. "Haupt- und Realschule zusammen in einer Schulform würde erst einmal reichen", weicht die Schulreferentin des Stadtrats vom SPD-Konzept etwas ab. Die Lehrerin und Mutter von drei Kindern ist jedoch eine langjährige Kritikerin des dreigliedrigen Schulsystems, das nach der Einführung der sechsstufigen Realschule "die Hauptschule endgültig zur Restschule gemacht hat", so Stürzer. Sie ist, wie die SPD, entschieden gegen die frühe Auslese in der vierten Klasse. "Das ist für die Schüler, aber auch für die Lehrer nicht mehr tragbar", kritisiert Stürzer die aktuelle Lage sehr heftig.

Die Kommunalpolitikerin hat immer wieder erlebt, dass Schüler in der falschen Schule landen. "Es gilt die Schulformen der Zeit anzupassen", fordert sie. Stürzer würde die Gemeinschaftsschule in Olching gerne als Pilotprojekt laufen lassen. Die Schüler könnten in Nebenfächern wie Geographie, Biologie oder Sport gemeinsam unterrichtet werden, meint sie. In den Hauptfächern wären Leistungsgruppen denkbar. Wie die SPD hält auch Stürzer die geplante neue Hauptschule im Schwaigfeld durchaus für geeignet, die neue Schulform zu beherbergen. Die etwa 15 Millionen Euro teure Schule ist bisher auf zwölf Klassen ausgelegt, kann aber per Anbau um vier weitere erweitert werden. Somit könnten dort etwa 450 Schüler untergebracht werden. Das senke die Beförderungskosten. Diese Mittel könnten an anderer Stelle für Bildung eingesetzt werden, hieß es in der Diskussion.

Mit Olchings Bürgermeister Andreas Magg (SPD) ist Stürzer immer wieder zu Tagungen und Besprechungen in Sachen neue Schulform unterwegs. Auch für Magg ist das neue Schulgebäude an der Georgenstraße, das 2013 fertig gestellt sein soll, für eine Gemeinschaftsschule geeignet. Da das Olchinger Gymnasium überlaufen ist, hält Magg auch einen gymnasialen Abschluss an der neuen Schulform für möglich. Doch das sei "Zukunftsmusik", sagt er, denn für ein Pilotprojekt fehlt bislang eine gesetzliche Grundlage. "Ehe ein Konzept umgesetzt werden kann, wird es noch dauern", sagte der Bürgermeister.

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