Montagabend in Gröbenzell:Zehn Minuten für die Demonstranten

Groebenzell: HORST SEEHOFER besucht Breitenfellner

Die beiden Grünen-Politiker Daniel Holmer (links) und Markus Rainer (Mitte) führen die Gruppe von Demonstranten aus den Reihen ihrer Partei vor dem Gröbenzeller Freizeitzentrum an und überbringen Bayerns Ministerpräsidenten Horst Seehofer ihre Kritik an dessen Windkraftpolitik.

(Foto: Johannes Simon)

Vor seinem Wahlkampfauftritt hört sich Ministerpräsident Horst Seehofer den Protest der Vertreter der Grünen gegen seine Windkraft-Politik an. Dann begrüßt er den CSU-Bürgermeister, dee nicht zu seiner Rede eingeladen wurde.

Von Stefan Salger

Fast zehn Minuten lang hat Ministerpräsident Horst Seehofer am Montagabend vor seinem Wahlkampfauftritt im Freizeitzentrum mit Demonstranten gesprochen. 19 Mitglieder des Grünen-Ortsverbandes und des Bundes Naturschutz protestierten in Eisbärenkostümen gegen die Beschränkungen für die Windkraft. Seehofer verteidigte seine Linie, "den Bürger über Windkraftanlagen entscheiden" zu lassen . Nicht die größeren Mindestabstände seien das Problem. Die Windkraft werde eher bedroht durch Pläne der EU, einen Referenzwert vorzuschreiben. Wenn eine Anlage 75 oder 80 Prozent einer Referenzanlage leisten müsste, dann wäre dies die viel größere Gefahr. Grünen-Landratskandidat Markus Rainer und Bürgermeisterkandidat Daniel Holmer zeigten sich danach enttäuscht darüber, dass Seehofer "nur abgewiegelt" habe. Anschließend sprach der Ministerpräsident vor etwa 170 Besuchern vor allem über Landespolitik.

In einer langen Reihe haben sich die Demonstranten bei Einbruch der Dunkelheit aufgestellt. Die Kostüme haben sie sich von der Münchner BN-Jugend ausgeliehen, sie waren schon bei ähnlichen Aktionen wie jener auf der Zugspitze im Einsatz. Vor den Eisbären stehen Kerzen, in den Händen halten sie Transparente. Auf einem steht "Bayerischer Wind, gut für das Eisbärkind", auf einem anderen "Stoppt den Klimawandel, nicht die Energiewende". Eine Frau hat für die ganze Gruppe Früchte- und Kamillentee spendiert. Ariane Zuber, Gröbenzeller BN-Ortsvorsitzende, glaubt nicht wirklich, dass sich Seehofer umstimmen lässt. Die 19,8 Grad, die sie am Samstag in Gröbenzell gemessen hat, seien für sie aber die Bestärkung gewesen, dass man alles versuchen müsse, den Klimawandel aufzuhalten. Der aber sei ohne Windkraft kaum zu schaffen, deshalb diese friedliche und "stille" Demo. Seehofer dürfe man nicht so davonkommen lassen, findet auch Grünen-Gemeinderätin Ursula Retz. Ein bisschen unbeschwerter ist das für die achtjährige Mia, die mit sieben anderen Kindern der BN-Jugendgruppe gekommen ist. Sie weiß, dass der Chef von Bayern kommt und dass der auf den Klimaschutz verpflichtet werden soll. Vor allem aber findet sie ihre erste "Demo" einfach spannend.

Noch bevor Seehofer pünktlich um 19.30 Uhr vom Gröbenzeller Bürgermeisterkandidaten Thomas Breitenfellner, Altbürgermeister Eicke Götz, Landrat Thomas Karmasin und dem Landtagsabgeordneten Reinhold Bocklet begrüßt wird, gesellt sich Bürgermeister Dieter Rubenbauer (CSU) zu Rainer und Holmer. Die drei können gut miteinander, das merkt man. Genauso deutlich wird, dass Rubenbauer und Breitenfellner nicht miteinander können. Rubenbauer war nicht eingeladen. "Ich begrüße den Ministerpräsidenten nur kurz in meiner Funktion als Bürgermeister, dann gehe ich wieder", sagt Rubenbauer. Vor ihm wird Seehofer aber noch von ein paar Mädchen der SC-Leichtathletikabteilung begrüßt. Da hellt sich die Miene Seehofers schon wieder deutlich auf. Richtig warm wird er, als im Saal "Start me Up" von den Rolling Stones erklingt und sich Breitenfellner "wahnsinnig freut" über diesen hochrangigen Besucher, den er erstmals an diesem Abend auch persönlich kennenlernt. Er begrüßt viele Gäste und die Gemeinderatskandidaten. Rubenbauer begrüßt er nicht. Der ist auch nicht da. In einer launigen Rede lobt Seehofer dann die Gröbenzeller und verspricht unter anderem, einen Vorschlag Karmasin aufzugreifen und die S 4 zur Chefsache zu machen.

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