Mitten in Maisach:Berichte aus der Vergangenheit

Zeitzeugen erzählen Geschichten von der Eisenbahn

Von Sebastian Mayr

Wenn sich jemand an etwas erinnern will oder soll, an das er sich aus biologischen Gründen nicht erinnern kann, dann helfen Zeitzeugen. Aus den Schulen ist das bekannt, erprobt und ohne Zweifel sinnvoll und wichtig. Gerade, wenn es um Mahnungen wie das "nie wieder" von Weltkrieg und Holocaust geht. Nicht alle Zeitzeugen tragen die Bürde, aus grausamen Zeiten berichten zu müssen. Manche erinnern an prominente Menschen ihrer Jugendzeit, an Künstler oder große Erfolge im Sport. Andere erinnern sich an die Eisenbahn.

Die Linie zwischen Augsburg und München wurde 1940 fertig gestellt und wird dementsprechend in diesem Herbst für ihr 175-jähriges Bestehen gefeiert. Es gebe so viele Geschichten über die Bahn, wie sie Nutzer habe, schreibt die Arge Eisenbahnjubiläum. Deswegen sollen diese Menschen, Zeitzeugen auch sie, aus der bewegten Geschichte der Bahn berichten. Nun ist auch hier das Erinnern biologisch nicht ganz einfach möglich. Die Arbeiter, Architekten und Ideengeber aus den Dreißigerjahren des vorletzten Jahrhunderts dürften bei den Gesprächen im Blauen Salon der Maisacher Mittelschule wohl kaum zugegen sein.

Aber nein, ein genauerer Blick ins Programmheft zu den Jubiläumsfeiern schafft Abhilfe: "Sie erzählen ihre Geschichte von, mit und über die Eisenbahn", erklärt die Broschüre. Ein feiner Zug - das Gewöhnliche wird zum Besonderen. Denn laut Duden kann ein Zeitzeuge von historisch bedeutsamen Ereignissen Zeugnis ablegen. Was freilich die Frage eröffnet, ab wann ein Ereignis wie hohe historische Bedeutung erlangt. Für die Maisacher Gespräche dürften sich je nach Definition viele oder wenige dieser Zeugen finden lassen: Weißt Du noch, als die Wiesn-Besucher auf den Boden gespieben haben? Erinnerst Du dich noch an diese Verspätung im Frühling? Für die frühen Jahre der Eisenbahn beschränken sich die Organisatoren mangels echter Zeugen auf zeitgenössische Berichte, begleitet von Volksmusik und Eisenbahnliedern. Für die Zeit danach gilt: Zeitzeugen sind wir alle, nur die historische Bedeutung ist unterschiedlich hoch.

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