Mitten in Maisach:Belohnung fürs Zuparken

Eine Straße in Gernlinden wird mit Bäumen versehen, um das Abstellen von Fahrzeugen zu erschweren

Von ARIANE LINDENBACH

Wenn Eltern ihren Kindern etwas beibringen möchten, arbeiten sie oft mit Belohnung oder Bestrafung. Letzteres kommt allerdings zunehmend aus der Mode. Erziehungsmethoden wie der Rohrstock sind längst überholt, das Züchtigungsrecht der Eltern wurde im Jahr 2000 gestrichen. Dank neuester Erkenntnisse von Psychologie und Hirnforschung lernen Menschen tatsächlich leichter und wirkungsvoller, wenn sie für das richtige Verhalten gelobt und belohnt werden als wenn es für das falsche Verhalten eine Bestrafung gibt.

Die Gemeinderäte in Maisach scheinen jedoch beim Prinzip des Belohnens etwas übereifrig. Im zweitgrößten aber recht beschaulichen Ortsteil Gernlinden gibt es ein Problem: Die Maisacher Straße, frühere Staatsstraße, mit ihrer Breite von 8 bis 8,50 Meter ist laut Bürgermeister Hans Seidl "zum größten Parkplatz in Gernlinden geworden". Wohnmobile, Wohnwagen, selbst Boote werden langfristig dort abgestellt, wie der Rathauschef in der jüngsten Gemeinderatssitzung beklagte. Und dabei sollten Anlieger eigentlich auf ihren Grundstücken parken, nicht auf der Straße. In einigen Rinnsteinen wächst bereits Gras, da die Dauerparker die Straßenreinigungsfahrzeuge behindern.

Der Mehrheit der Gernlindner - zumindest jener, die bei der Bürgerversammlung dabei war - missfällt der Anblick von Autos und Anhängern am Straßenrand. Deshalb soll die Maisacher Straße nun umgestaltet und mit Bäumen bepflanzt werden, so wie es die Gernlindner möchten. Dann können dort nicht mehr so viele Fahrzeuge parken. Im Gemeinderat übten nur Gottfried Obermair und Michael Kappelmeir (beide Freie Wähler) leise Kritik an dem Plan, der die Gemeinde schon ein paar Euro kosten wird. In Maisach gebe es Straßen, die dringender saniert werden müssten. Und gegen die Dauerparker könnte man viel billiger Parkverbote erlassen, argumentierten sie. Das kam jedoch im Gremium nicht an. Man ließ sich gern vom Bürgermeister überzeugen, dass so ein kleiner Umbau keine "Unsummen von Geld" kosten werde; 25 000 Euro sind im Haushalt eingeplant. Am Ende votierten alle dafür,ein Ingenieurbüro mit der Bestandsvermessung der Maisacher Straße zu beauftragen und das Bauamt mit einem Konzept für den Umbau. Also bekommen die Gernlindner jetzt ihre Bäume entlang der Straße - zur Belohnung, weil sie die Straße so schön zugeparkt haben.

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