NS-Vergangenheit:Stadtrat entscheidet über Straßennamen

Die Stunde der Wahrheit rückt näher. Der Kultur- und Werkausschuss hat am Mittwoch ohne weitere Debatte das heikle Thema der NS-belasteten Straßennamen an den Stadtrat weitergereicht. Das Gremium hätte auch eine Vorentscheidung treffen und dem Plenum empfehlen können, die Schilder abzuhängen oder mit einem "erläuternden Medium" zu versehen. Darauf verzichtete der Ausschuss. Seit fast fünf Jahren wird die Frage, ob die Straßennamen bleiben, umbenannt oder mit Zusatzinformationen ausgestattet werden sollen, zwischen dem Ausschuss, einem Arbeitskreis Straßennamen sowie Anwohnerversammlungen hin- und hergeschoben. Oberbürgermeister Erich Raff (CSU) hatte verfügt, dass das Thema noch einmal in den Kulturausschuss soll.

Im Zuge der Auseinandersetzungen waren von ursprünglich siebzehn Namensgebern bereits neun rehabilitiert worden, darunter der Wehrwirtschaftsführer Willy Messerschmitt, der mit einer Straße im Gewerbegebiet Hasenheide in Bruck geehrt wird. Wie in den elf KZ-Außenlagern bei Landsberg sollten im Mühldorfer Hart jüdische Häftlinge, Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter ab Sommer 1944 Düsenflugzeuge vom Typ Me 262 für die Messerschmitt AG bauen. Tausende von Menschen kamen ums Leben.

Umbenannt werden sollen in Bruck allenfalls noch sechs Straßen: die Langbehn-Straße in Puch, gewidmet einem fanatischen antisemitischen Schriftsteller, sowie die Ederer-, Eschenauer-, Von-Gravenreuth-, Josef-Priller- und Zenettistraße in der Flughafensiedlung, die nach Offizieren und Piloten der Wehrmacht benannt sind. Die endgültige Entscheidung fällt der Stadtrat voraussichtlich im April.

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