Mitten in Maisach:Die Grünen sind so frei

Die Biohof-Tour der Grünen verläuft wie das Rennen von Hase und Igel. Wo die Grünen auch hinkommen, der Vertreter einer anderen Partei ist schon da

Von Stefan Salger

Die Grünen haben es nicht leicht. Früher war ja klar: Wir sind gegen Atomkraft und Kriegseinsätze. Und alle anderen Parteien sind die bösen Buben. Das hat sich etwas gewandelt. CSU, SPD und Freie Wähler (FW) wildern zunehmend in ihrem Refugium, distanzieren sich vom Atomstrom und legen sich gerne ein grünes Mäntelchen um. Die Öko-Partei wird in die Zange genommen. Überall lauert der politische Gegner, um ihr zuzusetzen. So wie beim Besuch der Landtagsabgeordneten Sepp Dürr und Gisela Sengl bei Biobauern nahe Maisach und Esting. Dort sollen die Vorzüge der extensiven Landwirtschaft in den Blickpunkt gerückt werden. Auch die ist schließlich ein originär grünes Thema. Los geht's auf dem Hof von Biobauer Sepp Huber. Ein aufrechter Mann und Gemeinderat, der lediglich einen Makel hat: Er gehört den Freien Wählern an. Huber ist es, der den Bus, in dem die grünenlastige Entourage durch den Landkreis gondelt, kurzfristig über den Fliegerhorst umleitet.

Auf einer ehemaligen Landebahn, zwischen Grünen-kompatiblem Magerrasen, steht etwas später Gemeinderat Norman Dombo. Der hat nur einen Makel: Er gehört der SPD an. Außerdem hat er noch einen kleinen Makel: Er lobt den Premium-Autohersteller BMW über den grünen Klee dafür, dass dieser hier ein Testzentrum eingerichtet hat. Und er schwärmt von den Vorzügen der geplanten Maisacher Umfahrung. Naja, alles keine wirklich grünen Leib- und Magenthemen. Zurück auf dem Huber-Hof, sitzen Dürr und Sengl unterm wohltuend grünen Baldachin und warten auf den Räucherfisch.

Bis Gottfried Obermair auftaucht. Der Spezl vom Huber Sepp, Gemeinderat sowie ausgewiesener Energie- und Umweltexperte, hat nur einen Makel: Er berät die Landtagsfraktion der Freien Wähler. "Auweh, da kommt ein U-Boot", flachst denn auch Dürr, als er "den Gottfried" durchs Gartentürl hereinspazieren sieht. Obermair nutzt die bunte Runde, um zwei Biobauern zu engagieren. Die sollen mit ihren grün lackierten Landmaschinen auf dem Zwiebelfeld abgelichtet werden. Für eine Broschüre der Freien Wähler.

Jahrelange Oppositionsarbeit freilich hat die Grünen abgehärtet. Dürr und Sengl lassen sich nicht beirren und singen das hohe Lied der (überparteilichen) Biolandwirtschaft. Auch dann, als ein paar Meter weiter der einzige Sonnenschirm überm Grill aufgespannt wird, der den Beteuerungen des Eigentümers zufolge auf dem Huber-Hof verfügbar ist. Der war bereits im Wahlkampf zu sehen. Er zeigt eine stilisierte Sonne und ein grünes "FW".

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