Olching:Angst vor Asbest

Anwohner entdecken Sondermüllsäcke auf einer Baustelle in Olching. Das Gewerbeaufsichtsamt wird aktiv

Von Julia Bergmann, Olching

Unschuldig und nackt stehen die Mauern der ehemaligen Gastwirtschaft auf dem notdürftig abgesperrten Gelände der Baustelle in Geiselbullach. Die Abrissarbeiten ruhen, aber die Stille ist nur Trugbild. Die Bauarbeiten, die am vergangenen Samstag in der Dachauer Straße begonnen haben, versetzen zahlreiche Anwohner in Aufruhr. Denn mitten zwischen Bauschutt und Bagger lagern zahlreiche Säcke mit einer verdächtigen rot-weißen Aufschrift. "Achtung enthält Asbest", ist dort zu lesen.

Asbest

Vor den bloßen Mauern des Gebäudes lagert nur ein kleiner Teil der verdächtigen Säcke.

(Foto: Günther Reger)

"Wir sind besorgt", sagt einer der Anwohner, der die Bauarbeiten von Beginn an beobachtet hat. "Überall liegen die Asbestsäcke und über das Gelände gehen ständig Passanten, auch Kinder." Das Gebäude, das bereits seit mehreren Jahrzehnten an der Einmündung zur Kapellenstraße steht, war zu einem großen Teil mit Eternitplatten bedeckt, berichtet er. Das trifft auf mehrere Häuser in der Gegend zu, auch auf seines. "Damals beim Hauskauf ist uns auch mitgeteilt worden, dass die Platten an unserem Haus asbesthaltig sind." Die Sorge ist groß, dass auch die Eternitplatten des Abrisshauses belastet sind. Und dass die hochgiftigen und krebserregenden Fasern bei den Arbeiten freigesetzt worden sind. " Die Platten sind mit einem Bagger von der Wand gerissen worden. Es hat sehr stark gestaubt", berichtet einer der Anwohner.

Asbest

Auf dem Gelände steht noch ein gut gefüllter Container. Die Anwohner sind alarmiert, sie haben die Behörden verständigt.

(Foto: Günther Reger)

Zwar sei mittlerweile bekannt, dass der Bauherr ein Gutachten anfertigen hat lassen, welches die Baustoffe als asbestfrei einstuft, aber Glauben schenken möchte man dem nicht. Einer der Anwohner ist sich sicher, dass bis zum Jahr 1982 sämtliche verwendeten Eternitplatten belastet gewesen seien. Das Haus stehe schon weit länger an dieser Stelle, sagt er.

Seit Freitagmorgen herrscht auf dem Gelände Ruhe. Ein aufmerksamer Passant glaubt um die Gründe zu wissen. "Gestern war das Gewerbeaufsichtsamt dort und hat Proben genommen." Ein Anruf beim Gewerbeaufsichtsamt in München bestätigt seine Aussage. Tatsächlich habe man aufgrund von mehreren Hinweisen verschiedener Anwohner Proben entnommen, sagt Pressesprecher Ulrich Gampl. "Je älter ein Gebäude ist, desto näher liegt der Verdacht, dass es mit Asbest belastet ist", erklärt er. Auf die Anrufe hin habe man schnell reagieren und die Sache behördlich abklären wollen. "Allerdings liegt uns bereits ein Gutachten vor, das wir für glaubwürdig halten", betont Gampl. Die Baustelle ruhe auch nicht aufgrund des Asbestverdachts, sondern weil keine Toiletten und Aufenthaltsräume für Bauarbeiter bereitgestellt wurden. Das sei laut Arbeitsstättenverordnung und gültigem Arbeitsrecht vorgeschrieben.

Georg Weiss, der Chef des Bau - und Abbruchunternehmens Weiss aus Schechen, das mit den Arbeiten in Olching betraut ist, versichert, dass die Sorge der Anwohner unbegründet sei. Bei den Asbestsäcken handle es sich lediglich um Standardsäcke, die zur Entsorgung von Bauschutt verwendet werden. Zudem verweist auch er auf eine Analyse, die vom Bauherren, der Ten Brinke Wohnungsbaugesellschaft, in Auftrag gegeben wurde. Der Geschäftsführer der zuständigen Ten Brinke Niederlassung, Carlo Wentink, war bis zum Redaktionsschluss nicht zu erreichen. Dass der Bauschutt vom Bauunternehmen in Asbestsäcken auf dem Gelände gelagert wird, bezeichnet Gumpl als relativ ungeschickt. Dennoch, man habe die Proben mittlerweile an das Bayerische Landesamt für Lebensmittel- und Gesundheitssicherheit weitergegeben, wo sie momentan untersucht werden. Mit endgültigen Ergebnissen rechne man bis Montag.

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