Ginge es nach Jens Streifeneder von der BBV, könnte man vorsorglich und mit Blick auf künftige Personalengpässe eigentlich kurzerhand gleich alle Brucker antreten lassen. Hier geblieben! Finger hoch zum Schwur. Oder genauer, wie Streifeneder sagt: "Deama olle vereidigen!" Nicht ganz ernst gemeint. Aber einer hebt im Sitzungssaal am Dienstag dann in der Tat noch die Hand zum Schwur. Alle stehen auf, und Zweiter Bürgermeister Erich Raff liest die Formel für die Vereidigung eines Stadtrats vor. Und dann ist der frühere SPD-Stadtrat und Verkehrsreferent Mirko Pötzsch, 50, frisch gebackener SPD-Stadtrat und Verkehrsreferent. Oder auch wieder nicht, denn er wäre der 41. im Gremium und der zweite Verkehrsreferent. Und das geht ja irgendwie wirklich nicht.
Des Rätsels Lösung: Axel Lämmle (SPD), 45 Jahre alter Fahrlehrer, hat über die sozialen Medien und die Lokalpresse bereits Ende Januar mitgeteilt, er wolle nach der Oberbürgermeisterwahl Ende Mai sein Mandat abgeben, um wieder mehr Zeit für Familie und andere Dinge zu haben. Die Stadtverwaltung hat also bei Lämmle diesbezüglich nachgefragt, was Klaus Quinten von der BBV an sich ja schon recht "seltsam" findet. Es wird noch seltsamer: Weil Listennachrücker Pötzsch nicht zur nächsten Stadtratssitzung am 30. Mai kommen kann, vom 31. Mai an aber sein Mandat erfüllen soll, kommt es im Stadtrat zu dieser einmaligen "Vereidigung auf Vorrat", noch bevor Lämmle Adieu gesagt hat. "Geht das wirklich?", fragt einer ungläubig. Aber ja, tönt es von den Verwaltungsexperten, das geht. Und so sagt Raff: "Gratulation, Herr Pötzsch", und: "Wir sehen uns dann wieder". Alles bestens: Kuh vom Eis.
Eine Stadträtin hat die tolle Premiere um ein paar Minuten verpasst. Dritte Bürgermeisterin Karin Geißler, die mit der S-Bahn aus München gekommen ist. "Kühe auf dem Gleis", sagt sie zur Begründung kurz. Seltsame Koinzidenz.