Olching:Bayerische Beziehungen

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Schneider Zacharias Zwirn (Andreas Fischer) spricht mit der Fichtbäuerin (Petra Huber). (Foto: Günther Reger)

Olchinger Volksbühne zeigt Ralph Wallners "Malefiz Donnerblitz"

Von Edith Schmied, Olching

Wettergott spielen, Herr über Blitz und Donner, wer hat davon nicht schon geträumt. Die Olchinger Volksbühne kann das, sogar ziemlich gut. Im Theaterstück "Malefiz Donnerblitz" lässt sie es donnern, blitzen, schneien, stürmen, hageln, dass die Zuschauer erschrocken zusammenzucken. Aber nicht nur die Technik hat ihren beachtlichen Auftritt, auch die neun Schauspieler haben gehörigen Anteil am Gelingen des Abends. Sie sprechen alle ein unverfälschtes herzerfrischendes Bairisch, nicht diesen peinlichen "Dahoam is Dahoam" Verschnitt aus der Vorabendserie im Dritten. Leute zu finden, die Dialekt beherrschen, das sei "gar nicht so einfach", sagt Regisseurin Ingrid Klameth.

Mit dem Schwank von Ralph Wallner haben die Olchinger einen guten Griff getan und begeistern das Premierenpublikum. Das Stück ist gespickt mit anschaulichen und sehr treffenden Wortschöpfungen. Die Handlung an sich ist einfach und schnell erzählt: Das kleine Schneiderlein Zacharias Zwirn erliegt dem Wahn von Allmacht und Eitelkeit, schwingt sich zum Wettergott auf und legt eine ordentliche Bruchlandung hin. Dazwischen gibt es einen Haufen Turbulenzen und eine Reihe von Szenen, in denen sich die Kontrahenten aneinander reiben können. Und das tun sie ausgiebig. Der Wuisler (Alfred Schwarz), ein leicht abgestandener und ungepflegter Junggeselle buhlt mit Luca (Michael Popovits), dem angeblich italienisch-stämmigen Knecht um die Schneiderstochter Mona. Herrlich wie die beiden in einer Art Hahnenkampf - da die respektable Wampn des Wuislers, dort Lucas Waschbrettbauch - sich ihre Vorzüge und gegenseitige Beleidigungen an den Kopf werfen.

Ein ähnliches Wort- und Wetterduell tragen die beiden Wettermacherinnen aus, wenn sie Tief- und Hochdruckzonen untereinander auskarteln. Die Sonnen Res, (Edith Dierl), blond, hübsch und knackig, verkörpert Sonne, Glitzer, Alpenglühen. Ein Schnittchen zum An- und Reinbeißen. Im Gegensatz dazu die Blitz Burgl (Monika Glas), schwarzes Gewand auf den Rippen, streng, dramatischer Lidstrich, unnahbar. Ihr fehlt nur noch der Besen zum Abheben. Aber auch Donnerblitzchen hat menschliche Seiten. Während Goldmarie mit dem Schneider flirtet, trinkt sie sich mit Zwetschgenwasser ins Koma. Der Effekt: Am nächsten Morgen suchen die beiden vergeblich ihr Equipment.

Eine andere, unterschiedliche Paarung sind Bibi (Benjamin Jacklbauer) und die Fichtbäurin (Petra Huber). Er hat die Energie einer ausgezutzelten Weißwurst und steht voll unter dem Pantoffel seiner Mutter. Was ihm an Farbe und Temperament fehlt macht sie als Paradiesvogel locker wett. Am liebsten würde Bibi ja seine nervige Mama "dawürgen". Aber selbst dazu ist er zu faul. Mona (Daniela Fischer) will ihn trotzdem als Bräutigam, nur um ihren Vater zu ärgern. Das einzig einigermaßen friedliche Paar in dem Stück sind der Schneider (Andreas Fischer) und seine Frau Alma (Ulrike Seliger), obwohl sie 23 Jahre verheiratet waren. Unter der Regie von Ingrid Klameth spielen alle frisch von der Leber weg. Am Ende drapieren sich die Darsteller zu einem erstarrten Szenenbild, aus dem sich die Regisseurin einzeln herauslöst und vorstellt. Ein guter Einfall, der den persönlichen Kontakt zum Publikum noch verstärkt.

Weitere Vorstellungen: Cantina Olching, Saal, 1. Stock, Hauptstraße 72, Freitag und Samstag, 13./14., 20./21., 27./28.11., jeweils 20 Uhr

© SZ vom 10.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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