Olching:Kein Geld für schnelles Internet

"Das können wir bei unserer Haushaltslage vergessen": Die Gemeinde Olching lehnt Investitionen in ein Breitbandnetz ab - und auch die Telekom zeigt sich uninteressiert.

Karl-Wilhelm Götte

Die Gemeinde Olching hält sich künftig aus der Breitbandversorgung völlig heraus. Zwei Markterkundungsverfahren, bei denen zuletzt 150 Gewerbebetriebe angeschrieben worden waren, hatten ein nur mäßiges Interesse der Unternehmen ergeben. Auch zeigte sich der Netzbetreiber, die Telekom, nicht bereit in Olching zu investieren. So überstimmten im Finanzausschuss des Gemeinderates zehn Gemeinderäte aus allen Fraktionen Bürgermeister Andreas Magg (SPD), der sich in der von ihm abgezeichneten Beschlussvorlage für weitere Verhandlungen mit möglichen Netzbetreibern und für die Fortführung des Markterkundungsverfahrens ausgesprochen hatte.

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Obwohl ein solcher Kabelsalat die Internetanschlüsse leistungsfähiger macht, will Olching nicht in einen Ausbau der Breitbandversorgung investieren.

(Foto: ddp)

Magg fand es aber auch "ärgerlich", dass die Gemeinde in die Pflicht genommen wird. "Ein Breitbandnetz vorzuhalten, gehört nicht zur Grundversorgung, die eine Kommune leisten muss", sagte der Bürgermeister. Die Telekom hält sich ganz zurück. "Die baut das Netz nicht mehr für die Konkurrenz", erläuterte Wirtschaftsreferent Eduard Pöhlmann die Zurückhaltung des Unternehmens, das verpflichtet ist, sein Netz an andere Telefon- und Internetanbieter zu vermieten. So bliebe die enorme Investitionssumme für die Verlegung von Breitbandkabeln bei der Kommune hängen. Pöhlmann: "Es kann nur um Funklösungen gehen, eine flächendeckende Versorgung bekommen wir nicht." Doch bisherige Verhandlungen mit zwei Funkanbietern hätten zu keinem Ergebnis geführt.

Die Ausschussmitglieder zeigten sich allesamt wenig geneigt, einem finanzielle Engagement der Gemeinde zuzustimmen. "Das können wir bei unserer Haushaltslage vergessen", sagte Heike Lotterschmid (Freie Wähler). Sie zeigte sich auch irritiert über das mangelnde Interesse der Unternehmen. Von 150 Gewerbetreibenden in Olching schickten nur 38 den Fragebogen zurück und lediglich 14 bekundeten Interesse an einer Breitbandversorgung, um größere Datenmengen per Internet verschicken zu können. Peter Knoll (FW-GEO) betrachtete es ebenfalls nicht als Gemeindeaufgabe, ein Breitbandnetz zur Verfügung zu stellen, "um einigen Unternehmen einen Vorsprung zu verschaffen", wie er sagte. Ingrid Jaschke (Die Grünen) schloss ich dem an und lehnte auch Funklösungen als mögliche Alternativen strikt ab.

Pöhlmann berichtete von individuellen Lösungen der Firmen. So habe sich ein Unternehmen im Gewerbegebiet in der Werner-von-Siemens-Straße einen Breitbandanschluss für etwa 50.000 Euro legen lassen. "Was es zum Beispiel für den Nachbarn kosten würde", so Pöhlmann, sage die Telekom aus Datenschutzgründen nicht. "Für größere Firmen sind 50.000 Euro ein Klacks", plädierte auch Ewald Zachmann, Fraktionschef der Freien Wähler, dafür, das den Unternehmen selbst zu überlassen. Tomas Bauer (CSU) wollte nicht so vehement ins gleiche Horn blasen. "Langfristig brauchen wir auch auf dem flachen Land eine entsprechende Versorgung", sagte Bauer. Er sprach sich jedoch für ein "gelassenes Abwarten" aus, "weil sicherlich in den nächsten Jahren etwas von der Staatsregierung kommt", so Bauer überzeugt.

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