Mitten in Fürstenfeldbruck:Was Sprache anrichten kann

Ob Behörden, die sich nicht klar ausdrücken oder Krankenkassen, die ihr Anliegen verschleiern. Mit den richtigen Worten, kann man viel falsch machen

Von Heike A. Batzer

Sprache kann ausgrenzen. Wenn man sie nicht versteht. Nicht etwa, weil es eine Fremdsprache ist, derer man nicht mächtig ist, sondern weil Sätze kompliziert zusammengebaut sind, weil man die Bedeutung von Fachausdrücken nicht verstehen kann oder weil umständliches Bürokratie-Deutsch ein schnelles Erfassen des Inhalts unmöglich macht. Der Landkreis Fürstenfeldbruck, der nun die Inklusion aller Menschen durch Abbau von Barrieren fördern möchte, hat zum Auftakt seiner Bemühungen ein schönes Beispiel dafür abgeliefert, dass er selbst erster Adressat seiner künftigen Pläne sein wird. "Einladung zur Veranstaltung für die Erstellung eines Aktionsplans für den Landkreis Fürstenfeldbruck zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK)" steht auf dem Schriftstück. Behördensprache vom Feinsten.

Andere Einrichtungen, mit denen der gemeine Mensch zu tun hat, dagegen beherrschen die Kunst des Weglassens: So wie die Krankenkasse Barmer, die auch eine Filiale in Fürstenfeldbruck hat. Zu Jahresbeginn versandte sie folgende Frohbotschaft an ihre Mitglieder: "Vorweg die gute Nachricht für Sie: Ihr Krankenversicherungsbeitrag bleibt stabil!" Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Der neue Beitrag liege bei 15,5 Prozent, entspreche dem Durchschnittswert und setze sich zusammen aus dem allgemeinen Beitragssatz von 14,6 Prozent "und dem durchschnittlichen zusätzlichen Beitragssatz von 0,9 Prozent." Das Problem dabei: Der Arbeitgeber zahlt beim Zusatzbeitrag nicht mehr mit. Das steht natürlich nicht dabei. Und auch die Staatsregierung hat solcherart Finessen drauf: Der Dokumentarfilmer Dieter Wieland erinnerte jetzt bei seinem Besuch in Marthashofen daran, dass beim umstrittenen Bau der Staatskanzlei im Münchner Hofgarten in den Achtzigerjahren offiziell stets vom "Bürogebäude Karl-Scharnagl-Ring 31" die Rede war.

Mit Sprache lässt sich aber nicht nur verschleiern, sondern auch verschönern und beschönigen. Wer im Internet nach den Freien Wählern Olching sucht, der findet nicht nur die Seite fw-olching.de. Nein, die Gruppierung ist auch unter der Adresse www.dieperfektewahl.de zu finden. Darauf muss man erst mal kommen.

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