Olching: Magg über Hauptschule:"Werden keine größeren Beträge mehr investieren"

Olchinges Bürgermeister Magg zieht den Neubau einer Hauptschule einer Sanierung des Gebäudes an der Heckenstraße vor. Warum, erklärt er im Interview.

Erich C. Setzwein

Kosten sparen und die schulpolitische Entwicklung abwarten - das waren die Motive, die den Dritten Bürgermeister von Olching, Bernhard Nickel, unlängst zu seinem Antrag auf Weiternutzung der Hauptschule an der Heckenstraße bewogen haben. Seine Idee kam aber weder bei seinen Gemeinderatskollegen noch bei Schülern, Eltern und Lehrern gut an. Auch der Olchinger Bürgermeister Andreas Magg (SPD) lehnt eine Sanierung ab, wie er im Interview mit der Süddeutschen Zeitung bekräftigte.

Olching: SZ-Interview mit Bürgermeister Andreas Magg

Selbst die Toiletten haben die Schüler der Olchinger Heckenschule in Eigenregie renoviert. Dies würdigt Bürgermeister Andreas Magg zwar, er will aber den Hauptschulbetrieb lieber in einem Neubau fortführen.

(Foto: Johannes Simon)

Wieso können Sie dem Vorschlag ihres Stellvertreters Bernhard Nickel, die Hauptschule an der Heckenstraße doch weiter zu nutzen, nichts abgewinnen?

Wir haben 2007 sehr umfangreich über diese Frage diskutiert, nachdem festgestellt wurde, dass in der Schule erhebliche bauliche Mängel bestehen. Es ging damals ja nicht nur um die Frage des Brandschutzes, sondern auch um die Problematik, dass die Räumlichkeiten nicht mehr dem Platzbedarf und den Ansprüchen an eine moderne Hauptschule genügen. Man hätte im Bestand massiv umbauen müssen. Dazu kommt, dass die Hauptschule durch die zwei getrennten Gebäude nie ideal war. Wir haben die Ganztagsschule auch nur deshalb bekommen, weil wir dem Schulamt immer klar machen konnten, dass die Schule an der Heckenstraße ein Auslaufmodell ist und dass wir das Thema mit einem Neubau adäquat umsetzen. Wir haben dort ja nicht einmal eine ordentliche Mensa, das ist ein umgebauter Durchgang...

... ein Notbehelf ...

Das sind alles Notbehelfe, es gibt noch viele, viele mehr. Das wissen wir vom Landratsamt, das wissen wir vom damals beauftragten Architekten. Ich muss aber auch reklamieren, dass man an Entscheidungen, die man einmal getroffen hat, festhält, wenn es keine neuen Aspekte gibt, die völlig dagegen sprechen. Ansonsten wird doch die Planungssicherheit für Schule und Gemeinde auf den Kopf gestellt.

Es wird aktuell Kritik von Schülern, Eltern und Lehrern am Zustand der Hauptschule geübt. Welche Maßnahmen sind denn noch geplant, bis der Neubau fertig ist?

Das ist ein berechtigter Kritikpunkt. Aber ich werbe um Verständnis, dass wir in ein Gebäude nicht mehr große Beträge investieren, welches nicht mehr allzu lange diesem Zweck dient. Wir haben aber investiert in einen Brandschutz, der funktioniert, aber nur geduldet ist. Wir haben die Aktion der Schule zur Verschönerung unterstützt, um die Optik zu verbessern. Das ist ganz toll geworden. Wir haben aktuell ein Sicherheitskonzept vor, dafür sind die Mittel schon im Haushalt eingestellt. Es geht dabei um eine Schließanlage, die nur mit Gegensprechanlage funktionieren wird, und die Unbefugten den Zutritt zur Schule während des Unterrichts verwehrt. Dieses Konzept haben wir für alle Schulen in Olching. Wir sind im Übrigen stets im Dialog mit der Schulleitung über diese Maßnahmen, aber größere Renovierungen sind nicht geplant.

Für welche Schulart wollen Sie denn die neue Schule bauen?

Wir gehen bis jetzt von einer Haupt- oder Mittelschule aus, wobei der Unterschied meiner Meinung nach eher in der Namensgebung als am Inhalt liegt. Es war immer Konsens in allen Parteien: Wir wollen die Schule so aufstellen, dass sie auch für andere Schulformen nutzbar ist. Und dass sie für andere Schulformen auch erweiterbar ist.

Also ein modular aufgebautes Schulhaus.

Richtig. Ein modulares, modernes Schulgebäude, in dem zum Beispiel vor den Klassenzimmern Lernforen entstehen, in denen sich die Schüler auch außerhalb des Klassenverbandes austauschen können. Also lauter gute Ideen, wie sie der Architekt Frank Hausmann eingebracht hat. Außerdem hätten wir eine Erweiterungsfläche, wenn wir doch noch einmal mehr Platz bräuchten - Stichwort Kooperationsschule. Das ist mein Hauptkritikpunkt an dem sehr kurzfristigen Meinungswechsel der Freien Wähler: Wenn sich bildungspolitisch in den nächsten Jahren etwas tut, dann glaube ich nicht, dass Olching mit einer nur ansatzweise sanierten Schule in die engere Wahl für eine neue Schulform kommt.

Sie sprechen von anderen Schulformen. Was halten Sie denn von der Idee der Gemeinschaftsschule oder Regionalschule, die in ihrer eigenen Partei, der SPD, diskutiert wird?

Eine längere gemeinsame Schulzeit ist wichtig, auch wenn das die Kommunen vor neue Herausforderungen stellen wird. Ich meine, dass der Schwächere immer vom Besseren profitiert, der Bessere aber vom Schwächeren nicht automatisch nach unten gezogen wird. Ich plädiere für ein Modell aus Haupt- und Realschule, das funktioniert. Es gibt sicher Hauptschüler, die in manchen Bereichen besser sind als Realschüler und es gibt gleichwohl Realschüler, die in anderen Fächern stärker sind. Sie können sich hier ergänzen. Wir haben gute Erfahrungen mit den Kombiklassen an den Grundschulen in Olching und Esting gemacht. Das beweist, dass es auch an den Realschulen oder Hauptschulen funktionieren müsste. Dafür muss man aber Überzeugungsarbeit leisten und Ängste abbauen.

Die Mittelschule ist kein Thema mehr?

Aus anderen Kommunen wird mir berichtet, dass das eingetreten ist, was befürchtet wurde. Dass die Vorteile der Mittelschule marginal sind und dass sich für die Schüler kaum etwas verändert hat. Dennoch bin ich der Meinung, dass wir die Mittelschule nicht aus den Augen verlieren sollten. Wir haben als Bürgermeister immer gesagt, dass es die Schulleiter entscheiden sollten. Und die haben uns gesagt, dass sie zum nun folgenden Schuljahr noch nicht einsteigen wollen. Ich respektiere diesen nachvollziehbaren Wunsch und trage ihn mit.

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