Moorenweis:Zwangsumzug abgewendet

Moorenweis: Landrat Thomas Karmasin besucht Asylbewerber-Wohnung

Landrat Thomas Karmasin im Gespräch mit Martina Leist, der Patin der beiden nigerianischen Familien in Moorenweis.

(Foto: Johannes Simon)

Nach Protesten von Kirche und Asylhelferkreis können zwei Flüchtlingsfamilien aus Nigeria bleiben. Das Landratsamt wollte sie trennen und in verschiedene Orte verlegen

Von Manfred Amann, Moorenweis

Zwei Familien aus Nigeria, denen am Tag vor dem Heiligen Abend die Verlegung nach Olching beziehungsweise Mammendorf drohte, können aufatmen: Sie dürfen nun bis auf Weiteres in ihren Räumen in einem Privathaus in Moorenweis bleiben. Nachdem der evangelische Pfarrer Christian Dittmar vergangene Woche zum Protest aufgerufen hatte, hat Landrat Thomas Karmasin nun am Montagvormittag nach einer Besichtigung der Unterkünfte vor Ort entschieden, dass der angeordnete Umzug nicht durchgesetzt werden soll. An die Bleibeerlaubnis ist jedoch die Bedingung geknüpft, dass beide Familien eine "völlige Haftungsfreistellung" unterschreiben, für den Fall, dass es aufgrund von Schimmelbildung in den Räumen zu Erkrankungen kommen sollte.

Dass sich in einigen Räumen - vermutlich infolge unzureichender Lüftung - Schimmel gebildet hat, war bei der Ortsbesichtigung unschwer zu erkennen, auch wenn offensichtlich ein großes Reinemachen stattgefunden hatte. "Ich wollte mir selbst ein Bild machen, nachdem die Protestwellen wie selten hochgeschlagen sind", erklärte Karmasin. Wenn die Familien bleiben wollten, dann stehe dem nichts entgegen, nur dürfe die persönliche Entscheidung in Kenntnis dessen, dass von Schimmel Gefahren für die Gesundheit ausgehen könnten, keine Folgen für den Landkreis haben. Und eines sollte man auch anerkennen, so der Landrat, dass nicht jedem Ersuchen oder Protest stattgegeben werden könne und dass auch nicht der Eindruck entstehen dürfe, dass "wer mehr Lärm macht, am ehesten Erfolg hat".

Die Protestwelle ausgelöst hatten die Familienpatin Martha Leist vom Asylhelferkreis Moorenweis und Pfarrer Christian Dittmar, der die Gemeinde mit betreut. Die Betreuer störte es vor allem, dass Familie Ehiorobo verlegt werden sollte, da deren vier Kinder gut integriert seien. Laut Patin Leist besuchen zwei Knaben am Ort die Grundschule, einer den Kindergarten und der jüngste die Kinderkrippe. "Unsensibel sei es auf jeden Fall, dass die Verlegung am 23. Dezember erfolgen soll", hatte Dittmar zudem kritisiert. Nachdem der Geistliche dazu aufgerufen hatte, beim Landrat per E-Mail zu protestieren, waren in Karmasins Büro massenhaft Beschwerden aufgelaufen. Zwischenzeitlich hatte sich auch Bürgermeister Joseph Schäffler für die Familie starkgemacht und erreicht, dass zumindest der Termin auf die Zeit nach Weihnachten verschoben worden war.

Wie der Asylkoordinator im Landratsamt, Andreas Buchner, erklärte, habe man die Parteien verlegen wollen, um in dem relativ großen Haus nach einer Sanierung eine Großfamilie unterbringen zu können. Der 23. Dezember sei sicher "nicht glücklich gewählt" gewesen, aber "menschenunwürdig sicher nicht", wie in Protest-E-Mails zu lesen gewesen sei, sagte Buchner. Die Entscheidung zur Verlegung und Trennung habe auch die Vorgeschichte beeinflusst. Es habe immer wieder zwischen den Familien Konflikte gegeben, wenn es ums Putzen oder die Nutzungszeiten der Küche gegangen sei, sagte der Asylkoordinator, dann sei auch noch das Schimmelproblem hinzugekommen. "Die Verantwortlichen achten sehr darauf, dass es zu keinen Gesundheitsgefährdungen kommt, daher sei die Anordnung der Verlegung grundsätzlich nicht zu bemängeln", so der Landrat, er habe aber Verständnis, dass die Familien in Moorenweis bleiben wollen.

"Ich bin glücklich, dass wir nicht weg müssen, es ist nicht gut für die Kinder, aus dem Gewohnten genommen zu werden", freute sich die Mutter, deren Mann in Maisach als Küchenhelfer Arbeit gefunden hat und bald auf eine andere Arbeitsstelle in München wechseln wird. Auch Patin Leist ist "froh darüber, dass es so ausgegangen ist", wenngleich ihr klar ist, dass man noch einiges tun müsse, um zukünftig Konflikte zu vermeiden, zum Beispiel mit einer Festsetzung von Benutzungszeiten für die Küche. Um das Schimmelproblem will sich der Helferkreis ebenso kümmern. "Es dürfte machbar sein", glaubt Leis, zumal Prince Ehiorobo angeboten habe, die Arbeiten nach Anleitung selbst auszuführen.

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