Olching:Gottes Lohn und ein Verdienstkreuz

Bruck: Josef Aicher (ehemaliger Olchinger Kaplan) berichtet vom Regenwald / Kongo

"Je mehr man für die Menschen gibt, desto schöner und fröhlicher wird das Leben", findet Pfarrer Josef Aicher.

(Foto: Johannes Simon)

Der frühere Olchinger Kaplan Josef Aicher ist seit 35 Jahren Missionar in Afrika. Er hilft den Menschen im Kongo und verteidigt mit ihnen zusammen die natürlichen Lebensgrundlagen. Dafür wird er ausgezeichnet

Von Julia Bergmann, Olching

Nach 18 Jahren Dienst in der Heimat war Pfarrer Josef Aicher sich sicher, dass Gott wollte, dass er gehe. "Ich habe es unserem damaligen Erzbischof Joseph Kardinal Ratzinger so gesagt und er hat geantwortet, wenn Du glaubst, dass Gott es will, dann geh'", erzählt Aicher. Und so ging er. Vor 35 Jahren verließ Aicher, damals Kaplan in Olching, die Heimat und zog als Weltpriester für die Missionsarbeit nach Afrika. An diesem Freitag soll der 82-Jährige für seine Arbeit in der kongolesischen Pfarrei Yaloya und für seinen Einsatz zum Schutz des Regenwaldes mit dem Bundesverdienstkreuz erster Klasse ausgezeichnet werden. "Ich war überrascht, denn ich hatte doch erst vor einigen Jahren das Bundesverdienstkreuz bekommen." Dass es mehrere Abstufungen der Auszeichnung gibt, war ihm gar nicht so klar.

"Es bedeutet mir schon sehr viel, dass von Seiten der Bundesregierung unser Einsatz auf höchster Ebene gewürdigt wird", sagt er. Wenn Aicher von seiner Arbeit im Kongo spricht, wird deutlich, dass in ihr sein Herzblut steckt. "Es ist dort eine ganz andere Welt. Ich habe gesehen, wie die Menschen dort leben müssen, das ist kein Vergleich dazu, wie man in Europa leben darf. Es herrscht große Armut, die Menschen kämpfen mit Krankheiten", sagt er.

Gerade nach dem Ende der Kongokriege 2003 haben die Kongolesen alles verloren. Die Händler, die zuvor Reis, Mais oder Kaffee abgenommen haben, waren plötzlich weg und mit ihnen das Einkommen der Bevölkerung. "Unsere Leute sind so weit in ihrer Entwicklung zurückgeworfen worden", erzählt Aicher. Die bittere Armut barg zugleich eine riesige Gefahr. "Nämlich dass die Bevölkerung auf die große Verlockung eingeht und Teile des Regenwaldes an Holzfirmen verkauft."

Die Einwohner ernähren sich von den Früchten des Waldes, sie brauchen das reine Wasser, das dort fließt, und nutzen das Holz, um ihre Hütten zu bauen oder um damit Feuer zu machen. Und sie brauchen die Pflanzen, deren Wirkstoffe als Medikamente genutzt werden. Im September 2007 wäre es fast soweit gewesen. "Ich kam aus dem Urlaub zurück und da drückt mir ein Freund einen Vertrag in die Hand", erinnert sich Aicher. Der frühere Präsident Laurent-Désiré Kabila hatte den Wald seiner Pfarrei an eine Holzfirma verkauft. "Es war für mich ein Schock, ich liebe unseren Wald und unsere Leute, die mit und von ihm leben. Ich konnte kaum mehr schlafen", sagt Aicher. Zusammen mit Freunden aus Olching, Salzburg und aus dem Kongo knüpfte Aicher Kontakte. Gemeinsam überlegten sie, wie der Kauf noch verhindert werden könnte. Monatelang kämpften und verhandelten sie. Sie suchten Gespräche zu den gewählten Volksvertretern der einzelnen Landkreise. Zu den Chefs, wie Aicher sie nennt. "Wir haben die Folgen des Verkaufs erklärt", sagt Aicher. "Einige Chefs haben geweint, als sie hörten, was auf sie zukommt." Die Firma, die die Stimmen der Volksvertreter kaufen wollten, um das Geschäft abzuschließen zu können, musste unverrichteter Dinge abziehen. Die Angelegenheit zog ihre Kreise und schließlich setzte sich Angela Merkel für das Anliegen Aichers ein. Sie vereinbarte gemeinsam mit dem Umweltminister des Kongo, José Endundu Bononge, dass 1,5 Millionen Hektar Regenwald zu einem Artenschutz-Territorium werden sollen. "Wir sind immer noch dahinter, dass das nun umgesetzt wird", sagt Aicher.

Und sein Kampf geht weiter. Erst vor Kurzem hat eine Holzfirma einen Teil des Waldes eines anderen Landkreises gekauft und den Menschen dafür Häuser, eine Krankenstation und eine Straße versprochen. "Die Straße brauchen sie selbst, um mit ihren schweren Fahrzeugen anzufahren und die Bäume zu fällen", sagt Aicher. Ein zweiter Landkreis in der Nähe wollte seinen Wald schützen, aber jetzt, wo sie sehen, was die Leute von der Firma bekommen, kommen sie ins Grübeln. "Könnte da nicht die internationale Staatengemeinschaft mithelfen?", fragt sich Aicher. "So dass wir von uns aus den Leuten etwas bieten können und sie nicht auf solche Angebote eingehen müssen." Hier wären, findet er, Entwicklungsgelder gut aufgehoben.

Mit seiner Arbeit in Afrika aufhören will er nicht, zu sehr ist er mit den Menschen und ihren Leben dort verflochten. Sein großer Dank, das ist ihm wichtig zu erwähnen, gilt den Menschen aus seiner Heimatgemeinde Petting und aus Olching. "Ihre Unterstützung gibt mir sehr viel Mut und trägt mich", sagt er. Dass er nicht alleine ist, spürt er jeden Tag.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: