Olching:Heimspiel der Sonderklasse

Philipp Stauber überzeugt in Olching mit seiner Gitarre

Von Jörg Konrad, Olching

Dass er tief in seinem Innern ein Beatlemaniac ist, hört man ihm nicht sofort an. Dafür spielt Philipp Stauber zu sophisticated und zu jazzbetont. Instrumentaltechnisch stehen ihm Wes Montgomery und Jim Hall da näher. Aber die Verbindung von Harmonien und Improvisationen, die dramaturgische Struktur der Songs, die Konzentration, mit der er diese umsetzt, wobei immer eine gewisse Leichtigkeit erhalten bleibt, das alles könnte man schon mit seinen einstigen Favoriten in Verbindung bringen.

Für das Heimspiel im Kom hat der Olchinger sein reguläres Quartett um sich geschart, zu dem Till Martin (Saxophon), Henning Sievert (Bass) und Bastian Jütte (Schlagzeug) gehören. Nun, Stauber gehört gewiss nicht in die (völlig unrelevante) Gruppierung "gefährlichster Gitarrist der Gegenwart". Seine Art zu spielen ist gezeichnet von Gelassenheit und Souveränität. Kein Hundertmeterläufer mit konditioniertem Hang zur Schnelligkeit. Eher ein Meister des unaufgeregten aber prägnanten Spiels, dem es um Melodieführung und Beseeltheit geht. Aber nicht dass jemand denkt, Staubers Spiel hätte keine Ecken und Kanten, oder sei allein auf die Schönheit des Klanges ausgerichtet.

Die Dramaturgie seiner Improvisationen lässt genügend Raum für Spannungen, egal ob es sich um bekannte Standards wie "In Your Own Sweet Way", "Lover Man", "Love Letter", die Bebop Nummer "Confirmation" von Charlie Parker oder Eigenkompositionen handelt.

Das Zusammenspiel mit Till Martin funktioniert in diesem Kontext bestens. Martin gehört zu jenen Saxophonisten, die sich in ein Projekt einfühlen können, die nicht um jeden Preis ihr Ego zur Geltung bringen. Seine Stärke ist die innere Leidenschaft, seine Improvisationen faszinieren in ihrer Bodenständigkeit, in einer sinnlich-nachdenklichen Spielweise.

Rhythmisch getragen wird das alles von Henning Sieverts und Bastian Jütte. Der Bassist und der Schlagzeuger unterstützen die Interaktionen der beiden Solisten, stehen selbst immer wieder einmal akustisch im Mittelpunkt und geben dem Abend so etwas wie einen musikalischen Rahmen, der die ganze Musik zusammenhält und ihr zugleich Präsenz verleiht. Für Stauber insgesamt ein Heimspiel der Sonderklasse.

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