Mitten in Schöngeising:Von Santiago zum Jexhof

Warum sich Radler auf dem Weg zum Jexhof verirren können - und auch wieder nicht

Von Peter Bierl

Die Frage, warum Menschen im Mittelalter in einer Einöde wie dem Jexhof hausen mochten, ist leicht beantwortet. Dort herrschte Ruhe. Zwar mussten die Bauern den Zisterzienser-Mönchen in Fürstenfeld Frondienste leisten, aber die Chance, dass Pestbazillen oder marodierende Landsknechte die Waldlichtung erreichten, war deutlich geringer als im muffigen Bruck. Das änderte sich erst in der Neuzeit, als der Ort als Bauernhofmuseum mit großartigen Ausstellungen und Theateraufführungen überregional bekannt wurde, und weil die Kommunalpolitiker am liebsten jedes Jahr noch mehr Besucher dort sehen würden, damit der Landkreis als Träger auf seine Kosten kommt. Im Internet und auf Facebook ist der Jexhof zu finden, es gibt Flyer und Plakate und die Straße ist ausgeschildert.

Ganz verflogen ist das mittelalterliche Flair nicht. Wer in den Wäldern rund um den Jexhof zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs ist, kann sich leicht verirren, weil die Ausschilderung spärlich ist. Neulich ging eine Frau fast verloren, die vom Zellhof kommend in den Wald hinein fuhr und sich auf den Forststraßen nicht zurechtfand. Wanderer berichten ähnliches.

Selber schuld, wenn man nicht das Navi dabei hat, könnte man meinen. Obendrein sind sämtliche Rad- und Wanderrouten im Landkreis längst drei bis fünfmal ausgeschildert, um eine Vielfalt vorzutäuschen, die dem Autoverkehr vorbehalten ist. Im Umkreis des Jexhofs gibt es das Nahtourband, den Fünfseen-Radweg, den Ammer-Amper-Radweg und die Via Julia auf den Spuren der alten Römer. Nicht zu letzt führt jenseits der Amper der berühmte Jakobsweg vorbei, der fast jedes Kaff des katholischen Europa berührt und dessen Wegweiser mit dem Muschelsymbol unverkennbar sind.

Der Jexhof liegt geradezu im Zentrum eines kontinentalen Netzes von Wegen. Es gibt sogar einen eigenen Vier-Schanzen-Pfad zu den Relikten der Kelten, der direkt am Museum beginnt. Die Lösung für umherirrende Wanderer sind deshalb nicht noch mehr Hinweise, sondern ein Perspektivenwechsel. Wenn auch der Weg zum Jexhof schlecht beschildert ist, kann man sich zunutze machen, dass das berühmte Museum Ausgangspunkt zahlloser Strecken ist. So gelangt man sicher von Santiago de Compostela in die Einöde, wenn man einfach nur den Wegweisern zurück folgt.

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