Musiknacht:Latinoklänge und harte Rocker

Bei Pizza, Wein und Piña Colada feiern die Besucher der vierten Olchinger Musiknacht die verschiedenen Künstler. Je nach Geschmack geht es dabei mal ruhiger und mal etwas wilder zur Sache

Von Valentina Finger, Olching

Der eine besingt mit bayerischem Schmäh das Mädchen aus dem Märchenland, die anderen heizen mit ihrem Latino-Elan einer hüftkreisenden Menge ein: Zwischen den neun Musik-Acts, die dieses Jahr an der vierten Olchinger Musiknacht teilgenommen haben, taten sich nicht nur musikalisch ganze Welten auf. Eines hatten der Liedermacher aus München, die lateinamerikanischen Salsa-Profis, die jungen A-cappella-Poeten und die ewigen Rocker aber dann doch gemeinsam: Ihr jeweiliges Publikum hat es wohl nicht bereut, trotz Dauerregen aus dem Haus gegangen zu sein.

Olching: 4. Olchinger Musiknacht

Außer einer menschlichen Beatbox haben die A-cappella-Musiker von Voicebreak keine Instrumente dabei.

(Foto: Johannes Simon)

Bigband und Beatbox

Während es also draußen prasselt, tönt drinnen die Posaune: Als es in der Kulturwerkstatt am Olchinger Mühlbach (Kom), dem einzigen Ort, an dem zwei Bands hintereinander auftreten, mit der Bigband des Gymnasiums Olching los geht, ist der Zuschauerraum noch eher spärlich besucht. "Bb-Major and friends" spielen allerlei aus Jazz, Blues und Funk, dazwischen gibt es einen Cha-Cha-Cha und hin und wieder bekommen sogar die beiden sonst eher andächtig lauschenden jungen Musiker an der Perkussion die Gelegenheit, auf Triangel und Trommel zu schlagen. Trotzdem stehen die meisten Bistrotische erst einmal einsam in Reih und Glied, der Schulkonzert-Charakter lässt vermuten, dass die restlichen Plätze zum Großteil von Familie und Freunden besetzt sind. Lange dauert es jedoch nicht bis einige Nachzügler hinzukommen und spätestens beim zweiten Auftritt des Abends sieht das Bild bei vollem Haus ganz anders aus: Man kann von Glück reden, dass sich die sechs Mitglieder von "Voicebreak" nach eigener Aussage außer ihrer menschlichen Beatbox keine Instrumente leisten können. Denn so stehen die charmant-witzigen Texte, die raffinierten Pointen und die innovativen Klangideen der A-cappella-Gruppe ganz allein im Mittelpunkt der Darbietung.

Olching: 4. Olchinger Musiknacht

Wesentlich mehr Elektronik haben Rivendale zu bieten.

(Foto: Johannes Simon)

Cowboy und Cinderella

Die beste Stimme der Musiknacht gibt es in dem kleinen Gastraum des Café Basti zu hören: Man möchte gern glauben, dass der Deutsch-Amerikaner Erik Berthold mit seiner Gitarre, der runden John-Lennon-Brille und seiner unnachahmlichen Cowboy-Coolness in der Hochzeit des Südstaatenrocks in den Siebzigerjahren stehen geblieben ist. Rauchig und unangestrengt singt er "Sweet Home Alabama" oder "Country Roads" und auch wenn abgesehen vom Refrain keiner den Text kennt, singen alle mit ihm mit. Dazu gibt es schlagfertige Kommentare und viel Persönlichkeit. Bei diesem mitreißenden Understatement ist es kein Wunder, dass sich die Zuschauer von der hintersten Bierbank bis zur Eingangstür eng um den Mann mit der Gitarre drängen. Seine Gitarre hat Hanse Schoierer auch mit dabei, an Bertholds Stimme kommt er jedoch nicht heran. Von dem Liedermacher im Stile von Drafi Deutscher dürften die Zuhörer im Daxerhof allerdings sowieso etwas anderes erwarten. Die mögen Schoierers urbayerischen Humor, den sonst keiner versteht, und stoßen miteinander an auf "Cinderella Baby".

Olching: 4. Olchinger Musiknacht

Auch die Jungs von RoxxDoxx schaffen es, die Besucher in die richtige Stimmung zu bringen.

(Foto: Johannes Simon)

Party und Pizza

Das Kontrastprogramm zur bayerischen Gemütlichkeit gibt es im Mi Carino: Die Stimmung und die Luft in der kleinen Cocktail-Bar sind schon heiß gelaufen. Eigentlich ist es dort so überfüllt, dass man sich kaum bewegen kann, dennoch schaffen es die Gäste irgendwie, ausgelassen auf der Fläche vor der Bühne zu tanzen. Hände wirbeln und Hüften wackeln, Salsa-Schritte beherrscht dort keiner, doch kümmern muss das niemanden. Während auf der anderen Straßenseite im Restaurant Triplico, das zum ersten Mal an der Musiknacht teilnimmt, Raffaele E. Quartas mediterrane Mandolinen-Musik zu Wein und Pizza erklingt, trinkt man bei der südländischen Party zum Sound von "Latino total" Cuba Libre und Piña Colada. Die Gruppe aus Lateinamerika spielt Mittanz-Lieder wie "La Bamba", bekannte Latino-Pop-Hits und Traditionelles aus der Heimat. Wenn die Musiker loslegen, steht sogar der Wirt auf dem Tisch und wenn sie einmal Pause machen, trommeln, klimpern und feiern "Latino total" mit den Gästen zu Songs von Jennifer Lopez oder Shakira.

Hard Rock und Häschen

Bei den Rockern setzen "RoxxDoxx" den Standard: Diese stehen im Cantina auf der Bühne und die raue Röhre von Sänger Willi lässt keinen Zweifel daran, dass sich dort noch zahlreiche Freunde von Bob Dylan und Deep Purple einfinden werden. Hard-Rock-Songs gibt es in der Legends Lounge von "Rivendale", deren Sänger mit den hingebungsvollen Gesten wie ein Rock'n'Roll-Jesus wirkt. Über gute Stimmung freuen sich "Roy" im Billard-Stadl: Dort feiert der Bierstammtisch ebenso wie die Freundinnen-Clique. Als dann nicht nur die Bardamen, sondern auch Motorradfans in Hasenkostümen auf dem Tresen tanzen, ist es Zeit, sich zu entscheiden: ab nach Hause - oder noch eine Runde?

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