Olching:Bussibussi unterm Hirschgeweih

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Tracht ohne Ende (von links): Robin Bade, Nadja Abd el Farrag und Manfred May (Foto: Günther Reger)

Beim "Shop Opening" des Kleiderladens Trachtenwahnsinn geben sich Promis die Klinke in die Hand

Von Stefan Salger, Olching

Der Wahnsinn! Dass sich auf 70 Quadratmetern so viele Leute drängen können, ohne alle Kleiderständer und Regale umzuschmeißen, ist kaum zu glauben. Man fühlt sich fast wie auf der Wiesn. Durch die Tür des "Trachtenwahnsinns" von Manfred May, der zur großen Eröffnungssause respektive dem "Store Opening" geladen hat, wälzen sich die Menschenmassen herein. Auf dem Oktoberfest gibt es eigentlich nur eine Location, die dem Vergleich standhalten könnte: das Käferzelt. Denn an der Olchinger Hauptstraße gesellt sich die Champagnerflasche im Eiskübel zum Weißbier. Die Türsteher sind zwei Models, statt Muckis gibt's dick Schminke im Gesicht und einen durchgebogenen Rücken. Wer sich bis ganz hinten in den Laden durchkämpft, der findet die letzte kleine Freifläche. Denn da turtelt Nadja Abd el Farrag (sie trägt zu warmen Winterstiefeln ein luftiges Dirndl aus der Trachtenwahnsinn-Kollektion), Moderatorin und die Ex von Dieter Bohlen, zusammen mit Fernseh- und Radiomoderator Robin Bade (in Lederhose und mit hellgrüner Trachtenweste). Und weil die Fotografen ihnen nicht ganz auf die Pelle rücken wollen und weil es sich nicht geziemt, so wichtige Persönlichkeiten mit dem verzerrenden Ultraweitwinkelobjektiv abzulichten, wird dort ein guter Meter Distanz gehalten.

Hier also trifft sich die Bussibussi-Gesellschaft im Hip-Laden. Irgendwo zwischen aufgereihten Schuhen, den roten Damenlederhosen, dem Ständer mit den Dirndln für 229,90 Euro, dem Regal mit den grün-karierten Hemden zum Sonderpreis von 22,90 Euro, den Kinderlederhosen für 149,90 Euro und dem T-Shirt mit der Aufschrift "Mogst a Bussi?" sind auch weitere B- und C-Promis zu finden. Wie die alle heißen, erklärt die nette Dame von der Agentur New Star Media. Als da wären zu nennen: Ryan Gosling-Double Ludwig Lehner, Musicaldarsteller Florian Hüttner, Isabell Plaue (Sängerin und Voice-of-Germany-Kandidatin), Sängerin Linda Jo Rizzo und DSDS-Kandidat Pat Wind. Etwas später werden auch noch zwei junge Frauen mit Miss-Germany-Schärpen herzlich begrüßt - man kennt sich. Ist das also die jüngst gekürte Anahita Rehbein, vielleicht mit ihrer Vize? Naja, nicht ganz: Hier handelt es sich um die Miss Germany Sport Gäuboden und Miss Germany Sport Fußball. Hübsch anzusehen und gut drauf sind die beiden Damen trotzdem. Großer Auftrieb mit 150 geladenen Gästen also im "Trachtenwahnsinn" hinter der quietschgelben Fassade mit dem Hirschgeweih-Logo über den beiden Schaufenstern. Wie kommt's?

Eine Antwort darauf hat Designer Manfred May, 53, der in wadlfreien Lederhosen vor seinem neuen Trachtenladen steht. Die Promis und Models sind eigentlich alle aus seinem Bekanntenkreis. Nadja Abd el Farrag hat er vor ein paar Wochen kennen gelernt, mit ihr will er nun eine eigene Kollektion herausbringen. Das ist schon ausgemachte Sache. May lebt seit 25 Jahren im Landkreis. Im vergangenen Jahr hatte er zunächst an der Münchner Verdistraße einen Laden eröffnet, nun also zieht er "in die Münchner Outbacks", wie einer der Gäste frotzelt. Aber "die Lage hier ist super", sagt May. Sogar eine Bushaltestelle liegt neben dem Eingang.

90 Prozent der Trachten in seinem Laden seien selbst designt, sagt der gebürtige Münchner. Gefertigt werden die Dirndl in Passau, die Lederhosen bei Coburg. Das Dirndl ist für May das schönste Kleidungsstück, das es gibt. 2014, auf dem Wiesbadener Oktoberfest, sah er eine junge Dame mit einem Dirndl, das "fünf Zentimeter breiter als der Gürtel war." So was geht gar nicht, und da war für May klar, dass er das besser kann. Mittlerweile ist er schon bei der Berliner Fashion Week angekommen, vor zwei Jahren wurde er mit dem Internationalen Fashion Award ausgezeichnet. Dass die Trachten ein Mix aus Tradition und Moderne sind und dem kritischen Blick von Hardlinern nicht stand halten könnten, ist für May kein Problem. Gleichwohl bleibt er dabei: Lederhosen für Männer müssen am Knie enden, während Dirndl bei den Frauen immer das Knie verdecken müssen.

Da widerspricht auch der jüngste Promi auf der großen Sause nicht: Finn Gehrsitz ist weder Model noch Moderator, dafür aber deutscher Vizemeister und Teilnehmer bei der Rennkart-Europameisterschaft. Gemeinsam mit seinem Vater - einem Freund von Manfred May, ist er von Stuttgart nach Olching gekommen. Er trägt Jeans und kennt die wenigsten Promis. Aber Lederhosen, die findet er "schon ganz cool".

© SZ vom 05.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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