Olching:Gerangel um die Gelbkopfgeier

Vogelpark

Der Münchner Verwaltungsrichter Dietmar Wolff und der Vereinsvorsitzender Dieter Ernst (re.) machen sich ein Bild vom Laufvogelgehege vor dem Umbau.

(Foto: Günther Reger)

Verwaltungsgericht kann den Streit zwischen Landratsamt und Olchinger Vogelpark auch nach einem Ortstermin nicht beilegen. Es geht darum, ob ein Winterquartier für zwei Greifvogelarten den Tierschutzvorschriften genügt

Von Stefan Salger, Olching

Die Fronten zwischen dem Vogelpark Olching und dem Brucker Landratsamt bleiben verhärtet. Bei einer Ortsbesichtigung am Mittwoch konnte auf Initiative des Verwaltungsrichters Dietmar Wolff zwar in einigen Punkten eine einvernehmliche Lösung gefunden werden. Die Untere Naturschutzbehörde verweigerte sich aber beim Thema Winterhaltung für Greifvögel einem Kompromissvorschlag. Nun soll der für den Berliner Tierpark arbeitende, renommierte Ornithologe Martin Kaiser um eine Expertise gebeten werden. Anschließend will das Veraltungsgericht ein Urteil fällen und mitteilen. Dies könnte noch mehrere Monate dauern.

Der Vogelliebhaberverein, der sich als Kläger gegen diverse Erlasse, Bescheide und Zwangsgeldandrohungen des Landratsamts wehrt, sah sich nach der Fortsetzung der Ende September in München zunächst ausgesetzten Verhandlung in seiner Überzeugung bestärkt, von der Behörde gegängelt zu werden. Den Zorn hat vor allem Hans-Peter Merk , Chef des Veterinäramts, auf sich gezogen, dem Vereinsmitglieder offen vorwerfen, einen regelrechten Feldzug gegen den Verein zu führen. Dieser zögere zugesagte Gespräche hinaus und blockiere damit seit Monaten vor allem das Nutzungskonzept für die im Frühjahr gebaute große Greifvogelanlage. Merk und auch die juristischen Vertreter der Behörde weisen solche Vorwürfe entschieden zurück und werfen dem Verein wiederum vor, sachlich begründete Auflagen nicht oder nur unvollständig zu erfüllen. In der mündlichen Verhandlung im Olchinger Sportheim, die der knapp zweistündigen Ortsbesichtigung folgte, machte Merk deutlich, das es einzig und allein um den Tierschutz und die Erfüllung von Mindestanforderungen gehe. Deshalb sträubte er sich auch gegen einen Kompromissvorschlag des Vogelparks.

Streitpunkt bleibt also weiterhin die Haltung der drei langbeinigen, bodennah lebenden Seriemas sowie der beiden Gelbkopfgeier in der kalten Jahreszeit. In den vergangenen Jahren hat der Verein diese für mehrere Monate gemeinsam in einer isolierten Hütte untergebracht. Diese wurde mittlerweile, den behördlichen Forderungen nachkommend, mit Tageslichtlampen, Heizung und Wärmetauscher ausgestattet. In den zurückliegenden Jahren hätten die Vögel augenscheinlich das Winterquartier immer problemlos überstanden, so Greifvogel-Fachwart Sascha Kuchenbaur und Vereinsvorsitzender Dieter Ernst. Das Landratsamt aber fordert, dass auch im Winter immer eine für die Vögel frei zugängliche Außenvoliere vorhanden sein muss. Merk berief sich dabei am Mittwoch auf einschlägige Expertisen - die er nach Überzeugung des Vereins und auch von dessen betreuendem Tierarzt Hermann Kempf freilich falsch interpretiert.

Laut Kuchenbaur kennen die Gelbkopfgeier in ihrer südamerikanischen Heimat sehr tiefe Temperaturen nicht. Könnten sie im Winter bei Minusgraden in ein Freigehege gelangen, so würden sie dort sitzen bleiben und schließlich erfrieren. Alternativ müsste man sie jeden Tag mit Käschern einfangen, so Ernst. Unrealistisch und den Tieren nicht zumutbar sei das. Der Vogelpark erklärte sich gleichwohl bereit, die Seriemas in diesem Winter übergangsweise in der Quarantänestation unterzubringen, die auch über ein Außengehege verfügt. Eine langfristige Lösung werde es geben, wenn die Tiere im Winter in eine dann teils beheizbare Greifvogelanlage umziehen können, für die freilich noch die behördliche Genehmigung fehlt.

Völlig offen ist, ob die Naturschutzbehörde bis zur Urteilsverkündung auf weitere Maßnahmen verzichtet. Verständigen konnte sie sich mit dem Verein immerhin bei der Haltung von Nandus und Emus. Das Gehege wird um 100 Quadratmeter erweitert und um einen Unterstand ergänzt. Weil der Verein etwa 30 Enten und Gänse am Montag an eine andere Einrichtung abgegeben hat, besteht auch beim Schutz gegen Fressfeinde wie den Marder kein akuter Handlungsbedarf mehr. Das mit einem Elektrozaun gesicherte Gehege, in dem zurzeit lediglich die wehrhafteren Störche und Schwäne leben, muss vor einem erneuten Bezug durch Kleinfedervieh aber von der Behörde abgenommen werden.

Olchings Bürgermeister Andreas Magg sowie die Stadträte Alfred Münch und Ingrid Jaschke, die der Verhandlung beiwohnten, ergriffen Partei für den Vogelliebhaberverein. Dieser dürfe in seiner Existenz nicht gefährdet werden, warnte Magg. Tierschutzgesetze müssten eingehalten werden, gleichwohl dürften Behörden es aber "auch nicht überziehen", so Magg zur SZ.

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