Olching:Im narrischen Zentrum

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Letzte Vorbereitungen: Manfred Reindl vom Motorsportclub MSC Olching muss noch Farbe für den Faschingswagen verstreichen. (Foto: Günther Reger)

Der Faschingszug hat mehr als 60 Jahre Tradition und gilt als einer der größten in Oberbayern. Das liegt daran, dass die Organisatoren keine Kosten und Mühen scheuen. Und dass andere Veranstaltungen immer seltener werden

Von Ariane Lindenbach, Olching

Am Faschingsdienstag herrscht in Olching wie jedes Jahr der Ausnahmezustand: Die Hauptstraße wird großräumig gesperrt, der Verkehr an den Ortsrändern umgeleitet. Und dort, wo sonst Autos und Lkw durch das Stadtzentrum rollen, feiern die Olchinger und Gäste in der Kleinstadt an der Amper einen ganzen Nachmittag lang Fasching wie in den närrischen Hochburgen am Rhein. Mindestens 25 Wagen und 25 000 Besucher erwarten die Veranstalter vom Komitee Faschingszug Olching auch in diesem Jahr wieder zu ihrem Gaudiwurm. Der soll, so hält sich hartnäckig das Gerücht, der größte in Oberbayern sein. Obwohl die Zeiten, in denen 50 Wagen durch die Hauptstraße rollten, längst vorbei sind. Nicht zuletzt wegen der immer strengeren Sicherheitsvorschriften.

"Wir rechnen mit so vielen Wagen wie jedes Jahr, 25 sind schon angemeldet, aber erfahrungsgemäß kommen noch mehr", sagt Werner Raith vom Faschingskomitee. Raith, von Beruf Apotheker, jedoch seit einigen Jahren in Rente, ist seit sechs oder sieben Jahren im Elferrat und kümmert sich um die Kasse und den Internetauftritt des Komitees. "Obwohl ich eigentlich ein Faschingsmuffel bin", wie der 67-Jährige unterstreicht. Aber die Begeisterung der Menschen im Elferrat hat ihn offenbar angesteckt, der Elan mit dem alle dabei sind. Und zwar schon seit vielen, vielen Jahren, wie Raith betont. "Den Faschingszug gibt es seit über 60 Jahren und wir haben noch Gründungsmitglieder dabei." Es sind Namen, die man in Olching kennt: Ludwig Felber zum Beispiel, dessen Enkel nicht nur den gleichen Namen trägt. Sondern der Junior ist in dieser heuer besonders kurzen Saison auch noch Faschingsprinz der Faschingsgilde Olching. Sein Großvater habe ihm die Begeisterung für den Karneval weitervererbt, bestätigt der Prinz, der 2003 Kinderprinz der Olchinger Tanzfreunde war und später Gardetänzer bei der Faschingsgilde Olching.

So wie bei den Felbers gibt es viele Familien, die seit Generationen den Zug in Olching am Faschingsdienstag besuchen. Manche lassen den Abend Zuhause traditionell mit einer Party ausklingen, wenn das Faschingstreiben am Nöscherplatz nach der Preisverleihung noch bis etwa 19 Uhr weitergeht. Da der Zug fast durch die ganze Hauptstraße geht, vom Daxerhof bis zum Roßhaupterplatz mit Ende am Josef-Kistler-Ring, wird die Feursstraße ab dem Kreisverkehr am Gut von 12 bis 15 Uhr gesperrt. Der südliche Straßenteil, also die Hauptstraße ab der Bahnunterführung bis zum Kreisel an der Roggensteinerstraße,

ist von 12 bis etwa 20 Uhr nicht befahrbar.

Die Polizei hilft mit bei den Straßensperren und überwacht die Sicherheit. Der Malteser Hilfsdienst versorgt laut Raith die Besucher in gesundheitlicher Hinsicht. Des weiteren hat der rund 90 Mitglieder zählende Verein Komitee Faschingszug Olching 22 Sicherheitskräfte geordert. Außerdem eine Tonne Bonbons, die die Besucher einsammeln dürfen. Und nicht zuletzt 22 mobile Toiletten, die entlang der Zugstrecke aufgestellt werden. Auch Versicherungen, Start- und Preisgeld müssen bezahlt werden, wie der Kassier erläutert. So dass den Verein die Veranstaltung insgesamt 15 000 Euro kostet. Um die wieder hereinzubekommen, laufen die Sammler mit ihren Büchsen durchs Gedränge und bitten um Spenden. Jeder Sammler erhält zehn Prozent des Inhalts in seiner Büchse, betont der Kassier und verweist darauf, dass man solche Leute noch brauchen könne. Wer interessiert ist, kommt einfach am Dienstag zwischen 12.30 und 14 Uhr zur Sparkasse, Hauptstraße 28.

Auch Zugteilnehmer können sich noch anmelden, entweder online unter www.faschingszugolching.blogg.de oder telefonisch bei Michael Maier (Telefon 0152/04694430). Die meisten Teilnehmer kommen Raith zufolge aus Olching, der Motorsportclub etwa, und den umliegenden Kommunen. Insbesondere aus dem Landkreis Dachau, der ja gleich hinter der Stadtgrenze beginnt, würden immer mehr Teilnehmer kommen, da es dort keinen Zug mehr gebe, sagt Raith. So entwickelt sich das Städtchen an der Amper immer mehr zur Narrenhochburg. Den eigenen Schlachtruf "Olau" hat es ja schon .

© SZ vom 06.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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