Mitten in Puchheim:Wohnraum für Aktiv-Senioren

Bürgerversammlungen besuchen fast ausschließlich Rentner

Von Peter Bierl

Bürgerversammlungen sind ein gutes Barometer für Stimmung und Zustand einer Kommune. In manchem Dorf im Westen des Landkreises dürfen Frauen zwar unverschleiert am Herd stehen, ihr Anteil in der Bürgerversammlung liegt aber stabil unter der Fünf-Prozent-Hürde, selbst wenn man die Kellnerin dazurechnet. In Puchheim-Bahnhof ist zwar die Geschlechterquote ziemlich ausgeglichen, es fehlen aber die jüngere und die mittlere Generation. Das Durchschnittsalter liegt gefühlt bei 60plus und Bürgerversammlungen sind dort so etwas wie Aktivisten-Treffen. Viele sind in Verbänden, Vereinen, Beiräten und Initiativen engagiert. "Ohne Senioren würde es in Puchheim nicht laufen", sagte Bürgermeister Norbert Seidl (SPD) am Mittwoch. Er vermutet, dass Bürger zwischen 30 und 50 durch Beruf und Familie so in Anspruch genommen sind, dass sie kaum auftauchen.

Das mag sein: Die Intensivierung der Arbeit, Überstunden, die ständige Bereitschaft, Leistung zu bringen, flexibel zu sein, am besten immer noch eine Schippe draufzulegen, fordern ihren Preis. Eine Kommune wie Puchheim kommt mit dem Bau von Kindertagesstätten kaum hinterher, weil Nachwuchs als künftige Arbeitskraft gefragt ist, aber beide Eltern möglichst Vollzeit arbeiten wollen oder müssen. Die Senioren hingegen müssen für den "sozialen Kitt" sorgen, wie es der Bürgermeister ausdrückte. Das zeigt sich in Vereinen und Parteien, die fast alle über Nachwuchsprobleme berichten. Einerseits werden die Älteren dringend benötigt, andererseits scheinen sie im Weg umzugehen. So referierte der Bürgermeister Ergebnisse einer Wohnraumanalyse, wonach viele große Reihenhäuser in Puchheim leere Nester seien, während junge Familien kein Zuhause finden. Eine Lösung, so deutete Seidl an, könnte darin bestehen, kleinere, aber bequemere und barrierefreie Wohnungen zu bauen, um Senioren aus ihrem trauten Heim zu locken. Die Anlage im Wohnpark Roggenstein ist dafür ein Musterbeispiel. Für engagierte Senioren wäre es sowieso praktischer, wenn die Vorstands- und Beiratskollegen gleich nebenan wohnen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: