Olching:Erzieherinnen setzen auf mehr Transparenz

Beim Germeringer GEW-Infoabend wird beschlossen, beim nächsten Streit mehr auf die Eltern zuzugehen

Von Julia Bergmann, Olching

Seit Bekanntgabe der Schlichtung im Tarifstreit im Sozial- und Erziehungsdienst ist es fast still geworden um die Erzieher im Landkreis. Der Kita-Betrieb läuft seit Montag in Olching und Germering wieder regulär, denn während der Schlichtung gilt Friedenspflicht. Der Streik wird bis auf Weiteres ausgesetzt. Unter Erzieherinnen herrscht teilweise Ratlosigkeit. Was passiert als nächstes und wie soll es nun weitergehen? Mit einer Informationsveranstaltung am Mittwoch in Germering wollten Landes- und Kreisverbandsmitglieder der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Klarheit schaffen.

Gekommen waren lediglich zehn Zuhörer. Man hatte angesichts der Brisanz des Kita-Streiks mit mehr Zulauf gerechnet. Doch die beiden Referenten machten das Beste aus der Situation, der geplante Vortrag verwandelte sich rasch in eine angeregte Diskussion. Besonders heiß diskutiert wurden dabei unter den anwesenden Erzieherinnen die bisherigen Reaktionen der Eltern und die Frage, wie man damit umgehen solle, wenn sich am Ende der Schlichtung entscheidet, dass die Streiks wieder aufgenommen werden. Dazu erklärte Günther Mitteregger, Sozialpädagoge und Mitglied des Landesvorstands der GEW Bayern, zunächst, wie die Schlichtung voraussichtlich ablaufen soll.

Olching: Die lauten Tage sind vorbei, Trillerpfeifen und Tröten bleiben zwei Wochen lang stumm.

Die lauten Tage sind vorbei, Trillerpfeifen und Tröten bleiben zwei Wochen lang stumm.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Diese verlaufe nach einer recht starren Ordnung. Nach 14 Tagen soll zwischen Arbeitgeber- und Gewerkschaftsvertretern ein Kompromiss ausgehandelt werden. "Auf dieser Grundlage wird weiter verhandelt. Sollte eine Partei das Ganze daraufhin für gescheitert erklären, kann es sein, dass wir kurzfristig wieder zum Streik aufgerufen werden", so Mitteregger. Ein Szenario, das den Anwesenden wenig Begeisterung entlockt. Trotzdem steht fest: "Im Ernstfall machen wir weiter." Auch Mitteregger sagt: "Wir hätten natürlich gerne ein schnelles Ergebnis, damit wir wieder arbeiten können." Er erntet die Zustimmung der Erzieherinnen. Mitteregger setzt auf ehrliche Worte. "Welches Ergebnis die Schlichtung letztendlich bringen wird, ist schwer einschätzbar. Die Positionen beider Parteien liegen zu weit auseinander", sagt er. Angesichts der Lage müsse man sich darauf einstellen, dass der Tarifstreit andauern werde. Seine Offenheit wird von den Anwesenden gelobt. Diese Worte sind ihnen lieber, als die ewigen Durchhalteparolen der vergangenen Wochen. "Denn die Realität sieht anders aus", berichtet eine der Erzieherinnen. Die Situation habe sich durch die zunehmend verärgerten Reaktionen der Eltern zusätzlich verschärft.

Für sie und ihre Kolleginnen sind die vergangenen Wochen nicht einfach gewesen. "In der dritten Woche haben wir gemerkt, dass die Reaktionen der Eltern immer ambivalenter geworden sind", weiß auch Petra Nalenz, die zweite Referentin des Abends, Mitglied der Streikleitung der GEW München und selbst Erzieherin. Sie und ihre Kolleginnen haben viele Eltern erlebt, die äußerst erregt aufgetreten sind. Viele von ihnen seien hin- und hergerissen gewesen. "Denn sie kennen die Alltagssituation in den Kitas und wissen um die Probleme, andererseits denken sie natürlich auch an ihre persönliche Situation", so Nalenz. Das sei verständlich. Vor allem angesichts der wenigen Informationen, die es zu Beginn gegeben habe.

Olching: Während der Schlichtung gilt Streik-Verbot.

Während der Schlichtung gilt Streik-Verbot.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Aus vielen Gesprächen haben sie das Fazit gezogen, dass die Eltern sich von allen Seiten allein gelassen gefühlt hätten und auch von Seiten der Erzieherinnen zu wenig Information erhalten haben. Auch die Germeringer Erzieherinnen finden: "Wir haben nur die Möglichkeit, weiter mit den Eltern zu sprechen." Vor allem jetzt, wo der Betrieb wieder regulär aufgenommen wurde.

Großes Interesse hatten die Germeringer Erzieherinnen auch an einem Eltern-Café. Eine Einrichtung, von der Nalenz während des Abends mehrmals erzählt . In München habe man gezielt den Kontakt zu den Eltern gesucht und ihnen die Möglichkeit gegeben, in persönlichen Gesprächen mit Erzieherinnen Fragen zu stellen und Sorgen loszuwerden. "Das Angebot wurde sehr gut angenommen", so Nalenz. Sollte es zur Wiederaufnahme des Streiks kommen, wolle man sich überlegen, das Angebot auch in Germering zu schaffen.

Wichtig sei momentan, auch während der Phase der Schlichtung Präsenz zu zeigen, betont Mitteregger. Nach außen hin solle auf keinen Fall der Eindruck entstehen, dass die Erzieherinnen mit Eintreten der Friedenspflicht in ihren Forderungen nachgeben. Er bittet die Erzieherinnen deshalb darum, in den kommenden Tagen zu Kundgebungen zu erscheinen und an verschiedenen Aktionen teilzunehmen. "Nehmt auch eure Familie, Freunde, die Eltern und Kollegen aus Einrichtungen freier Träger mit", sagt Mitteregger. "Wir haben im Moment keine andere Möglichkeit, als durch solche Aktionen und Gespräche mit den Eltern Präsenz zu zeigen", betont er. "Es ist der einzige Weg, wie wir den Arbeitgebern zeigen können, dass wir nicht aufgeben."

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