Mitten in Puchheim:Die Suche nach der Quelle

Die Gröbenzeller SPD folgt dem Lauf des Trinkwassers nach Puchheim. Dort könnte sie noch viel mehr finden als ein Wasserwerk

Von Stefan Salger

Manchmal ist es mühsam, den Dingen auf den Grund zu gehen. Diese Erfahrung machte bereits der britische Forscher David Livingstone, der sich im 19. Jahrhundert in Afrika auf die Suche machte nach den Quellen des Flusses, an dessen Ufern früher viele Hochkulturen erblühten: des Nils. 1873 starb Livingstone am Bangweulusee, ohne die in den Bergen von Ruanda und Burundi entspringenden Quellen erreicht zu haben.

Am letzten Samstag im Juni haben Forschungsreisende im Landkreis bessere Erfolgsaussichten. Auch sie spüren Flüssigem nach: dem Gröbenzeller Trinkwasser. Die örtliche SPD unter Expeditionsleiter Franz Eichiner macht sich auf die Suche nach den Quellen, die im Bereich des Wasserwerks Puchheim und rund um den Hochspeicher am Parsberg vermutet werden. Die Teilnahme ist kostenlos, aber "auf eigene Gefahr", wie es in der Ankündigung heißt. Um das rechte Maß an Mühsal zu gewährleisten, steigen die Forscher auf Fahrräder. Vielleicht bleibt auf den jeweils zehn Kilometern bis zu den Ursprüngen des Gröbenzeller Trinkwassers Zeit, um mit Blick auf weitere historische Analogien wegweisende Projekte zu ersinnen für die zweifelsohne zu den Hochkulturen südlich des Amperufers zählende SPD. Hatte sich einst doch auch Hadschar, die Frau Abrahams, auf die Suche nach Wasser für ihren Sohn Ismael gemacht und dabei den heiligen Zamzam-Brunnen entdeckt. Um jene Quelle im heutigen Saudi-Arabien herum bauten die Propheten Abraham und Ismael das als schwarzer Kubus bekannte muslimische Heiligtum der Kaaba, in dessen Nähe sodann Mekka heranwuchs.

Aus Gröbenzeller SPD-Perspektive ist Puchheim so etwas wie das Mekka im Landkreis, sitzt dort mit Norbert Seidl doch einer der Ihren im Bürgermeistersessel. Könnte also nicht schaden, dem Beispiel der Pilger folgend, mit sieben Runden ums Puchheimer Wasserwerk höheren Beistand fürs Erreichen ähnlicher Ziele zu erbitten. Anschließend ließe sich die Gelegenheit nutzen, um ein paar Flaschen abzufüllen. Entfaltet das Gröbenzeller Trinkwasser dann keine heilende Wirkung und bleibt auch Wunder schuldig, kann es zumindest als politisches Anschauungsmaterial dienen im Einsatz gegen die Privatisierung des Trinkwassers und das TTIP-Abkommen. Denn im Zuge der Exkursion dürfte klar werden, dass es der Gröbenzeller Tropfen in Qualität mit dem tasmanischen Regenwasser "Cape Grim" oder dem japanischen Rokko-No-Mizu-Gebirgswässerchen aufnehmen kann, preislich mit etwa 0,11 Cent pro Liter aber gottlob geringfügig unter diesen Luxus-Durstlöschern liegt, für die pro Liter 33 und 124 Euro hinzublättern ist.

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