Mitten in Puchheim:Das Ende von Ding-Dang-Dong

Am Puchheimer Gymnasium wird ein Schulalltag ohne Gong getestet

Von Christian Hufnagel

Ding-Dang-Dong! Wenige Klänge sind es, die in einen jungen Menschen derart eindringen, dass sie sein Leben lang nachhallen und unweigerlich Reflexe auslösen, sollten seine Ohren ihnen später einmal wieder über den Weg laufen. Für die einen war es ein höchst unfreundliches schrilles Klingeln, für die anderen ein fast schon wohliger Dreiklang, der in der Tonfarbe tiefer wurde. Verstummte er, löste das Empfindungen und entsprechende Verhaltensmuster aus: Eile und Hektik, wenn man frühmorgens zu spät dran war; Verzweiflung und Apathie, wenn man mit der Probe nicht fertig geworden ist; Freude und Hinausstürzen, wenn der letzte Klang unweigerlich den Schluss verkündete: der Unterrichtsstunde, des Schultages oder gar den Beginn der Ferien, wie nun jenen zwei Wochen von Pfingsten an.

In jedem Fall gibt der Schulgong unmissverständlich den Takt des Arbeitstages von Kindern und Jugendlichen an. Es sei denn, sie gehen auf das Gymnasium in Puchheim. Dort will man den Betrieb "ein wenig entschleunigen", wie Direktor Georg Baptist einen Versuch nennt, der die Gongerei gewissermaßen ausgemistet hat. Der akustische Hinweis ertönt nur noch am Anfang und Schluss des Vormittagsunterrichts sowie fünf Minuten vor dem Ende der Pausen. Die Lehrer könnten so die Stunde vernünftig abschließen, skizziert der Schulleiter einen Vorteil, seien aber natürlich angehalten, die Uhr im Auge zu behalten. Seit ein paar Monaten sammelt man Erfahrungen mit diesem Experiment, die Anregung dazu kam aus der Lehrerschaft. Zu einer abschließenden Bewertung sind die Pädagogen noch nicht gelangt: "Wir haben die Probephase verlängert", sagt Baptist.

Aus dieser sind andere Schulen im Landkreis bereits heraus, die vom Klassenlehrer-Prinzip mehr als die Gymnasien geprägt sind: Es gebe inzwischen einige Grund- und Mittelschulen im Landkreis, die fast ohne Gong auskämen, sagt Bettina Betz, die Leiterin des zuständigen Brucker Schulamtes. Sie hält diese Neuerung für "pädagogisch sinnvoll". Die künstliche Begrenzung von 45 Minuten entfalle, der Lehrer sei freier in der Unterrichtsgestaltung. Und selbst für das Gymnasium Puchheim kann sie einen Erfahrungswert einbringen: "Das klappt ganz gut", hat sie von ihrem Sohn gehört, der dort auf die Schule geht und der offenbar keine Sehnsucht hat - nach zu viel Ding-Dang-Dong.

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