Mitten in Maisach:Ein Falke genügt

Die Maisacher begegnen der Krähenplage nicht mit dem Hyperaktionismus der Puchheimer

Kolumne von Erich C. Setzwein

Der in sich ruhende Maisacher neigt eher selten zu wirklichen Wutausbrüchen. Er ist immer nah genug an allem dran, um mitreden zu können, aber dennoch weit genug von den Widrigkeiten des Münchner Speckgürtels entfernt. Es ist wahrscheinlich die sanfte Hügellandschaft, es ist die großzügige Entfernung zwischen manchen Ortsteilen, die zu dieser Ausgeglichenheit beiträgt. Manchmal aber können sich auch die Bewohner der flächengrößten Landkreisgemeinde ein wenig aufregen. Nämlich dann, wenn ihre Idylle durch Plagen gestört wird, die womöglich aus den Gemeinden am Rande der großen Stadt kommen. Saatkrähen zum Beispiel, die sich von der Puchheimer Population abgespalten haben könnten, entdeckten vor einigen Jahren schon, dass es sich in Maisach viel besser chillen lässt.

Weil die Hysterie dem Maisacher eigentlich fremd ist, haben sich die Menschen dort auch anders auf die Krähen eingestellt. Sie haben nicht hyperventilierend die erstbesten Aktionen gestartet, haben keine Luftballons als Markierung ihres Hoheitsgebiets steigen lassen, sondern den Dingen erst einmal ihren Lauf gelassen. Abwarten, beobachten und noch mal abwarten. In sich ruhende Maisacher rasten auch nicht so schnell aus wie vorstädtische Bewohner, und so haben auch die Gernlindener nach vielen Gesprächen die Gemeinde erst mal machen lassen. Die hat sich dann dafür entschieden, einen Falkner zu engagieren, um mit im Grunde harmlosen Methoden die Krähen von ihren natürlichen Feinden vergrämen zu lassen. Am Friedhof hat der Falke seine Runden gedreht und den schwarzen Krächzern gezeigt, dass ein neuer Sheriff in der Stadt ist. Da die Krähen nicht dumm sind, haben sie ihre Plätze verlassen. Im Jahr drauf - die Maisacher haben es bekanntlich nicht so mit der Hektik - ist der Falke dann wieder gekommen.

Das werde man machen, bis die Krähen aus dem Ort heraus sind, hat Bürgermeister Hans Seidl bei der Bürgerversammlung in Gernlinden nun angekündigt. Und er machte dabei keinen gehetzten Eindruck.

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