Olching:Der Letzte lässt das Licht an

An der neuen Mittelschule im Olchinger Schwaigfeld fehlt ein Abendpförtner für Veranstaltungen der Volkshochschule. Stadträte und Verwaltung geraten deshalb in Streit

Von Karl-Wilhelm Götte, Olching

Der Schulreferentin ging "der Hut hoch", für die Fraktionschefin der Grünen war es schlicht "eine Katastrophe", und der Sitzungsleiter verlor auch noch die Beherrschung. Die Freude der Olchinger Stadträte über die neue Mittelschule im Schwaigfeld währte nur kurz. Spötter würden sagen, die 20 Millionen Euro teure Schule samt Mehrzweckhalle ist da, aber sie wissen nicht damit umzugehen. Schon ein lapidares Auf- und Zuschließen der Schule oder ein "Sicherheitskonzept", wie es in Olching großspurig genannt wird, brachte die Mitglieder des Hauptausschusses des Stadtrates völlig außer Tritt.

Hintergrund der Gemüteraufwallung ist die Nutzung der Schulräume durch die Olchinger Volkshochschule (VHS), die mangels eigener Räume die Schule und die Turnhalle besonders am Abend in großem Stil ebenfalls belegt. Bisher nutzte die VHS die Räume in der Schule an der Heckenstraße. Jetzt ist sie ebenfalls ins Schwaigfeld umgezogen. An manchen Tagen sind etwa 150 Kursteilnehmer in der Schule, einige VHS-Angebote dauern gar bis 22 Uhr. Offenbar war die VHS, so viel sickerte bei der Sitzung durch, zunächst schlicht vergessen worden. Dann wurden seit Ende Juni eiligst Besprechungen von der Stadtverwaltung und nach eigener Bekundung auch auf Initiative von Karin Stürzer (FDP), Schulreferentin des Stadtrates, angesetzt. Thema: Wer kontrolliert nach Schulschluss von 16.30 Uhr an den Zugang der VHS-Teilnehmer in die Schule, und wer schließt ab, wenn der Schulhausmeister Feierabend hat?

Dazu hatte die Stadtverwaltung, abgezeichnet vom Sitzungsleiter Robert Meier (CSU), eine vierseitige Sitzungsvorlage mit 26 Seiten Anlagen erarbeitet, aber ihren begrenzten Handlungsspielraum gleich mit reingeschrieben. "Da weder im einschlägigen Haushalts- noch im einschlägigen Stellenplan städtische Ressourcen für die Lösung des Zugangsproblems vorgesehen sind, kann von städtischer Seite keine Problemlösung erfolgen", heißt es in diesem Schriftstück. Das sei auch der VHS so mitgeteilt worden. Also, ohne Moos ist nix los. Doch davon, dass die Stadträte bei den vergangenen Haushaltsberatungen kein Geld für einen Abendpförtner zur Verfügung gestellt hatten, wollen sie nichts mehr wissen. Sie attackierten dafür umso heftiger die Stadtverwaltung, die ihnen weder ein Sicherheitskonzept noch eine entscheidungsfähige Beschlussvorlage präsentiert hätten.

Mittelschule Olching

Fehlende Schlüsselgewalt: Abends nutzt die Volkshochschule die Räume der neuen Mittelschule im Schwaigfeld.

(Foto: Günther Reger)

"Das Ganze wird seit Wochen diskutiert, da müsste in der Vorlage mehr da sein", kritisierte CSU-Fraktionschef Tomas Bauer noch verhalten. Marina Freudenstein (SPD), die als offiziell an der Vorlage beteiligt ausgewiesen wurde, distanzierte sich von dem Schriftstück. "Vornehm und sachte: So etwas hätte ich ungern wieder auf dem Tisch", polterte Stadtrat Alfred Münch (SPD) dann los. Geschäftsleiter Jürgen Koller stellte sich hinter seine Mitarbeiter und widersprach Münch nachdrücklich. "Ich verwahre mich gegen Ihren Vorwurf. Die Leute in der Verwaltung machen viele Überstunden und arbeiten am Anschlag." Ewald Zachmann (Freie Wähler) wunderte sich darüber, dass der Ausschuss sich überhaupt damit beschäftigt. Im aktuellen Haushalt würden alle Möglichkeiten bestehen, 6000 Euro für einen Abendpförtner zu mobilisieren. Zachmann warnte auch vor einem "übertriebenen Sicherheitsbedürfnis".

Als sich eine Vertagung des Problems abzeichnete, explodierte Schulreferentin Stürzer verbal: "Wir sitzen jetzt zum fünften Mal hier und kommen wieder nicht weiter." Sitzungsleiter Meier, der als Zweiter Bürgermeister Rathauschef Andreas Magg (SPD) vertrat, erwiderte noch lauter: "Frau Stürzer, wir sind beim letzten Gespräch zu keinem Beschluss gekommen." Ingrid Jaschke (Die Grünen) bezeichnete den Sitzungsverlauf als Zumutung. "Mein Vorwurf geht an die Sitzungsleitung und an die Verwaltung", so Jaschke ungehalten.

"Es war kein Geld da, keine Mittel", bestand Meier auf dieser Wahrheit. Geld wurde dann aber plötzlich im Handstreich auf Vorschlag von Tomas Bauer beschafft. So sollen bis Mitte Februar 2015, zum Ende des VHS-Semesters, nicht nur 6000 sondern sogar bis zu 9000 Euro für einen Abendpförtner bereitgestellt werden. Bis dahin soll auch das Sicherheitskonzept stehen. Beschluss: einstimmig.

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