Olching:Der Erfolg kommt über Nacht

Wahl LRA

In diesem Moment sieht es noch nach einem erneuten Scheitern aus: Michael Schrodi (zweiter von rechts) mit Frau Simone und Vater Franz; links: Peter Falk, der selbst dreimal erfolglos für den Bundestag kandidiert hat.

(Foto: Günther Reger)

Erst um 5.45 Uhr am Montagmorgen steht es fest: Michael Schrodi von der SPD ist im Bundestag. Er profitiert vom Zweitstimmen-Debakel der CSU. Den Landkreis vertreten in Berlin jetzt drei Abgeordnete

Von Viktoria Großmann, Olching

Das Unglück der SPD ist groß, doch im Wahlkreis Fürstenfeldbruck-Dachau hat sie dennoch einen strahlenden Sieger: Über Nacht ist Michael Schrodi doch noch Bundestagsabgeordneter geworden. Damit sind die beiden Landkreise nun durch insgesamt drei Bundestagsabgeordnete in Berlin vertreten. Neben Schrodi wird Katrin Staffler von der CSU neu ins Parlament einziehen, sie hat mit knapp 44 Prozent der Erststimmen das Direktmandat errungen. Bereits in die dritte Amtszeit geht Beate Walter-Rosenheimer von den Grünen. Für die SPD im Wahlkreis ist es nach vielen Jahren ein Erfolg: Nachdem 2002 Uta Titze-Stecher nach zwölf Jahren im Bundestag freiwillig ausgeschieden war, gelang es keinem, ihr nachzufolgen. Dreimal bemühte sich Peter Falk, Richter am Landgericht München, um einen Sitz in Berlin. 2013 trat Schrodi das erste Mal an, auf Listenplatz 23.

Diesmal hatte der Lehrer aus Olching Platz 17 auf der bayerischen Landesliste. Als die Hochrechnungen zeigten, dass in Bayern nur 15,3 Prozent sozialdemokratisch gewählt hatten, schien klar zu sein, dass es auch beim zweiten Versuch für Schrodi nicht geklappt hat. "Ich habe diese Nacht nicht geschlafen. Erst um 5.45 Uhr stand endgültig fest, dass ich drin bin." Profitiert hat Schrodi ausgerechnet vom schlechten Zweitstimmenergebnis der CSU. Wegen mehrerer Überhangmandate für die CDU/CSU gibt es Ausgleichsmandate unter anderem für die SPD - eines davon bekommt Schrodi.

Am Morgen ist Schrodi in seine Schule gegangen, das Viscardi-Gymnasium in Fürstenfeldbruck, und hat seine Sachen gepackt. Der Beamte ist von sofort an frei gestellt. An diesem Dienstag wird er in Berlin an Sitzungen der neuen Fraktion und Treffen mit der Landesgruppe teilnehmen. Es wird sich in den nächsten Tagen und Wochen zeigen, in welchen Ausschüssen er mitarbeiten darf. Das Thema bezahlbare Wohnungen war Schrodis wichtigstes Thema im Wahlkampf, weshalb der 40-Jährige gern einen Platz im Ausschuss "Umwelt und Bauen" hätte, ebenso seien für ihn hinsichtlich Gerechtigkeit bei Steuern und Löhnen die Ausschüsse Wirtschaft und Finanzen interessant.

Am Mittwoch und Donnerstag wird er wie alle Bundestagsneulinge eine Einführung erhalten. Ansonsten ist Schrodi von sofort an Arbeitgeber: Er braucht Angestellte für seine Abgeordnetenbüros in Berlin und Olching. "Von Olching bin ich genauso schnell in Dachau wie in Fürstenfeldbruck, das ist mir wichtig." Einen erfahrenen Büroleiter für Berlin hat Schrodi bereits. Er übernimmt ihn von Parteifreund Klaus Barthel, der für die SPD seit 1994 ununterbrochen im Bundestag saß und nicht mehr antrat. "Es ist gut jemanden zu haben, der die Abläufe bereits kennt."

Beate Walter-Rosenheimer (Grüne) weiß, wie viel Arbeit das ist. Sie kam 2012 als Nachrückerin in den Bundestag und musste sofort in den Wirtschaftsausschuss. "Ich bin morgens um 5 Uhr aufgestanden, um mich vorzubereiten. Ich musste so viel lernen." Mittlerweile ist die 52-jährige Psychologin Vorsitzende der Kinderkommission, Mitglied im Ausschuss für Bildung und Forschung und stellvertretendes Mitglied im Jugendausschuss.

"In den Wirtschaftsausschuss kommt man als Neuling eher nicht", sagt Katrin Staffler, die ebenfalls an diesem Dienstag ihren ersten Tag in Berlin haben wird und an Treffen der CSU-Landesgruppe und der Fraktion teilnimmt. Ihr Arbeitsverhältnis als Pressesprecherin einer Bank ruht nun. Welchen Ausschüssen sie zugeteilt wird, werde wohl eine Überraschung werden, sagt die 35-Jährige. Sie ist die Jüngste der drei Bundestagsabgeordneten für den Wahlkreis. Staffler wird weniger Arbeit mit ihren Abgeordnetenbüros haben: Sie übernimmt diese von Gerda Hasselfeldt, wie auch einen Teil der erfahrenen Angestellten.

Knapp verpasst hat Florian Jäger (AfD) den Einzug in den Bundestag. Mit Blick auf die Landtagswahlen 2018 sagt er: "Dafür habe ich Kapazitäten, mich den Aufgaben in Bayern zu widmen."

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