Olching:Krach im Motorsportklub

Beim MSC Olching kommt es zur Kampfabstimmung um Vorsitz

Von Christoph Leischwitz, Olching

Es ist der Höhepunkt eines Generationenkonflikts, obwohl die Protagonisten selbst gar nicht so weit auseinander liegen: Der 40-Jährige Stefan Lochner kandidiert am Samstagabend um das Amt als Präsidenten beim MSC Olching - und will so den 56-jährigen Jürgen Betz nach Möglichkeit in einer Kampfabstimmung ablösen. Es fehle ihm an konkreten Perspektiven, und er sei nicht der einzige im Verein, dem es so gehe, sagt Lochner zur Begründung. "Die Wahl ist eine Richtungsentscheidung. Wo wollen wir in zwei, drei Jahren sein - so etwas fehlt mir komplett." Der aktuelle Präsident kontert: "Es ist sein gutes Recht, sich profilieren zu wollen", sagt Betz über Lochner. Er selbst habe schon "ein bisserl eine Ahnung", wie man einen Verein führe, diese Ahnung könne Lochner schwerlich haben. Darüber hinaus finde er es "nicht dienlich, wenn in Zeiten des Vereinssterbens so viel Unruhe" in den eigenen Verein getragen werde.

Der Ausgang der Abstimmung auf der Jahreshauptversammlung scheint völlig offen. Doch Lochner hat offenbar schon einige Mitglieder auf seine Seite ziehen können. Vor knapp vier Jahren - kurz nach dem Betz Präsident wurde - trat er dem Speedway-Klub bei, bot sich sogleich als zweiter Schriftführer an und kümmerte sich um Sponsorenakquise und Öffentlichkeitsarbeit. Er war allerdings wegen Differenzen mit Betz im Mai 2013 von diesem Amt zurückgetreten. Profilierungssucht weist Lochner aber weit von sich: "Ich wäre schon zufrieden, wenn meine Bewerbung zu einem Umdenken im Verein führt" - unabhängig davon, ob er gewählt wird oder nicht.

Intern entzündete sich Streit meist an denselben Themen, zum Beispiel an Frage der Nutzung neuer Medien. Betz, als Fahrer mit dem MSC-Team einst Zweitliga-Meister und seit 27 Jahren Mitglied, gilt diesbezüglich als altmodisch. Die MSC-Facebook-Seite hält er für eher unwichtig, ergo auch PR-Aktivitäten wie Gewinnspiele oder regelmäßiges Posten in den sozialen Medien. Lochner führt dagegen ins Feld, dass fast 40 Prozent der aktuellen Mitglieder 55 Jahre oder älter sind, und der Verein dringend verjüngt werden müsse. "Olching wächst um 30 Prozent, unsere Mitgliederzahlen aber nicht", gibt Lochner mit Blick auf die Bevölkerungsentwicklung zu bedenken. Er ist davon überzeugt, auch mehr Zuschauer ins Stadion locken zu können, vor allem bei den Veranstaltungen abseits der Event-Zugpferde Fronleichnamsrennen (dieses Jahr am 4. Juni) und dem Rennen ums Goldene Band (13. September). Damit meint er etwa den ADAC-Bayern-Cup am 2. Mai oder den Speedway-Team-Cup einen Tag später.

Und man habe auch unterschiedliche Auffassungen im Umgang mit potenziellen Sponsoren gehabt, sagt Lochner. Er berichtet von Fällen, in denen er mögliche Kooperationen ausgehandelt habe, diese hätte Betz jedoch abgelehnt. Oft deshalb, weil Lochner nach Betz` Geschmack potenziellen Geldgebern zu viele Zugeständnisse gemacht hätte, wie einen eigenen Verkaufsstand an Renntagen. Und überhaupt: "Eigentlich gibt es überhaupt kein richtiges Marketing-Konzept. Wir arbeiten eigentlich wie zu Turnvater Jahns Zeiten", so Lochner. Ein Gewicht hätte sicherlich die Stimme von Olchings berühmtesten Speedway-Fahrer Martin Smolinski. Doch Deutschlands einziger Grand-Prix-Fahrer hält sich bedeckt, er spricht vom MSC als "gesundem Verein, wahrscheinlich dem bekanntesten im Landkreis". Auf seiner Website findet sich aber auch oft der Satz: "Stagnation ist Rückschritt, gerade im Rennsport."

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