Mitten in Gröbenzell:Voll im Vorferienstress

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Der Gemeinderat hat in acht Tagen drei Sitzungen mit richtig wichtigen Themen und langer Dauer. Statt einer Sommerpause sollten die Kommunalpolitiker lieber durcharbeiten

Von Gerhard Eisenkolb

Einfach nur schnell mal die Koffer packen und in den erholsamen Urlaub fahren. Schön wär's. Leider ist vor den sehnsuchtsvoll erwarteten Ferientagen meist noch so viel zu erledigen, dass man so richtig auf dem Zahnfleisch daherkommt, bis es endlich Richtung Süden geht. Die paar Tage Faulenzen am Strand oder die Wanderungen in den Bergen wollen zuvor durch erhebliche Mehrarbeit verdient sein.

In diesem Vorferien-Marathon befindet sich zurzeit auch der Gröbenzeller Gemeinderat. Bis zum Beginn der Sommerpause am Freitag trifft man sich innerhalb von acht Tagen schnell noch mal so nebenbei zu drei schlappen Sitzungen im Rathaus. Wobei es nach der Wichtigkeit der Themen auf der Tagesordnung - dem Jahrhundertprojekt Bahnhofstraße, Rathausneubau, Überarbeitung aller 300 Bebauungspläne, Suche nach Flüchtlingsunterkünften und dergleichen mehr - mindestens sechs Sitzungen sein müssten. Und auch die würden nicht ausreichen, um alles abzuwägen und alle Bedenken anzusprechen. Nur der öffentliche Teil einer einzigen solchen Sitzung dauert trotz der hochsommerlichen Gluthitze im Rathaussaal mindestens dreieinhalb bis viereinhalb Stunden - ohne die Tagesordnungspunkte, die anschließend unter Ausschluss der Öffentlichkeit beraten werden. Dabei ist noch nicht mal berücksichtigt, dass die Sitzungen vorbereitet werden und die Fraktionen sich vorher intern abstimmen müssen und es gut wäre, wenn sich die Fraktionsvorsitzenden, wie üblich, vorher im Rathaus treffen. Ehrenamtliche Gemeinderäte stehen also allein in der letzten Sitzungswoche mit einer Belastung von 20 Stunden und mehr voll im Vorferien-Ehrenamtsstress.

Dabei geht es letztlich nur um Grundsatzbeschlüsse. Es ist also garantiert, dass es nach einigen erholsamen Tagen so weitergeht, wie es vorher aufgehört hat. Um noch eins draufzusetzen, lässt sich Bürgermeister Martin Schäfer in der Sommerpause noch am Knie operieren. Erholung ist etwas anderes. Die Urlaubsrückkehrer erwarten also nur neue endlose Sitzungen mit bestimmt wieder so vielen Themen, dass nicht alle behandelt werden können. Wäre es da nicht erholsamer, gleich daheim zu bleiben und in Ruhe und ohne Druck alles gründlich aufzuarbeiten?

© SZ vom 27.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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