Alter Friedhof in Olching:Bröckelnde Mauern unter wildem Wein

Alter Friedhof Olching

Nicht nur die Mauern sind marode, auch das Aussehen der Gräberfelder im Alten Friedhof missfällt vielen Hinterbliebenen, die den Friedhof besuchen.

(Foto: Günther Reger)

Die Olchinger CSU kritisiert den Zustand des Alten Friedhofs. Sie fordert ein umfassendes Konzept zur Neugestaltung. Ob diese Forderung erfüllt wird, darüber könnte der Umbau des Parkfriedhofs entscheiden.

Von Julia Bergmann

Die Mauern , die den alten Friedhof umgeben, bröckeln. Grobe Risse ziehen sich durch Gilb und Grünspan. Kaum erfreulicher ist der Anblick im Inneren des Friedhofs. Zwischen den Gräbern hat sich das Unkraut durch die feinen Kiesel gekämpft und immer wieder stechen zwischen den dicht benachbarten Gräbern einzelne brachliegende Wiesenteppiche hervor. "Der Zustand des alten Friedhofs ist entsetzlich, es war noch nie so schlimm wie in den letzten zwei Jahren," sagt eine Besucherin, die einen warmen Frühlingstag nutzt, um das Familiengrab zu pflegen. Mit ihrem Eindruck ist die Olchingerin nicht allein.

" Unkraut und Laub werden nicht entfernt, im Winter werden die Wege nicht geräumt. Ich habe schon oft gesehen, wie ältere Menschen mit dem Rollator stecken bleiben", erzählt eine weitere Besucherin. Ein Besucher sagt: "Eigentlich soll der Friedhof ein Ort der Erinnerung an die Verstorbenen sein, aber..." Der Satz bricht ab, er findet keine Worte. Lediglich eine wegwerfende Handbewegung in Richtung der Grabstellen hat er dafür übrig. Es sind Stimmen wie diese, die die CSU-Fraktion dazu gebracht hat, sich verstärkt um den Zustand des Alten Friedhofs zu kümmern. Die Stadträte der CSU wollen wissen, welche Maßnahmen auf dem Friedhof in den vergangenen Jahren bereits umgesetzt wurden, und verlangen von der Stadtverwaltung, ein Konzept für die Zukunft auszuarbeiten. Bereits im Jahr 2009 hatte der Stadtrat beschlossen, das Erscheinungsbild des Friedhofs aufzuwerten. Was sich seither getan hat, ist für die Besucher kaum sichtbar.

Die Klagen der Bürger seien berechtigt, heißt es von Seiten der CSU. Städtische Zielsetzung sei es, den Friedhof nach und nach zu einem Gedenkpark inmitten der Stadt zu machen. Diese Zielsetzung sei jedoch nach wie vor nicht erkennbar. "Aufgelassene Gräber werden nicht zu Parkflächen umgestaltet, sondern nur liegen gelassen und höchstens mit Gras eingesät", heißt es in einem Antrag, unterzeichnet von den stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden Maria Hartl und Josef Neumaier. Weiter schreiben die beiden Stadträte: "Wir beklagen nicht nur rostige Türen, Unkraut und Ödflächen. Wir kritisieren den Mangel an Gestaltung und den Mangel an Aufmerksamkeit für diesen zentralen Friedhof Olchings."

Kritik, die Bürgermeister Andreas Magg (SPD) zumindest nicht ganz auf sich beruhen lassen möchte. "Wir haben in den vergangenen Jahren immer wieder etwas am Alten Friedhof getan und wir haben versucht, es bestmöglich zu tun - im Rahmen der Mittel, die wir haben", sagt er. So habe man Bäume und wilden Wein gepflanzt, der die unansehnlichen, aber immer noch standfesten Mauern überwuchern soll. Die Optik der Mauer wird sich also verändern, aber bis der Wein dicht genug ist, könne noch einige Zeit ins Land ziehen. Dass es noch besser gehen könnte, daran hat auch der Bürgermeister keine Zweifel. Er sei mit der CSU völlig einer Meinung, dass etwas getan werden müsse. Schwierig gestaltet sich eine Umgestaltung aber auch deshalb, weil die einzelnen Grabstätten nach und nach aufgelassen werden. Neue Bestattungen sind bereits seit mehreren Jahren auf dem Friedhof nicht mehr möglich. Die Fläche, auf der die Gräber viel zu eng beieinander stehen, soll aufgelockert werden. Aber welche Stelle zu welchem Zeitpunkt frei wird, lässt sich im Voraus nicht planen, und somit ergeben sich auch hinsichtlich einer gärtnerischen Neugestaltung Schwierigkeiten. Zudem betont der Bürgermeister: "Wenn man ein großes Konzept entwerfen und umsetzen will, muss man auch bereit sein, finanziell aufzustocken."

Wie wahrscheinlich es ist, dass neue Mittel für die Neugestaltung des Friedhofsareals bereit gestellt werden, ist bislang noch nicht abzusehen. "Das ist eine politische Entscheidung", betont Magg. Doch im Rahmen der Neugestaltung des Parkfriedhofs liegt die Stadt bei der Auftragsvergabe momentan etwa 350 000 Euro unter dem veranschlagten Budget. Für Bürgermeister Andreas Magg ist es deshalb immerhin vorstellbar, dass das Geld, das bei diesem Projekt eingespart werden könne, nach Abschluss der Bauarbeiten für Verbesserungen im Alten Friedhof ausgegeben werden könnte. Magg merkt jedoch an: "Gesetzlich sind wir dazu verpflichtet, anfallende Kosten auf die Grabnutzer umzulegen." Die Verschönerung des maroden Alten Friedhofs könnte die Nutzer also noch teuer zu stehen kommen.

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