Mitten in Maisach:Ein Maibaum zieht um

Trachtler und Gemeinderat denken über eine Idee nach, vor der keiner weiß, woher sie stammt

Von Arianne Lindenbach

Wer eine gute Idee hat, muss oft genug darum fürchten, dass andere sie übernehmen und als ihre eigene ausgeben. Dafür gibt es sogar einen Begriff: Ideenklau. Laut Urheberrecht ist das strafbar, allein die Beweisführung ist schwierig. Wie weist man nach, dass man einen Gedanken früher hatte als jemand anderes? Viel seltener ist da die umgekehrte Variante, nämlich dass keiner verantwortlich sein will für einen Einfall, egal wie gut er auch sein mag. Umso bemerkenswerter, dass eine solche Situation jüngst im Gemeinderat Maisach zu erleben war. Wo doch Politiker eher selten im Verdacht stehen, sich bescheiden im Hintergrund zu halten.

Und dabei geht es auch noch um ein Thema von durchaus öffentlichem Interesse - einen neuen Standort für den Maibaum. In der Beschlussvorlage der Rathausverwaltung wird mit keinem Wort erwähnt, wer die Idee eines Umzugs des Maisacher Maibaums hatte; der wird seit Jahren vom Trachtenverein vor der Gaststätte Schlammerl in der Hauptstraße aufgestellt, die seit einigen Monaten "Aleco, der Grieche" heißt. "Für den Standort des neuen Maibaumes im Rathausbereich sollte ein optimaler Standort gewählt werden", lautet der erste Satz lapidar. Auch in der Folge steht in der Vorlage nichts über den Ideengeber.

Bürgermeister Hans Seidl (CSU) berichtet, der Trachtenverein habe im Zuge der Herstellung des Rathausplatzes den Umzug angeregt. "2010 gab es schon mal Überlegungen, da ist die Gemeinde auf uns zugekommen", bestätigt Christa Turini-Huber zwar den Vorgang, nicht aber die Urheberschaft. Sie ist Vorsitzende des Trachtenvereins und Parteifreundin des Bürgermeisters. "Die Mitglieder kennen die Vorschläge noch nicht", die müsse sie erst fragen, ob sie den Maibaum künftig im südöstlichen Bereich des Rathauses bei der Grünfläche aufstellen wollen, distanziert sie sich etwas von der nicht ganz billigen Idee: die eingeplanten 45 000 Euro werden für den Umzug nicht reichen. Ein Fundament muss angelegt, eine Maibaumschiene gekauft sowie ein Fahnenmast verlegt werden. Außerdem müsste der Gemeinderat die zusätzlichen Kosten genehmigen. Als erstes wird nun Turini-Huber mit den Trachtlern sprechen und das Ergebnis im Gemeinderat vortragen.

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