Mitten in Puchheim:Die Revoluzzer von der CSU

Erst unterschreiben sie für Flüchtlinge, dann stellen sie sich auch noch gegen Seehofer

Von Peter Bierl

In vielerlei Hinsicht ist Puchheim bemerkenswert. In nur zwei Generationen schafften die Grattler aus der Siedlung im Moor den Sprung von der Müllkippe zur Kleinstadt und reichsten Kommune des Landkreises. Bürger und Stadtrat stellen sich den Problemen eines Ortes in der vorstädtischen Zone von München. Tatkräftig werden die Betreuung von Flüchtlingen und die Wohnungsnot angegangen. Ohne jeden Schulz-Hype regiert seit fast drei Jahrzehnten ein Sozialdemokrat im Rathaus, gestützt auf einen in der Regel großen Konsens im Stadtrat.

Und jetzt entwickelt sich noch die CSU zur Revoluzzerpartei. Erst vor einigen Wochen unterschrieb die Fraktion einen Appell an die bayerische Staatsregierung, ihren harten Kurs aufzugeben, und Flüchtlinge bescheidene Jobs verrichten zu lassen. Nun folgt die Krönung, die CSU stellt sich gegen Ministerpräsident Horst Seehofer. Schuld daran sind die Grünen. Die hatten im Stadtrat eine Resolution gegen die Änderung des kommunalen Wahlrechts eingebracht. Bekanntlich wird im Landtag gerade diskutiert, die Mandate wieder nach dem alten d'Hondt-Verfahren statt nach der Methode Hare-Niemeyer zu vergeben. Barbara Ponn (Grüne) rechnete vor, dass nach diesem alten Modus bei der Kommunalwahl 2014 bei nur minimal anderer Stimmenverteilung die Puchheimer CSU einen Sitz mehr im Stadtrat und die Bürgervereinigung UBP einen weniger bekommen hätte. Das sei ungerecht, die Großen würden bevorzugt, rügte Ponn und zitierte Seehofer mit dem Hinweis, eine Änderung wäre politisch verantwortungslos. Die in Puchheim große SPD reagierte edel, hilfreich und gut und unterstütze die Grünen, Bürgermeister Norbert Seidl fragte lediglich, ob der Stadtrat für eine solche Resolution überhaupt die Kompetenzkompetenz hätte. UBP-Chef Reinhold Koch bemerkte, es wäre wohl wenig klug von den Grünen gewesen, Vor- und Nachteile so heraus zu posaunen. Er sollte Recht behalten, denn die CSU stimmte geschlossen gegen den Antrag der Grünen und damit gegen die Linie ihres großen Parteivorsitzenden. "Wir wollen nächstes Mal ein Mandat mehr", begründete Rainer Zöller, stellvertretender Bürgermeister aus den Reihen der CSU, die Kapriole.

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