Musikverein Eichenau:"Dann müsst's halt üben"

Als Dirigent hat Helmut Buchbauer das Eichenauer Orchester mit klaren Vorgaben zu einem erstaunlichen Klangkörper geformt. Jetzt reicht er den Taktstock an Philipp Lüdecke weiter.

Julia Berghofer

Aufhören, so heißt es, soll man bekanntlich dann, wenn es am schönsten ist. Genau diesen Zeitpunkt abzupassen, ist aber oft nicht ganz einfach - zu groß ist die Verlockung, den Erfolg noch ein wenig auszukosten, sich zu immer neuen Höhen aufzuschwingen. Ganz anders Helmut Buchbauer: der Dirigent des Musikvereins Eichenau ist überzeugt, dass seine Arbeit im Orchester nun ihren Höhepunkt erreicht hat und kündigte bereits vor zwei Jahren seinen Rückzug an.

Neujahrskonzert

Letzter Auftritt mit den Eichenauer Musikern: Dirigent Helmut Buchbauer.

(Foto: Günther Reger)

Der Abschied geht nicht nur den Musikern nahe, auch für ihn selbst ist es kein leichter Schritt, den Taktstock und das 70-köpfige Ensemble in die Hände seines Nachfolgers zu übergeben. Am vergangenen Samstag und Sonntag stand Buchbauer ein letztes Mal als Dirigent des Neujahrskonzerts auf der Bühne und ließ keinen Zweifel daran, dass er den Zenit seines Schaffens noch lange nicht überschritten hat.

Was Buchbauer seit seinem Antritt 1989 aus dem Orchester gemacht hat, ist in der Tat beeindruckend. Damals sah die Besetzung mit rund 20 Musikern nämlich noch etwas magerer aus. Bald jedoch entwickelte sich das Ensemble zu einem regelrechten Magneten für junge Talente aus der Region, denn man stellte schnell fest, dass es hier nicht um gemütliche Blechbläser-Arien aus dem Musikantenstadel ging, sondern darum, dem Publikum eine bemerkenswerte und abwechslungsreiche Bandbreite an Stücken zu bieten.

"Wir wollten den Leuten zeigen, dass Blasmusik auch etwas anderes sein kann, als man es aus dem Fernsehen kennt", beschreibt Buchbauer sein Anliegen. Deswegen habe man kontinuierlich "an einem homogenen Klang gefeilt", habe sich weiterentwickelt, und vor allem: gearbeitet, gearbeitet. Folglich ist es auch kein Wunder, dass die Professionalität, mit der das Ensemble agiert, den Begriff "Laienorchester" in ein ganz neues Licht rückt. So war auch das Neujahrskonzert, bei dem man gleichzeitig Buchbauers Abschied feierte und sein herausragendes Engagement für den Verein würdigte, genau das, was man sich von einem gelungenen Start ins Jahr wünscht: ein wahres Feuerwerk an Energie und Spielfreude, präsentiert in Form einer kurzweiligen Auswahl anspruchsvoller Stücke.

Begonnen wurde der Abend im klassischen Bereich, mit der Universal-Fanfare von Bösendorfer und der bildgewaltig vorgetragenen dreisätzigen Suite "Tirol 1809" von Sepp Tanzer. Nach der vergnüglich anmoderierten Ouvertüre aus der Verdi-Oper "Die Macht des Schicksals" ging man anschließend zu den locker-zeitgenössischen Werken über, so etwa zu einer mitreißenden "Puttin' on the Ritz"-Interpretation und zu dem Stück "Yangtze River", das in Erinnerung an die zweiwöchige China-Tournee des Orchesters im vergangenen Jahr ausgewählt wurde. Dort hatte man dem blasmusikbegeisterten chinesischen Publikum nicht nur Beethoven und Wagner, sondern auch die Feinheiten des Schuhplattlers und die bayerische Tracht näher gebracht.

Auch Buchbauers Nachfolger, der erst 26 Jahre alte Philipp Lüdecke, lauschte am Samstag der Neujahrsmusik. Aus sechzehn Bewerbern hatte ihn das Orchester im vergangenen Sommer auserkoren, in Buchbauers Fußstapfen zu treten. Dessen Schaffen begegnet der Student an der staatlichen Hochschule für Musik und Theater in München mit dem größten Respekt, dennoch sieht er seinem Debüt im Februar gelassen entgegen. "Es ist ein gewachsenes Orchester, das auf einem gewissen Niveau spielt, mit zum Teil herausragenden Leuten. Ich freue mich darauf", sagt Lüdecke, der bei einem Kirchenkonzert im April sein Können zum ersten Mal unter Beweis stellen kann.

Für Helmut Buchbauer indes waren die beiden Konzerttage am Wochenende ein Wechselbad der Gefühle. Die von Waldhornbläser Franz Kanefzky eigens für ihn komponierte Hymne "Fanfare of Honour" und die Ernennung zum Ehrendirigenten des Vereins, ließen den früheren Hornisten des Luftwaffenorchesters am Samstag noch strahlen - der Sonntag habe sich dann doch wesentlich schwieriger und emotionaler gestaltet, sagt er.

Ganz in den Ruhestand verschwinden wird der 64-Jährige jedoch nicht. Als Instrumentalausbilder und Wertungsrichter des Musikbundes von Ober- und Niederbayern wird er dem Verein auch weiterhin erhalten bleiben. Und natürlich als moralische Stütze aus dem Hintergrund, die den Musikern, wenn die Motivation einmal nachlassen sollte, mit einem bewährten "dann müsst's halt üben" auf die Sprünge helfen wird.

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