Olching:Eine Begräbnisstätte mit Parkcharakter

Alter Friedhof Olching

Auch alternative Nutzungen für das Friedhofsgelände kann sich der Landschaftsarchitekt vorstellen, so Freiluftgottesdienste oder Lesungen.

(Foto: Günther Reger)

Blumenfelder, Wasserspender und eine durchlässige Mauer: Landschaftsarchitekt Michael Heintz stellt den Stadträten seine Ideen für eine Umgestaltung des Alten Friedhofs in Olching vor

Von Julia Bergmann, Olching

Eine gewisse Bitterkeit der Besucher ist dem Landschaftsarchitekten Michael Heintz am Alten Friedhof in Olching aufgefallen. Und mehr noch die Angst davor, dass die Landschaftsarchitekten ihnen den Friedhof wegnehmen wollen. Für das Areal an der Pfarrstraße gibt es nach langer Diskussionsphase nämlich nun ein erstes Konzept, das aufzeigt, was aus dem Gottesacker in den kommenden Jahrzehnten einmal werden könnte. Eine Art letzter Ruhestätte mit Parkcharakter und viel Aufenthaltsqualität schwebt Heintz vor. Das wird bei der Präsentation seines Konzepts im Bauausschuss deutlich.

Die Vision vom zur Stadt hin geöffneten Parkfriedhof Realität werden zu lassen, gestaltet sich allerdings nicht so einfach, denn der Alte Friedhof stellt die Planer vor einige Probleme bereit. Auf dem Friedhof werden keine neuen Gräber mehr vergeben, wenn ein altes aufgelassen wird. Bestattungen sind nur noch in bereits bestehenden Grabstellen möglich. Die Ruhefristen dieser Gräber können auch verlängert werden. Für die Stadt und nun eben auch für die Planer ist aber nicht absehbar, welche Gräber wann aufgelassen werden. Und so schwinden auf dem Alten Friedhof nach und nach die Grabstellen. Es entsteht ein unregelmäßiges Mosaik auf dem Boden, das auch Anwohnern und Besuchern missfällt. "Es wird als nicht gepflegt wahrgenommen", bestätigt Heintz.

Damit sich das ändert, schlägt Heintz eine kurzfristig umsetzbare Lösung vor: "Wir empfehlen die Grabstruktur zu erhalten." Auf den frei werdenden Flächen könnten monochrome, quadratische Blumenfelder mit bunten Stauden wie Bodendeckerrosen, Lavendel und Salbei gepflanzt werden. Sollten mehrere nebeneinanderliegende Gräber frei werden, wäre auch das Pflanzen einer Blumenwiese denkbar sowie die Gestaltung des Raums mit Solitärgehölzen. Besonders am Herzen liegt dem Landschaftsarchitekten die Gestaltung eines zentralen Platzes, dort wo sich jetzt die Gruften befinden. Diese sind teilweise bereits eingefallen und verwittert. Nur drei von ihnen sind im Moment noch belegt. Denkbar wäre für Heintz, das Vertriebenendenkmal und die Fahnenmasten dorthin zu versetzen und mit Bänken und einer Art Brunnen, zum Verweilen einzuladen. Wo sich jetzt die ungenutzten Gruften befinden, könne er sich vorstellen, Tröge aus Granit aufzustellen, aus denen sich Wasser in eine schmale Rinne am Boden ergießt. Das Motto, das Heintz sich dahinter vorstellt ist: "Wasser spendet Leben."

Es gibt auch Vorschläge, die sich nur auf längere Zeit durchsetzen lassen, wie etwa, die optische Öffnung der Eingangsbereiche. Heintz schwebt eine Zurückversetzung des Tores sowie eine trichterförmig auf das Eingangstor hin zulaufende Verbreiterung des Gehsteigs. Über kurz oder lang muss auch die Friedhofsmauer umgestaltet werden, die mittlerweile völlig marode geworden ist und von der in großen Stücken der Putz abbröckelt. Dazu schlägt der Planer viele verschiedene Alternativen vor. Zum einen könnte man die Mauer durch eine transparentere Einfriedung etwa mit Stabgitterfeldern ersetzen, man könnte die Mauer auch stellenweise durchbrechen und an den geöffneten Stellen Sitzmöglichkeiten anbieten. Auch der Einbau von Fenstern in die Mauer kommt in Frage. Immer im Hinterkopf hat Heintz dabei die optische Öffnung hin zur Stadt. Die sei ihm so wichtig, weil nur so die Angst vorm Tabuort Friedhof abgebaut werden könne. Für das große Ziel eine Art Parkfriedhof und gleichzeitig "die grüne Lunge der Stadt" zu schaffen, ist das die wichtigste Voraussetzung.

Der Landschaftsarchitekt regt auch an, die Ausstattung des Friedhofs, also Gießkannen und Wasserentnahmestellen zu ersetzen und den Wirtschaftshof umzulagern und umzugestalten. In einem letzten Schritt sei die Stadt gefragt, das Areal für sanfte Alternativnutzungen zu öffnen. Das bedeutet konkret, man solle Lesungen oder auch Freiluftgottesdienste dort abhalten, Veranstaltungen, die Olchinger auf den Friedhof führt. "Das alles ist rein als Info gedacht", betont Heintz während seiner Präsentation, die von vielen Mitgliedern des Bauausschusses gelobt wird. Er wolle aufzeigen, was möglich wäre. Was wirklich auf dem Friedhof geschieht, hängt von den noch ausstehenden Stadtratbeschlüssen ab. Immerhin sind im Haushalt bereits 80 000 Euro eingestellt.

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