Olching:Kinderträume in Plastik und Blech

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Die Ausstellung "Global Players" zeigt Spielzeug aus Afrika. Zu sehen ist dabei mehr als nur Handwerk

Von Julia Bergmann, Olching

Acht kleine Schaukästen stehen im Foyer des Olchinger Rathauses, im Untergeschoss noch einige mehr. Darin befinden sich winzige Objekte, gefertigt aus feinem bunten Draht, aus weggeworfenem Plastikmüll, leeren Blechdosen, verwittertem Holz, Lehm und angerostetem Metall. Es geht nicht um ein Umweltprojekt einer Olchinger Schulklasse. Zu sehen ist in den Glasschränkchen ein Stück Lebenswelt afrikanischer Kinder. Es sind selbst gebastelte Spielzeuge, die im Rahmen der Ausstellung "Global Players" von der Hilfsorganisation "Gemeinsam für Afrika" gezeigt werden. ARD-Korrespondentin Birgit Virnich hat die Exponate auf ihren redaktionellen Reisen durch Afrika gesammelt. Die Ausstellung wird momentan in verschiedenen Städten in Deutschland gezeigt.

In einem Schaukästen rekeln sich zwei Schlangen, der Kopf gefertigt aus einem kleinen Stück hellen Holzes, der Körper aus aufgefädelten Kronkorken. In Kasten daneben hängt ein Helikopter, in filigraner Detailverliebtheit in Form gebogen, ein Hubschrauber, geformt aus den Resten bunter Badelatschen, von den Händen eines 15-jährigen, der auf den Namen "General Scarborough" hört - einem Kindersoldaten aus Liberia. Es sind Stücke, die Geschichten erzählen - Geschichten, die betroffen machen. Unter den Glaskästen wird auf jeweils vier Schildern von den Kindern im Alter von fünf bis 15 Jahren erzählt, von ihren Heimatländern, von Flucht, Elend, Armut und Tristesse, aber auch von Hoffnungen und Träumen. Auf den ersten Blick sind die 55 Exponate Ausdruck kindlicher Fantasie, Ausdruck bewundernswerter Fertigkeiten und hervorragender Beobachtungsgabe. Auf den zweiten Blick wirken die Spielzeuge wie ein erbarmungsloses Vergrößerungsglas für die Ungleichheit auf der Welt.

Ein Draht-Flugzeug fasziniert Bürgermeister Magg und Rathaussprecherin Julia Henderichs. (Foto: Günther Reger)

Die Geschichten, die zu den Stücken gehören, lassen oft keinen allzu unvoreingenommenen Blick mehr auf die Arbeiten zu. Zu Anrührend ist die Schilderung des 10-jährigen Mohammed, der in einer Flüchtlingsunterkunft lebt und einen Truck aus Draht und leeren Blechdosen gebaut hat, mit dem er sich und seine Eltern eines Tages zurück in die Heimat und zurück zu seinen Freunden bringen will. Und zu bedrückend ist das Wissen darum, dass einige der Kinder mit dem Bau dieser kostbaren Kleinigkeiten den Lebensunterhalt einer ganzen Familie verdienen müssen.

Eines der Schilder gibt Auskunft über die Situation in Eritrea und Äthiopien, wo der Grenzkonflikt viele der Männer zum militärischen Dienst zwingt, wo stattdessen Kinder und Frauen Geld verdienen müssen. Eine andere Tafel klärt über die durchschnittliche Lebenserwartung in Liberia auf. Sie liegt bei 41 Jahren.

In Olching ist man froh, eine Ausstellung wie diese zeigen zu können. Bereits mit der Hilfsaktion für malariakranke Kinder im Kongo hatte man sich vor wenigen Monaten aktiv für eine Verbesserung der Situation in einem Teil Afrikas eingesetzt. Nun wolle man weiter für die Lebenswelt der Kinder dort sensibilisieren.

Ein Helikopter aus Flipflops. (Foto: Günther Reger)

Ein Stück weit passe die Ausstellung auch zum Thema Asyl, findet Bürgermeister Andreas Magg. "Die Ausstellung zeigt, wo die Menschen herkommen, was sie erlebt haben und unter welchen Bedingungen sie leben", sagt er. Auch im Landkreis gibt es viele Flüchtlinge aus afrikanischen Ländern. "Wenn die Ausstellung nur ein bisschen zum gegenseitigen Verständnis beiträgt, ist schon viel gewonnen", meint Magg.

"Letztendlich soll sich jeder Besucher seine persönlichen Gedanken machen", sagt er. Man könne die Ausstellung sehr positiv sehen, die handwerklichen Fertigkeiten der Kinder bewundern, oder aber sehr negativ. Man komme nicht umhin, Vergleiche zu hiesigen Gegebenheiten zu ziehen, zu dem Überfluss an Spielzeugen die deutsche Kinder oft ihr eigen nennen. "Man hinterfragt sich selbst, es stimmt teilweise nachdenklich."

Die Ausstellung "Global Players" ist noch bis zum 17. Juli im Foyer und im Untergeschoss des Olchinger Rathauses, während der Öffnungszeiten zu sehen.

© SZ vom 01.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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