Neues Lokal in Bruck:Alles am Fluss

Viktor Fischer, ein gelernter Sportlehrer, peppt mit seinen Lokalen den Gastro-Standort Fürstenfeldbruck auf.

Heike A. Batzer

Fürstenfeldbruck - Nah am Wasser gebaut muss nicht zu Tränen rühren. Im Gegenteil, nah am Wasser gilt als Traum für Wohnen, Leben, Erholen. "Jeder möchte doch ans Wasser ziehen", sagt Viktor Fischer. "Das Wasser hat eine Magie." Einen Platz am Wasser bekomme man entweder vererbt oder durch glückliche Umstände. Viktor Fischer hat viel Glück gehabt in diesem Jahr. Seit Sommer führt er den Pavillon Beach - an der Amper -, und an diesem Samstagabend eröffnet er ein neues Restaurant - an der Amper. Er hat es "Vierwasser" genannt - ein Kunstname, der einen guten Klang hat, auf die Hausnummer 4 der Lokalität verweist und auf die vier Sorten Mineralwasser, die er anbieten wird. Und auf das Wasser drumherum natürlich.

Das Restaurant "Vierwasser" ist dort eingezogen, wo vormals die Pizzeria "Ratzenkammerl" und zuletzt das Lokal "Prugger" waren - in der Pruggmayrstraße, gleich hinter Fürstenfeldbrucks Altem Rathaus. Es verfügt über eine Terrasse, die sich direkt über die Amper erhebt. Eigentlich habe er nur eine kleine Espresso-Bar aufmachen wollen, erzählt Fischer. Dann ist es ein Restaurant geworden, das Frühstück, Mittagstisch und Abendessen anbietet, kleine Snacks zum Mitnehmen in der Vitrine bereit hält und das auch Cocktailbar sein will. Die Mischung scheint Erfolg versprechend. Mit dem Parkcafé, unscheinbar gelegen im Erdgeschoss eines mehrstöckigen Wohnhauses zwischen Augsburger- und Maisacher Straße, hat Fischer bereits eine Lokalität in Fürstenfeldbruck mit ähnlichem Konzept etabliert. An Wochenendtagen ist das Parkcafé abends so voll, dass Besucher kaum einen Platz finden, wenn sie nicht reserviert haben. Fischer war noch als Sportstudent zum Team des 1994 eröffneten Parkcafés gestoßen - als Barkeeper. 13 Jahre lang hat er das Lokal dann geführt, im April ist er ausgestiegen.

Der Fürstenfeldbrucker Gastro-Szene hat das Parkcafé gut getan und den Beweis erbracht, dass Gastronomiebetriebe gut laufen, wenn das Angebot stimmt, das Ambiente angenehm und der Preis fair ist. Das hat nicht immer mit Beruf, aber viel mit Berufung zu tun. Viktor Fischer musste den Gastronomen in sich erst entdecken. Eigentlich ist der 41-Jährige, der jahrelang beim Sportclub Fürstenfeldbruck Fußball gespielt hat, Diplom-Sportlehrer und ein Quereinsteiger im Gastgewerbe. "Aber wenn man das 13 Jahre lang gemacht hat, dann braucht man keine Ausbildung", sagt Fischer. Überdies sind die Aufgaben zwischen ihm und seinem Partner Peter Hollweck, 38, verteilt. Die beiden hatten sich im Parkcafé kennengelernt, wo Hollweck Geschäftsführer war. Hollweck hat das Geschäft gelernt, ist Fachwirt im Gastgewerbe, Fischer ist der Mann, der nach eigener Aussage im Lokal zwar "auch alles machen kann", der aber vor allem nach außen in Erscheinung tritt.

Gastronomie funktioniere nur, wenn auch das Zwischenmenschliche stimme und wenn man versuche, das Beste zu machen, sagt Fischer: "Man muss dem Gast das Gefühl geben, dass er willkommen ist." Möglicherweise ist das hierzulande nicht immer so. Von den Österreichern, sagt Fischer, könne man viel lernen, was Ideen und Gepflogenheiten in der Gastronomie angehe.

"Bodenständiges und auch Exotisches" wird es in dem neuen Lokal, das keinen Tag Ruhe hat, geben: das frisch in Butter gebratene Schnitzel ebenso wie ein Thai-Curry. Der Gastro-Standort Fürstenfeldbruck liegt Viktor Fischer am Herzen. Er selbst ist Brucker mit Leib und Seele. Die Große Kreisstadt, die gern ein wenig provinziell daherkommt, zu verlassen, hatte er nie im Sinn. Inzwischen lebt er hier mit seiner aus München stammenden Frau Nadin, 34, die er im Parkcafé kennengelernt hatte, und den beiden kleinen Töchtern. Nadin Fischer und Hollwecks Lebensgefährtin Hanaa Sarcini, 26, führen das Lokal mit. Die Brucker Innenstadt zu beleben, haben sie sich vorgenommen - damit dort möglich wird, was in München längst üblich ist: erst einzukaufen und danach noch gemütlich einzukehren, auf einen Cappuccino oder Prosecco. "Samstags ist Fürstenfeldbruck tot. Aber wenn hier keiner was macht, bleibt es tot," sagt Viktor Fischer. Hingegen "wenn Leben in der Stadt ist, wird das ganze Viertel aufgewertet".

Die Szenegastronomen haben sich mittlerweile einen guten Ruf erarbeitet. Von "lokalen Profis" sprachen die Stadt-Politiker, als im Sommer der renovierte nostalgische Pavillon am ehemaligen Amperbad eröffnet wurde. Den Pavillon führen Fischer, Hollweck, Hans Schmölz und Klaus Hörhager. Damit hat die Gruppe wieder zu einander gefunden, die 2003 die Redlounge-Partys ins Leben gerufen hat, die seither mehrmals im Jahr in der Tenne des Veranstaltungsforums stattfinden. Schmölz, bekannt als Betreiber des Emmeringer Amperparks und einer der vormals besten Tennisspieler im Umkreis, und Hörhager betreiben zudem den "Buck Rogers Club", eine Diskothek in der Hasenheide. Am Pavillon ließen sie Sand aufschütten und Liegestühle aufstellen und seither hat Fürstenfeldbruck sommers einen bewirteten Stadtstrand, wie es ihn in Großstädten wie Berlin und München gibt. Das kommt an - auch in der Kreisstadt. Eine gute Bekannte habe eigentlich aus Fürstenfeldbruck wegziehen wollen, erzählen die Fischers. Doch dann ist sie geblieben - weil es jetzt einen Beach-Club gibt.

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