Naturschutz:Der Brachvogel kehrt zurück

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Der Landschaftspflegeverband fördert in Kooperation mit Landwirten die Nutzung von Streuwiesen im Ampermoos. Als Folge wird nun immer häufiger der alte Bekannte mit dem filigranen Schnabel gesichtet

Von Peter Bierl, Fürstenfeldbruck

Das Ampermoos war früher Heimat vieler Vögel einer bestimmten Sorte: der Wiesenbrüter, die, wie der Name sagt, eine offene Landschaft bevorzugen. Bauern halfen diesen, indem sie manche Flächen einmal im Jahr mähten - im Herbst, um Einstreu für den Stall zu gewinnen. Als die Anwohner des Ampermooses die sogenannte Streuwiesenmahd aufgaben, wuchsen Büsche und Schilf und die Wiesenbrüter verloren ihr Habitat. Der Große Brachvogel, der im Ampermoos heimisch war, galt Mitte der Achtzigerjahre dort als ausgestorben.

Inzwischen gibt es wieder eine Population. Zu verdanken ist dies nicht zuletzt dem Einsatz des Landschaftspflegeverbandes. Der Verein wurde 1991 gegründet und hat in Kooperation mit Landwirten die Streuwiesennutzung wieder aufgenommen. Dazu wurden Gräben angestaut, Mulden geschaffen und Büsche entfernt. Der Brachvogel kehrte schließlich zurück, bloß mit dem Nachwuchs wollte es nicht recht klappen. Um die Brut zu fördern, haben die Gebietsbetreuer des Pflegeverbandes, unterstützt von Ehrenamtlichen, eingegriffen. Sie haben Zäune aufgestellt, um die Nester vor Eierdieben wie dem Fuchs zu schützen.

Anscheinend mit Erfolg, wie Petra Kotschi, die Geschäftsführerin des Landschaftspflegeverbandes, und Sebastian Böhm, der Gebietsbetreuer, nun berichten. Wobei sich die Zahlen ziemlich bescheiden anhören. Bevor Zäune aufgestellt wurden, schafften es drei Küken, flügge zu werden, seitdem hat sich die Zahl verdreifacht. Heuer konnten sieben Brutpaare beobachtet werden, vier Küken überlebten. "Anderswo brechen die Populationen der Wiesenbrüter ein, unser Ziel ist es, im Ampermoos eine stabile Brachvogel-Kolonie aufzubauen", erklärt Kotschi.

Das Ampermoos zählt in Bayern zu den Hotspots für Wiesenbrüter. Die knapp 600 Hektar große Fläche steht unter Naturschutz, ist außerdem als europäisches Natura-2000-Gebiet und als Ramsar-Gebiet nach dem internationalen Vogelschutzabkommen ausgewiesen. Ohne menschlichen Eingriff aber würden die Wiesenbrüter nicht wiederkehren. Nächstes Jahr beteiligt sich der Landschaftspflegeverband deshalb am Projekt "Ureinwohner Bayerns", eine Artenschutzkampagne der bayerischen Verbände, die das Bewusstsein in der Bevölkerung schärfen soll.

Das Ampermoos ist das größte und wichtigste Gebiet, das der hiesige Pflegeverband betreut. Das ging aus dem Rechenschaftsbericht hervor, den Kotschi auf der Mitgliederversammlung vor den Kommunalpolitikern hielt. Insgesamt betreute der Verband 2016 demnach 50 Flächen, davon zwei Ausgleichsflächen. Neben dem Ampermoos und weiteren Abschnitten entlang des Flusses handelt es sich um Reste von Niedermooren, einige Naturdenkmäler sowie eine Kette von Moränenhügeln zwischen Türkenfeld, Kottgeisering und Grafrath. Der Umsatz des Verbandes, der sich überwiegend aus Zuschüssen des Freistaats finanziert, lag im vergangenen Jahr bei etwa 180 000 Euro. Kotschi geht davon aus, dass Ausgleichflächen hinzukommen werden, darunter drei der Gemeinde Eichenau. Außerdem sollen die Streuwiesen erweitert werden, am Zellhof an der Amper bei Schöngeising und im Norden von Kottgeisering. Böhm berichtete von den steilen Wänden, die Naturschützer an den Amperufern gegraben haben, um dem Eisvogel Brutplätze zu schaffen. Die Population sei durch den harten Winter zurückgegangen, erzählte er. Solche Eisvogelwände müssen auch weiterhin angelegt werden. Außerdem seien "Hilfsprojekte" für den Laubfrosch und den Ameisenbläuling, einen Schmetterling, vorgesehen und seltene Pflanzen sollen vermehrt werden, durch Aussaat und vorgezogene Exemplare.

© SZ vom 09.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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