Mitten in Puchheim:Die neue Empfänglichkeit

Am Wochenende finden in der Kommune so viele Neujahrsempfänge statt, dass es eigentlich für die nächsten Jahre reichen muss

Kolumne Von Christian Hufnagel

Das neue Jahr kann nicht einfach unbemerkt quasi durch die Hintertür eintreten. Da lässt der Mensch ihm keine Chance. Auf die Sekunde genau passt er dessen Beginn ab und macht ein Zinnober daraus, dass es nur so blitzt und kracht. Und kaum hat er sein Pulver verschossen, wird es mancherorts auch noch angeböllert, dass die Ohren ein Sausen bekommen. Wer dann noch nicht bemerkt haben sollte, dass sich kalendarisch etwas geändert hat und er damit unweigerlich älter wird, den erinnern allerorten sogenannte Empfänge unweigerlich daran - über Wochen hinweg. Da gibt es kein Entrinnen. In Puchheim etwa häuft es sich an diesem Wochenende derart, dass es eigentlich gleich für die nächsten Jahre reichen würde.

Nun macht in diesem Falle nicht die Stadt aus diesem Anlass eine Art Staatsakt, sondern es wetteifern Parteien und politische Gruppierungen ums Publikum. Allen drei Veranstaltern ist gemein, dass sie kräftig versuchen, das Ereignis unters Volk zu bringen - ob nun durch Plakate, Einladungen oder Mundpropaganda. Anziehend soll dabei der Verzicht auf einen (semi-)prominenten Politiker als Redner und damit vermeintlichen Magneten wirken. Zuletzt hat damit die CSU keine guten Erfahrungen gemacht: "Im Jahr 2015 bei Erwin Huber war der Andrang nicht gerade überwältigend", bekennt Ortsvorsitzender Markus Hammer. Auch die SPD wollte nicht "die üblichen politischen Floskeln", so Fraktionsvorsitzender Jean-Marie Leone, sondern ein brandaktuelles Thema präsentieren. Also veranschaulichte die Münchner DGB-Geschäftsführerin am Freitagabend die Folgen der Digitalisierung.

Dem Jahresempfang der örtlichen SPD folgt nun an diesem Sonntag jener der CSU, die ebenfalls einen thematischen Anreiz bietet. Ein Wirtschaftsjournalist wird die "Technikfeindschaft" ergründen, während sich bei den Unabhängigen Bürgern Puchheim (UBP) Bewohner der Planie über ihre Lebenserfahrungen austauschen werden. Dass beide Veranstaltungen freilich um die gleiche Zeit beginnen, nämlich um 11.15 Uhr, macht es den Puchheimern nicht gerade einfacher sich zu entscheiden, mit wem sie nun das neue Jahr empfangen wollen. "Die direkte Konkurrenz mit der CSU ist nicht beabsichtigt gewesen", beteuert UBP-Stadtrat Reinhold Koch. Man hätte den Termin schon im vergangenen November bekannt gegeben.

Aber irgendwie muss dann wohl kein Austausch darüber stattgefunden haben, so dass nun beide auf ein immer noch bedeutsames sonntägliches Ritual Rücksicht nehmen: Um elf Uhr gehe der katholische Gottesdienst zu Ende, begründet Koch die Uhrzeit und hofft, dass möglichst viele Kirchgänger den Weg zu ihnen finden. Das gilt natürlich auch für die CSU. Ist beiden zu wünschen, dass sich die Puchheimer nach dem Gottesdienst nicht ins Wirtshaus verlaufen, um dort auf das neue Jahr anzustoßen.

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