Mobilität:Olching testet Carsharing

Mit einem Pilotversuch will die Stadt nachweisen, wie hoch die Nachfrage nach gemeinsam genutzten Autos ist

Von Julia Bergmann, Olching

Ein Carsharing-Modell, das den städtischen Fuhrpark mit einschließt, wird es in Olching vorerst nicht geben. Gefordert hatten das die Grünen in einem im März eingereichten Antrag. "Aktuell ist das aus wirtschaftlichen Gründen nicht zwingend zu empfehlen", erklärte Bürgermeister Andreas Magg (SPD) jüngst im Hauptausschuss. Momentan gebe es außerdem bestehende Leasingverträge zu besonders günstigen Konditionen. Diese müsste die Stadt, wenn sie den Fuhrpark in das Carsharing-Modell integrieren würde, aufgeben.

Ein endgültiges Aus für die geteilte Auto-Nutzung bedeutet das aber nicht. Vorerst wird es in Olching ein Pilotprojekt geben. In Absprache mit einem Carsharing-Anbieter wird die Stadt einen Stellplatz ausweisen, voraussichtlich in der Nähe des S-Bahnhofs. Dort soll ein Wagen bereitstehen, den die Olchinger bei Bedarf nutzen können. Schließlich soll im September 2019, knapp ein Jahr bevor bestehende Leasing-Verträge auslaufen, noch einmal darüber beraten werden, ob es wirtschaftlich sinnvoll ist, das Carsharing-Modell auszuweiten und den städtischen Fuhrpark zu integrieren.

"Ich könnte damit leben, darüber später zu entscheiden", sagte Antragsteller Manfred Fratton (Grüne). Mit Verweis auf die Vorbildgemeinde Gauting, die ein ähnliches Modell bereits seit geraumer Zeit anbietet, erklärt er: "Der Stadtsäckel hat sich damit nicht saniert, aber ein paar Euro bleiben übrig." Weniger gefalle ihm, dass die Verwaltung in der Sitzungsvorlage zunächst nur vage von einem Aufschub der Entscheidung auf "spätestens ein Jahr vor Ablauf der aktuellen Fuhrparkleasingperiode" gesprochen hatte. Fratton besteht darauf, den genauen Zeitpunkt auf September 2019 festzulegen. "Wenn es kein Datum hat, habe ich Angst, dass es vergessen wird", sagt er.

Maria Hartl (CSU) sprach sich grundsätzlich für die Erprobung des Modells mit vorerst einem Fahrzeug aus: "Ich denke, dass es schon mal an der Zeit wäre, so ein Carsharing auszuprobieren", sagte sie. Von Magg will sie wissen, wie das konkret umgesetzt wird und welche Kosten für die Stadt anfallen. "An einem Verkehrsknotenpunkt, wie dem Bahnhof wird ein Parkplatz für das Car-Sharing-Auto reserviert", sagt Magg. Dazu bedürfe es nicht mehr als des Aufstellens eines Schildes. Das Bereitstellen des Fahrzeugs durch den externen Anbieters koste die Stadt nichts. Der Vorteil der Probephase: über ein Jahr hinweg kann die Kommune beobachten, wie das Auto angenommen und wie häufig es tatsächlich genutzt wird.

Die Entscheidung darüber, ob der städtische Fuhrpark in das Modell integriert wird, kann 2019 schließlich auf Grundlage der Nutzerzahlen und der daraus abgeleiteten Wirtschaftlichkeit getroffen werden. SPD-Fraktionsvorsitzende Marina Freudenstein sprach sich ebenfalls dafür aus, den Carsharing-Ansatz in Olching zu stärken und ist sich sicher, dass das Angebot in der Stadt gut angenommen werden wird.

Ist das nach Ablauf der Pilotphase der Fall, könnte das Modell, wie ursprünglich von den Grünen angedacht, doch noch realisiert werden. Nach dem Vorbild der Gemeinde Gauting, würde Olching mit einem Carsharing-Anbieter zusammenarbeiten. Ein Teil des städtischen Fuhrparks würde dann während der Dienstzeiten der Gemeinde von den Mitarbeitern genutzt. Danach, also vor allem abends und an den Wochenenden, können die Autos von den Kunden des Anbieters ausgeliehen und genutzt werden. So ist zum einen sichergestellt, dass den Mitarbeitern der Gemeinde zu ihren Dienstzeiten Autos zur Verfügung stehen. In der übrigen Zeit zahlen die Kunden für die Nutzung Gebühren. Die daraus entstandenen Einnahmen werden schließlich zwischen dem Anbieter und der Kommune aufgeteilt.

Bis dahin muss allerdings noch die Frage nach dem Leasing Partner geklärt werden. Nach Rücksprache mit dem Leasing-Partner für die Elektrofahrzeuge der Stadt ist die Weitergabe der Fahrzeuge an Dritte aus rechtlichen Gründen nicht möglich. Es müsste also entweder ein Elektroauto gekauft werden, was derzeit aus finanziellen gründen nicht möglich ist, oder die Stadt müsste einen Carsharing-Anbieter wählen, der gleichzeitig Leasingpartner ist. Allerdings profitiert die Stadt bei den bestehenden Verträgen von besonder günstigen Behördenkonditionen, die ein Carsharing-Anbieter wohl nicht bieten kann.

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