Olching:Aufreger in Quietschgrün

Jeans-House

Signalwirkung: Dass er mit seiner poppigen Farbwahl solch einen Trubel auslösen würde, hat der Hausbesitzer Anton Oswald nicht erwartet.

(Foto: Günther Reger)

An dem neuen Anstrich eines Bekleidungsgeschäfts am Olchinger Nöscherplatz scheiden sich die Geister. Nun soll der Bauausschuss darüber entscheiden, ob die gewagte Farbwahl geduldet werden kann

Von Julia Kiemer, Olching

Es sei einfach mal wieder Zeit geworden, zu streichen, erzählt Anton Oswald. Die Farbe seines Hauses am Nöscherplatz sei schon abgeblättert und Überbleibsel von einem entfernten Graffiti seien auch noch zu sehen gewesen. "Sogar Stadträte sind auf mich zugekommen", erzählt er. Und weil Oswald ein Fan von Farben ist und er seiner Mieterin, der Betreiberin des Jeanshouses, wie er findet, ein interessantes, auffälliges Haus schuldig sei, habe er sich für Grün entschieden. Ein sehr knalliges Grün. So erstrahlt das Haus am Nöscherplatz, das sich im Zentrum der Stadt in unmittelbarer Nähe der Kirche befindet, seit kurzer Zeit im neuen, aber umstrittenen Gewand. "Ich find's schön, mir gefällt die neue Farbe", sagt der Vermieter.

Die Stadt zeigt sich weniger begeistert von der gewagten Farbwahl. Grund dafür ist das im Bebauungsplan festgelegte Farbkonzept, das der Stadtrat vor etwa eineinhalb Jahren für die Häuser rund um die Kirche festgelegt hatte. Sieben Gebäude sind von der Änderung betroffen, darunter auch Oswalds Objekt. Als der Nöscherplatz saniert worden sei, habe man sich dafür entschieden, die umliegenden Gebäude in Weiß- und Grautönen zu halten", erklärt Bürgermeister Andreas Magg. Man wolle so verhindern, dass die Kirche optisch in der Umgebung verschwindet. "Besonders aufgrund der direkt angrenzenden baulichen Denkmäler - die Kirche, ein Kriegerdenkmal und ein Sühnekreuz - wollen wir in diesem Bereich eine gewisse Einheitlichkeit schaffen." Das sei im Rahmen einer sogenannten Gestaltungssatzung möglich. Die Stadt habe das Recht, dadurch sensible Stadt-oder Ortsbereiche und die Entwicklung eines Orts oder einer Stadt zu schützen. Viele Städte hätten schon lange solch eine Satzung, so Magg. Nachvollziehen kann Oswald diese Vorgaben nur bedingt. Andere Häuser dürften auch nach Belieben und ohne jegliche Einschränkung gestrichen werden. "Es wäre etwas anderes, wenn das Haus in einer historischen Altstadt stehen würde, da hätte ich mich das nicht getraut", so der 47-Jährige. In Olching sei das aber nicht der Fall, deshalb fühle er sich schon ein wenig benachteiligt.

Das ändert aber nichts daran, dass der Vermieter, ohne es zu wissen, mit seiner Farbwahl gegen das Baurecht verstoßen hat. Die Änderung des Bebauungsplans habe er damals zwar am Rande mitbekommen, "dass da aber auch die Farbverordnung drin stand, das wusste ich nicht", erklärt der 47-Jährige. Aber an so etwas denke man schließlich auch nicht, fügt er hinzu.

Die Änderungen seien damals öffentlich ausgehängt worden, so Magg. Man habe innerhalb eines gewissen Zeitraums auch die Möglichkeit, sich dazu zu äußern, sollte man mit den Neuerungen nicht zufrieden sein. "Da sich damals niemand geäußert hat, sind wir davon ausgegangen, dass der neue Bebauungsplan bei allen Betroffenen angekommen ist", meint der Bürgermeister. Angekommen sind die Änderungen bei Oswald jedoch erst, als ein Brief von der Stadt wegen des Verstoßes gegen das Baurecht ins Haus flatterte. Die Fassade muss dem Farbkonzept entsprechend neu gestrichen werden und das auf eigenen Kosten, heißt es in dem Schreiben. "Da war ich doch ganz schön geschockt", erzählt er. Zudem ärgert es ihn auch ein bisschen, dass ihn von der Stadt niemand auf die beschränkte Farbauswahl aufmerksam gemacht hat, weder als er sein Gerüst angemeldet hatte, noch während der Arbeiten. "Die haben doch gesehen, in welcher Farbe gestrichen wird", so Oswald.

Nun hat der 47-jährige Olchinger einen Antrag auf Duldung an die Stadt gestellt. Dieser sei angekommen und werde in der nächsten Bauausschusssitzung diskutiert, bestätigt Magg. Sollte man im Ausschuss gegen den Antrag stimmen, so bleibe dem Hausbesitzer nur ein neuer Anstrich übrig. Das hofft Oswald natürlich umgehen zu können, denn mittlerweile habe er sich an die neue Farbe gewöhnt. Auch viele andere Bewohner finden den Farbtupfer im Zentrum gut. "Ich habe bis jetzt fast durchweg positives Feedback erhalten, den meisten gefällt ein buntes Olching", erzählt der Hausbesitzer. So falle es vielen Bürgern schwer, das Verhalten der Stadt nachzuvollziehen. Dass er mit seiner Farbwahl einen so großen Wirbel verursachen würde, damit hatte Oswald nicht gerechnet. "Mir reicht's jetzt auch wieder mit dem Trubel, im Endeffekt ist es ja doch nur eine Farbe", so der 47-Jährige.

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