Mitten in Fürstenfeldbruck:Benimmregeln für Eltern

Beim Gespräch mit dem Lehrer der Kinder hört die Freundlichkeit auf

Von Erich C. Setzwein

Sich an der Schlange vor der Kasse im Supermarkt in der Buchenau nach vorne zu drängeln, ist dreist. Einem klar nach den Regeln wartenden Autofahrer zu schneiden und ihm den letzten freien Parkplatz am Rathaus Olching wegzunehmen, ist unverschämt. Menschen sind jeden Tag irgendwie unhöflich. Auch Lehrer, egal ob an Grund- oder Mittelschulen oder an Gymnasien im Landkreis beschäftigt, erleben immer weniger Höflichkeit. Mancher Pädagoge erzählt mit Schrecken von den Sprechstunden, in denen er den Eltern eigentlich in aller Ruhe erklären wollte, woher die schlechten Noten kommen und was Schule und Elternhaus gemeinsam tun könnten, damit es besser wird. Doch diesen Dialog können die Lehrer oft gar nicht führen, weil die Erziehungsberechtigten sie gar nicht erst zu Wort kommen lassen, ihnen auf den Kopf zusagen, wie unfähig sie seien und die Kinder unter ihnen leiden würden.

Die Firma Studienkreis in Fürstenfeldbruck ist sich des Problems durchaus bewusst und bietet nun eine Art Benimmkurs für Eltern an. Unter den neun Punkten, die Eltern vor einer Sprechstunde abklären sollten, fällt der Punkt fünf auf, bei dem es darum geht zu prüfen, ob man dem Gespräch mit negativen Emotionen entgegensieht. Natürlich, würde ein Erziehungsberechtigter sagen, sei er emotional, wenn er in ein Lehrergespräch geht. Nicht nur wegen des verzogenen Buben oder der stinkfaulen Tochter, die dem Lehrer das Leben schwer machen, sondern aus eigener Erfahrung. Als Schüler ist man schließlich genug gequält worden, hat die schlimmsten Seiten des bayerischen Schulsystems erlebt. Nun ist endlich Gelegenheit, das dem Lehrer einmal ins Gesicht zu sagen. Direkt und unhöflich.

Halt!, ruft da der Studienkreis aus, und bremst die vor Wut schäumenden Eltern mit Punkt acht ein: Scheuen Sie sich nicht, auch kritische Punkte anzusprechen; beginnen Sie das Gespräch aber nicht direkt mit Kritik. Diesem Punkt möchte man nur noch ein höfliches Bitte hinzufügen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: