Mitten in Puchheim:Naturereignisse hinnehmen

Nach einem ergebnislosen Abwehrkampf gegen Saatkrähen bewahrheitet sich, was Vogelexperten von Anfang an sagten. Die schlauen Tiere lassen sich nicht vertreiben

Von Peter Bierl

Quod erat demonstrandum, pflegen Lateiner zu sagen, wenn eine Vorhersage eingetroffen oder eine Tatsache bewiesen ist. Hört sich besserwisserisch und oberlehrerhaft an, geht aber voll in Ordnung. Ja sogar mit einer satten Portion Selbstzufriedenheit in einer Zeit, in der jeder bloß noch Meinungen hat und der Zusammenhang von Ursache und Wirkung gerne ignoriert wird. So führte Christine Eger (CSU) im Puchheimer Stadtrat kürzlich Klage über Saatkrähen in der Allinger Straße im Bereich der Sprengerin-Siedlung. "Unerträglich" sei die Lage dort, seit einige Vögel vom Schopflacher Friedhof dorthin umgezogen sind.

Dort nerven die Tiere seit etlichen Jahren die Anwohner mit ihrem Lärm und Kot. Mancher würde am liebsten zur Flinte greifen, was verboten ist. Und die Stadt hat aufgrund des öffentlichen Drucks viel Geld für allerlei Maßnahmen - von der Lärmklatsche über den Einsatz von Greifvögeln bis hin zu Luftballons - ausgegeben, die alle nur begrenzt fruchteten. "Ich betrachte das mit Sorge und Resignation", bekannte Bürgermeister Norbert Seidl (SPD) nach fünfjährigem Abwehrkampf mit bescheidenen Erfolgen. Sein Vorvorgänger hielt ein flammendes Plädoyer gegen weitere Maßnahmen. "Es ist nicht die Aufgabe des Steuerzahlers, für einige Leute die Natur zu vertreiben, denn das ist Natur", erklärte Erich Pürkner (CSU). In Italien würden im Frühjahr sogar Abermillionen von Staren aus dem Norden einfallen und einen wahren Kotteppich hinterlassen, ohne dass darum großes Aufhebens gemacht wird. "Es gibt Naturereignisse, die müssen wir hinnehmen", appellierte Pürkner. Widerspruch kam sofort aus den eigenen Reihen. "Der Vergleich hinkt", meinte Fraktionschef Thomas Hofschuster. Zumal die Italiener die Vögel ja in Massen verzehren würden. Das mag sein, aber zumindest ist die Saatkrähe kaum in einem menu turistico vorgesehen.

Auf jeden Fall hatten die Experten vom Landesbund für Vogelschutz die Puchheimer von Anfang an gewarnt, dass die schlauen Tiere sich nicht vertreiben lassen. Allenfalls sind sie genervt, vermehren sich noch mehr und bilden Splitterkolonien. Das war in Puchheim schon mehrfach der Fall. Nun hat es die Allinger Straße getroffen. Was zu beweisen war.

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